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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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hingehört.«
    Jake packt das eine Ende des Sofas und wuchtet es zurück. »Kommt Dad heute vorbei?«, fragt er, als ich mich in die Polster sinken lasse.
    »Weiß ich nicht.« Ich weiß es wirklich nicht. Wenn ich ihn auf der Arbeit anrufe, ruft er nicht zurück, und die Telefonnummer seiner neuen Wohnung hat er mir nicht gegeben. »Vielleicht ruft er später an und verabredet etwas mit euch«, füge ich hinzu, als ich Andys enttäuschtes Gesicht sehe.
    »Ja. ’scheinlich macht er das«, sagt Jake.
    » Wahr scheinlich, Jake. Wahr scheinlich wird er das tun.«
    »Ja. Wahrscheinlich.« Er sieht mich mit seinen seltsamen grünen Augen an und klappert mit den Wimpern. »Ich mach das doch nur, um dich zu ärgern.«
    »Ich wünschte, das wäre so. Dann könntest du nämlich damit aufhören.« Ich massiere mir mit zwei Fingern den Nasenrücken.
    »Was ist los, Mum? Hast du wieder Kopfschmerzen?«, fragt Jake.
    »Nur ein bisschen.«
    Er verschwindet in der Küche und kommt mit einem Röhrchen Aspirin zurück.
    »Hier. Nimm zwei, und ich mach dir einen Toast. Auf leeren Magen soll man sie nicht nehmen.«
    Ich sehe ihm vom Sofa aus zu. Seine kleine Gestalt bewegt sich als Silhouette vor dem Küchenfenster, während er sorgfältig Butter auf den Toast streicht und dabei die Titelmusik von Roger Ramjet summt. Seine Fußgelenke sind knochig, und seine Schlafanzughose ist zu kurz. Mein Herz möchte platzen.

 
    Jake,
    August 1985
    Es ist Teezeit, als wir in Caen ankommen, und die Sonne brennt immer noch heiß und trocken. Wir kriechen in der Autoschlange von der Fähre und haben die Fenster so weit heruntergedreht, wie es nur geht. Wir sitzen eingeklemmt zwischen unserem Gepäck, und die Kopfkissen und Taschen im Fußraum drücken unsere Knie nach oben. Andy und ich hocken auf den vier Schlafsäcken, die übereinander auf dem Rücksitz ausgebreitet sind. Das Nylongewebe klebt hinten an meinen nackten Oberschenkeln, und ich muss auf kleinen, feuchten Flecken hin und her rutschen. Ich wünschte, ich hätte eine lange Hose angezogen, nicht die Shorts. Zwischen uns steht ein Picknickkoffer mit den Resten vom Lunch. Dad wollte, dass Mum Sandwiches für die Überfahrt macht, damit wir unser Geld nicht für das teure Cafeteria-Essen, den reinen Nepp, rauswerfen müssen. Andy wühlt in dem Koffer herum, um zu sehen, was noch da ist.
    »Wann halten wir an?«, frage ich, als wir durch den Zoll sind und die Hauptstraße entlangfahren.
    »Ich weiß nicht«, sagt Dad. »Mal sehen. Wenn wir einen guten Platz finden.«
    Einer der Gurte am Dachgepäckträger hat sich gelockert. Er flattert seitlich am Auto und peitscht ab und zu neben meinem Gesicht zum Fenster herein. Dad hält an einer Pannenbucht, öffnet meine Tür und steigt auf die Schwelle, um den Gurt wieder festzumachen. Sein Gesicht ist verschwitzt, und er runzelt konzentriert die Stirn.
    »So müsste es gehen«, sagt er, schlägt meine Tür zu und setzt sich wieder ans Steuer.
    »Ich finde, wir sollten bald haltmachen«, sagt Mum, als wir weiterfahren. »Damit wir uns einrichten können, bevor es dunkel ist.«
    »Bis dahin haben wir noch ewig Zeit«, sagt Dad. »Bis runter in die Dordogne ist es weit; wir sollten heute noch ein ordentliches Stück schaffen. Okay, Jungs! Achtet auf Schilder am Straßenrand: Camping à la ferme . Wenn wir einen guten Platz finden, campen wir da.«
    Aber wir scheinen ewig durch eine Stadt nach der andern zu fahren, kleine graue Ortschaften mit gebeugten Rentnern und dem vereinzelt herumstreunenden Hund. Von Bauernhöfen oder Campingplätzen keine Spur.
    »Wird Tante Rachel in dem Haus sein, wenn wir in die Dordogne kommen?«, frage ich.
    »Ja, wenn wir ankommen, sind sie schon über eine Woche da. Rachel hat gesagt, sie bleiben noch ein paar Tage, und dann haben wir eine Woche für uns allein.« Mum dreht sich auf dem Beifahrersitz und lächelt mich an.
    »Ob ich mit George das Zimmer teilen kann?«
    »Na ja, Rachel sagt, drinnen ist es winzig – es ist nur zur Hälfte ausgebaut. Aber draußen ist jede Menge Platz. Ihr könnt doch zusammen zelten, wenn ihr wollt.«
    »Super«, sage ich, und der heiße Fahrtwind schlägt mir ins Gesicht. »Super!«
    »Ich auch?«, fragt Andy.
    »Kommt nicht infrage!«, knurre ich ihn an. Er wird sich nicht bei mir und George reindrängen.
    »Wir werden sehen«, sagt Mum.
    Andy grinst mich selbstgefällig an, und ich schüttele die Faust, damit er weiß, dass er keine Chance hat. »Arsch«, flüstere ich mit

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