Am Ende des Winters
gehalten für dieses Torenvolk, für dieses dumme, achtlose Volk. Hatte sie gegen einen Feind beschützt, an den sie nicht einmal glauben mochten. Und währenddessen verstrichen leer und nutzlos seine Lebenstage, wo doch die ganze Welt nur darauf wartete, daß er sie in seine Arme reiße.
»Ist was nicht in Ordnung mit dir, Harruel? Du siehst so seltsam aus.«
»Thalippa…«
»Nein, ich bin Kreun!« Und nun begann sie vor ihm zurückzuweichen, und in ihrem Blick lag Furcht.
Sachkor tat ganz recht, dermaßen viel über das Mädchen zu schnattern. Kreun war sehr schön. Diese langen schlanken Beine, der üppige dunkle Pelz, die hellgrünen Augen, in denen nun Angst aufzuckte. Merkwürdig, daß ihm das nie aufgefallen war, wie hinreißend Kreun aussah; aber schließlich war sie ja jung, und man schenkte Mädchen keine Beachtung, bevor sie nicht das Tvinnr-Alter erlangt hatten. Sie war ein Wunder an Schönheit. Seine Minbain war herzlich gut und liebevoll, doch ihre Schönheit war ihr schon vor Jahren verlorengegangen. Kreun hingegen begann gerade zu ihrer höchsten Schönheit zu erblühen.
»So warte!« rief Harruel.
Kreun blieb stehen, die Brauen unsicher zusammengezogen. Er torkelte den Pfad hinab auf sie zu. Als er dicht bei ihr war, zog sie scharf die Luft ein und versuchte davonzulaufen, doch er griff mit seinem Sensororgan zu und erwischte sie am Hals. Es ging ein Sirren von ihr aus, er fühlte es, und es verdoppelte seinen rasenden Wahnsinn. Ohne Schwierigkeiten holte er sie zu sich heran, packte sie an den Schultern und warf sie bäuchlings auf die nasse Erde.
»Nein! Nicht! Bitte…«, wimmerte sie.
Sie versuchte wegzukriechen, doch sie hatte gegen ihn keine Chance. Er stürzte sich auf sie und packte sie von hinten an den Armen. Die Hitze in seinen Lenden war inzwischen unerträglich geworden. Irgendwo tief in seiner Seele mahnte eine leise Stimme: Was du tust, ist unrecht, man darf keine Frau mit Gewalt gegen ihren Willen nehmen, und die Götter werden dich dafür zur Rechenschaft ziehen. Aber Harruel vermochte nicht gegen diese wilde Wut anzukämpfen, gegen die Raserei, gegen den Zwang, die ihn überwältigt hatten. Er preßte die Schenkel gegen das seidige fellweiche Hinterteil des Mädchens und stieß zu. Sie brach in einen gurgelnden Schmerzensschrei aus, in den sich Entsetzen mischte. »Es ist mein Recht«, keuchte er ihr immer und immer wieder entgegen, während er sein Glied tiefer und tiefer in sie hineinstieß. »Ich bin der König. Es ist mein Recht.«
10. Kapitel
Fluß und Abgrund
Koshmar sprach: »Also soll es Lakkamai für dich sein, ja?« Es war der dritte Tag nach dem Ende der Regenzeit. Koshmar und Torlyri waren bei Einbruch der Nacht allein in dem Haus, das sie gemeinsam bewohnten. Es war nach dem Mahl, zu dem sich der ganze Stamm zur Feier des Mitwinterfestes des Ernährers versammelt hatte – alle, außer dem immer noch geheimnisvoll abwesenden Sachkor, nach dem inzwischen Tag um Tag Suchtrupps ausgeschickt wurden.
Torlyri, die sich bequem ausgestreckt hatte, setzte sich hastig auf. Noch nie hatte Koshmar einen derartigen Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen: Furcht und eine irgendwie schafsdümmliche Schuldbewußtheit, etwas, das kecker Herausforderung ziemlich nahe kam, alles vermischt und gleichzeitig.
»Du weißt es also?«
Koshmar lachte rauh. »Wer wüßte es nicht? Hältst du mich für ein Kind, Torlyri? Nachdem ihr zwei euch seit Wochen in jedem Winkel der Siedlung geradezu mit den Augen verschlungen habt – nachdem du mit jedem dritten Satz, den du anfängst, Lakkamais Namen sagst, während du früher ein ganzes Jahr und noch ein halbes dazu verstreichen lassen konntest, ohne je einen Anlaß zu finden, von ihm zu reden…«
Torlyri senkte beschämt den Blick. »Und – du bist zornig auf mich, Koshmar?«
»Hat sich das so angehört? Als wäre ich wütend darüber, daß du glücklich bist?« Doch in Wirklichkeit war Koshmar viel tiefer beunruhigt, als sie selbst dies je für möglich gehalten hätte. Seit geraumer Zeit wußte sie nun schon, daß so etwas geschehen werde, und sie hatte sich selbst immer vorgeredet, daß sie dann stark sein würde, wenn es einmal eintraf. Doch jetzt, wo es so gekommen war, bedrückte es ihr Herz wie eine schwere Last. Nach einer Weile sagte sie: »Du hast bereits mit ihm kopuliert, nicht wahr?«
Torlyris »Ja« war kaum vernehmbar.
»Früher einmal, als wir noch Mädchen waren, vor langer Zeit, hast du das getan. Mit Samnibolon,
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