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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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überzeugt war.
    Jedenfalls, es war an der Zeit, daß Hresh seinen Namenstag habe, es gab keinen Kokon, aus dem er hätte hervortreten können, und dies war der neue Ritus, den Torlyri sich ausgedacht hatte, und immerhin war sie die einzige Opferfrau, die das Volk zur Verfügung hatte. Also, wer hätte sagen können, das neue Ritual sei irrig oder falsch? Und so unterrichtete Torlyri Hresh, was er zu tun habe, und sie machten sich gemeinsam und nur zu zweit in der Dämmerung auf den Weg. Hresh trug eine Opferschale in der Hand, und während sie dahinzogen, sammelte er Blüten und Beeren als Gaben für die Götter.
    »Sag mir, wenn wir am rechten Ort sind«, bat er.
    »Nein, du mußt es mir sagen«, antwortete Torlyri.
    Seine Augen glühten vor Lebenslust und Lebenskraft. Torlyri hatte das Gefühl, niemals zuvor einem Wesen begegnet zu sein, das dermaßen voller Leben war, wie dieses Kind, dieser Knabe es war, und das Herz quoll ihr über, so voll Liebe war sie für ihn. Ganz gewiß, es strömte die Kraft von den Göttern durch seine Adern!
    »Hier ist es«, sagte Hresh.
    Es war düster an dem Ort, den Hresh gewählt hatte, denn die Wipfel der Bäume droben waren durch Geflechte von Schlingpflanzen, von Reben, dicker als ein Mannsarm, zusammengeheftet. Der Boden war feucht und weich. Sie hätten sehr wohl die einzigen Menschen in der Welt sein können.
    Hresh kniete nieder und begann sein Opfer.
    »Und nun will ich meinen Neuen Namen annehmen«, sagte er.
    Dann begab er sich auf die Suche nach einem Geschöpf, das sein Namenstier sein sollte; und nach einiger Zeit kam ein Wesen von anständigen Ausmaßen auf die Lichtung getrabt; ein Tier, etwa von der Größe eines Rattenwolfs, aber bei weitem hübscher anzusehen. Es hatte leuchtende Augen, einen länglichen zugespitzten Schädel und zwei schaufelartige goldene Stoßzähne neben der Schnauze, und dazu noch eine Reihe hellgelber Streifen entlang des bräunlichgelben Rückens. Die Beine waren schlank und endeten in je drei scharfkralligen Zehen: Höchstwahrscheinlich ein im Erdreich grabendes Tier, eines, das sich von Insekten ernährte. Es schaute ihn an, als habe es noch zuvor so etwas wie ihn erblickt.
    Er trat nahe heran.
    »Dein Name ist Goldzahn«, sagte Hresh.
    Das Tier starrte angstlos, vielleicht neugierig zurück.
    »Und ich«, fuhr Hresh fort, »ich bin Hresh-der-voller-Fragen-steckt, und heute ist mein Namenstag, und ich habe dich als mein Namenstier erwählt. Und so sage ich dir hiermit feierlich, Goldzahn, daß ich den Namen wähle – und er lautet Hresh! Hresh-der-Antwortfinder!«
    Torlyri atmete heftig ein. Was für eine Keckheit von dem Knaben!
    Hin und wieder geschah es zwar, daß jemand seinen Geburtsnamen auch als Erwachsenennamen beibehielt, aber es war selten, ja es war beinahe unerhört, und wer so etwas wagte, der verriet damit eine innere Zuversicht, ein Selbstvertrauen, die fast an bedenkenlose Kühnheit grenzte. Hresh, der sich den Namen Hresh wählt! Hatte es je einen Menschen gegeben wie dieses Kind Hresh?
    Und doch – und dennoch… war es denn wirklich der selbe Name? Vor dem Hresh-voller-Fragen, und das war der Name, den andere ihm angehängt hatten, und nun Hresh-der-Antwortfinder… und diesen Namen hatte er sich selbst gewählt.
    Er redete mit dem Goldzahn, stand ganz dicht bei ihm, streichelte und tätschelte das Tier. Dann klopfte er ihm auf den Schenkel, und das Tier trabte davon und verschwand im Unterholz. Er wandte sich Torlyri zu.
    »Also?« fragte er. »Habe ich nun meinen rechtmäßigen Namen?«
    »Du hast deinen rechtmäßigen Namen, ja.« Sie zog ihn ganz fest an sich und umschlang ihn. »Hresh-Antwortfinder… das ist dein Name.« Er ließ sich die körperliche Nähe ein wenig zögernd, ein wenig steif gefallen, als bereite ihm ihre heftige Zuneigung Unbehagen. Sie gab ihn frei und sagte: »Komm jetzt! Wir müssen zum Lager zurück und den anderen sagen, was du dir erwählt hast. Und dann wird es auch allmählich Zeit, daß wir uns auf die Suche nach dem berühmten Vengiboneeza machen.«
    Doch sie konnten nicht sogleich nach Vengiboneeza weiterziehen. Denn nun war Nettin im Kindbett, und diesmal war es ein Mädchen, und Hresh leitete erneut die Namensgebung und nannte das Kind Tramassilu, nach dem Mädchen, das von dem rotgeschnäbelten Hüpfer aufgespießt worden war. Er plante, alle Neugeborenen nach den während des Trecks Gestorbenen zu benennen, zum Zeichen dafür, daß die Verluste wettgemacht waren. Also brauchte

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