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Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Titel: Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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normal in solch einer Situation.«
    »Superintendent Norman hat ständig nachgebohrt. Ich bin ja die einzige, die da war und … und überlebt hat. Natürlich hofft er, daß ich jemanden gesehen habe, daß ich irgend etwas mitgekriegt habe … Aber sosehr ich mir den Kopf zerbreche, mir fällt nichts ein!«
    »Etwas ist dir eingefallen«, sagte Jessica, »jedenfalls hat Norman das erzählt. Dir ist eingefallen, daß Phillip Bowen, kurz bevor die Verbrechen geschahen, bei dir im Park war.«
    Evelins Gesicht sah klein und zergrübelt aus. »Ja. Ich hoffe, ich habe ihn damit nicht in Schwierigkeiten gebracht.«
    Jessica verkniff es sich zu sagen, welch große Probleme sie ihm bereitet hatte. Aber es war natürlich richtig gewesen, daß sie Norman diese Information nicht verschwiegen hatte.
    »Weißt du«, fuhr Evelin fort, »ich glaube nicht, daß er etwas mit der … Sache zu tun hat. Ich fand ihn ja immer ziemlich unheimlich, aber als wir in dem Park saßen und miteinander redeten, da war er … ja, er war so verständnisvoll, so nett. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er irgend jemandem etwas zuleide tun kann.«

    »Ich glaube es auch nicht«, sagte Jessica, »und ich denke, als Unschuldiger hat er nichts zu befürchten.« Davon war sie in Wahrheit keineswegs überzeugt, aber weder sich noch Evelin wollte sie das Herz schwermachen.
    »Wo warst du, bevor du Patricia gefunden hast?« fragte sie. »Ich meine, nachdem du von Phillip weggegangen bist? Norman sagt, Tim hätte nach dir gerufen.«
    Evelin schluckte. Die Blässe ihrer Haut vertiefte sich. »Tim war … sehr zornig. Er konnte seine Ausdrucke nicht finden. Er war überzeugt, daß ich etwas damit zu tun hätte.«
    »Wieso solltest du das?«
    Evelin zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, er brauchte einfach einen Sündenbock. Er suchte schon den ganzen Morgen, und aus irgendeinem Grund hatte er ziemliche Angst, die Papiere könnten von jemand anderem als ihm gefunden werden. Er sagte, sie lagen zuletzt auf dem Tisch in unserem Zimmer, und sicher hätte ich aufgeräumt und sie dabei verlegt. Er schimpfte herum, und wir hatten einen fürchterlichen Streit. Ich sagte ihm, ich hätte nichts damit zu tun, aber er hörte mir gar nicht zu. Ich habe zu weinen angefangen und bin aus dem Haus gelaufen, so schnell ich konnte.« Sie machte eine Kopfbewegung zu ihrem Fuß hin. »Der Fuß tut immer noch weh. Ich glaube, ich sah ziemlich komisch aus, wie ich da in den Wald humpelte … wie eine fette Raupe, der ein Bein fehlt!«
    »Mach dich doch nicht immer so schlecht. Du sahst wahrscheinlich einfach wie eine Frau aus, die sich den Fuß verletzt hat!«
    »Egal. Ich heulte ganz schrecklich, und erst nach einer ganzen Weile kehrte ich wieder um. Ich dachte, ich gehe jetzt zurück und helfe ihm suchen. Das ist vernünftiger als zu streiten. Aber dann … sah ich Patricia, und …«, sie machte eine hilflose Handbewegung, »den Rest kennst du.«
    »Hast du Phillip noch irgendwo gesehen, als du nach dem Streit in den Park liefst?«

    »Das hat Norman auch sofort gefragt. Nein, hab ich nicht. Allerdings war ich auch an einer anderen Stelle als vorher.«
    »Hast du Alexander gesehen?«
    »Nein.«
    »Dann muß das alles in einer ziemlich kurzen Zeitspanne passiert sein«, meinte Jessica, »nämlich genau zwischen eurem Streit und deiner Rückkehr ins Haus.«
    »Ja, aber ich sagte bereits, ich kauerte eine ganze Weile zwischen den Bäumen und heulte. Das kann eine Dreiviertelstunde gewesen sein. Genau weiß ich es natürlich nicht.« Sie sah Jessica an. »Glaubst du, Superintendent Norman wird Phillip Bowen verhaften?«
    »Auf jeden Fall«, sagte Jessica, »wäre es besser für Phillip gewesen, er wäre an diesem Tag einmal ausnahmsweise nicht nach Stanbury House gekommen.«
    Sie stand auf, trat ans Fenster und sah hinaus in den sonnigen Frühlingstag. »So ein Dummkopf«, murmelte sie unruhig.
     
    Wegen dieses jungen Mannes hatte Patricia ein solches Theater veranstaltet! Leon wollte nichts Böses über seine tote Frau denken, beileibe nicht, aber sie hatte ein gewisses Talent gehabt, Unfrieden zu stiften, das konnte er einfach nicht anders sehen. Ein netter, sympathischer, riesengroßer und ziemlich dünner Bursche hatte unten am Eingang auf ihn gewartet. Leon war voller Mißtrauen heruntergekommen, halb und halb darauf gefaßt, daß es sich doch um einen Journalisten handelte. Das Mädchen von der Rezeption hatte oben an seine Zimmertür geklopft und gesagt, er habe Besuch, und

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