Am Ende eines Sommers - Roman
Er schwenkt die Arme und winkt, wir sollen ihm folgen. Andy und Mum steigen wieder ein und fahren langsam durch das hohe Gras, bis zu mir und Dad. Wir steigen beide ins Auto, und Mum fährt mit ungefähr einer Meile pro Stunde auf dem holprigen Weg zwischen den Bäumen hindurch.
»Es ist eindeutig hier oben.« Dad sieht aufgeregt aus. »Alles passt genau zu Rachels Beschreibung.«
Der Weg durch den Wald ist so schmal, dass die Zweige und Äste an beiden Seiten mit kreischenden, kratzenden Geräuschen an den Türen des alten Austin scharren, als ob sie uns zurückhalten wollten.
»Bloß gut, dass es kein Aston Martin ist«, sagt Dad. »Wenn wir wieder zu Hause sind, werde ich die Autopolitur rausholen müssen.«
Wir fahren und fahren, langsam, sehr langsam, und der Druck der Erwartung im Wagen wird immer größer. Andy und ich knien auf dem Sitz und recken die Hälse, um in der Ferne La Font zu entdecken. Nach und nach wird der Weg breiter, und wir fahren durch das kühle Zwielicht des Waldes auf den hellen Sonnenschein jenseits der Bäume zu. Dann hört der Wald auf, und wir halten an. Da ist es: La Font de Paul, ein halb verfallener Hof aus alten Bruchsteinen, umgeben von großen, verdorrten Wiesen mit prächtigen Feldern und Tälern im Hintergrund. In seiner Einsamkeit könnte La Font der letzte Ort auf Erden sein, und wir sind die letzten Menschen.
»Sie sind da!«, kräht Katy. Barfuß kommt sie in einem kleinen blauen Badeanzug aus dem Haus gerannt, und ihre Zöpfe flattern im Wind, frei.
» Bienvenue !«, ruft Tante Rachel. Sie winkt uns heran, bis wir im Schatten parken. Sie trägt verblichene schwarze Shorts und ein Bikini-Oberteil, und ihr Haar ist unter einen verschlissenen Strohhut gestopft. Ihre Haut ist haselnussbraun, und sie ist sehr dünn, sieht aber nicht schwächlich aus, sondern schmal und energisch. Sie erinnert mich an Jane Fonda auf diesen alten Vietnam-Fotos.
»Wow«, sagt Mum beim Aussteigen. »Du hast gesagt, es ist mitten im Nirgendwo. Aber das hier – das ist wunderschön!«
Rachel umarmt Mum und dann mich und Andy, und Dad gibt sie einen Kuss auf die Wange. »Wie geht’s dir, Billy? Schön, dich zu sehen.«
Dad lächelt und wird sofort geschäftig; er macht den Kofferraum leer, breitet alles im trockenen Gras aus und macht ein konzentriertes Gesicht.
»Und jetzt wollt ihr sicher den großen Rundgang machen, oder?« Tante Rachel legt mir den Arm um die Schultern und drückt mich an sich. Wir gehen zu der Böschung, die zu den Feldern und Tälern rings um den Hof führt.
Wir stehen in der drückenden, trockenen Hitze und schauen auf die Buschlandschaft.
Tante Rachel formt die Hände zu einem Trichter um den Mund. »Kuckuck!«, ruft sie singend, und ihr Blick wandert über die Landschaft. »Kuckuck!« Wir stehen da und beobachten ihr Gesicht. Sie sucht das Tal ab. »Kuckuck!« Ihre Stimme hüpft über das Land, und ein perfektes Echo weht durch das Sonnenlicht zu uns zurück.
Dann sehen wir in der Ferne einen kleinen Punkt, der aus einem Baum plumpst und beim Landen eine Staubwolke aufwirbelt. »Kuckuck!«, kommt es zurück, und der Punkt läuft auf uns zu, springt über trockene Bachbetten, rennt über die Felder. Er gerät immer wieder außer Sicht, bis er schließlich deutlich als George erkennbar ist. »Kuckuck!«, ruft er wieder und kommt noch näher
Als er nur noch ein Feld weit weg ist, laufe ich ihm durch das Ginstergestrüpp entgegen, auf den Drahtzaun zu, der uns trennt, und er grinst und schwenkt beide Arme wie ein gestrandeter Seemann, der ein SOS -Signal sendet.
»Jake, Alter! Nicht –«
Ich packe den Draht und will rüberflanken, und peng! lande ich auf dem Hintern. Es fühlt sich an, als hätte mir jemand mit einem Cricketschläger auf beide Hände geschlagen.
George ist inzwischen auf der anderen Seite angekommen. Er hockt auf den Fersen, lacht sich scheckig und schnappt immer wieder nach Luft, weil er vom Rennen außer Atem ist. »Der ist elektrisch«, bringt er irgendwann hervor. »Der Zaun, du Idiot. Ein Elektrozaun.«
Ich starre ihn an und kann nicht fassen, dass er sich kaputtlacht. Ich habe gerade einen Stromschlag abgekriegt. Als ich nichts sage, ist er plötzlich beunruhigt.
»Jake, Alter? Alles okay? Jake?«
Er sieht so erschrocken aus, dass ich meinen Schock vergesse und anfange, nervös zu kichern. Er starrt mich stirnrunzelnd an, als ob ich einen Hirnschaden hätte. Ich muss noch mehr lachen, rapple mich auf und klopfe mich, immer noch
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