Am Ende eines Sommers - Roman
aus dem Fußraum an. Dann krabbelt er herauf und macht es sich auf meinem Schoß bequem, und er riecht hundemäßig und warm.
Als wir ins Fährenterminal einfahren, klatschen die ersten Tropfen eines Aprilregenschauers auf die Frontscheibe.
»Typisch«, sagt Mum.
Auf Manningly ist alles so, wie wir es verlassen haben. Griffin und Ellie-Hund beschnuppern sich zuerst ein bisschen argwöhnisch, aber dann sind sie weg, sie balgen sich spielerisch und wedeln mit den Schwänzen, als wäre es ein Wettbewerb.
George ist noch bei einem Freund, ich setze mich in die Küche und lese ein Buch, während Rachel und Mum sich um das Abendessen kümmern.
»Ich habe seit sechs Wochen keinen Tropfen angerührt«, sagt Mum, als Rachel ihr ein Glas Wein anbietet.
»Seit sechs Wochen?« Tante Rachel ist erstaunt. »Bist du auf einem Gesundheitstrip?« Sie geht zum Hahn und gibt Mum ein Glas Wasser.
»Nein, nein. Na ja, gewissermaßen schon«, sagt Mum. »Ich habe einfach beschlossen, auf mich achtzugeben. Und – mein Gott! Ich fühle mich so viel besser. Meine Haut leuchtet, mein Haar glänzt, und ich habe so viel mehr Energie. Rachel, du kannst dir nicht vorstellen, was das für ein Unterschied ist. Im Augenblick glaube ich nicht, dass ich je wieder damit anfange. Es ist, als wäre ich neugeboren!«
»Na, das freut mich für dich, Mary. Ich muss gestehen, auf mein medizinisches Glas Wein am Abend könnte ich nicht verzichten. Nur das eine – außer wenn wir Besuch haben. Irgendwie trennt es den Abend vom Rest des Tages. Jedenfalls: Cheers und bravo!« Tante Rachel hebt ihr Weinglas und stößt damit klingend gegen Mums Wasserglas.
»Es ist schön, hier zu sein«, sagt Mum.
»Es ist schön, euch hier zu haben«, sagt Tante Rachel.
Das Abendessen duftet köstlich. Rindfleischragout mit Klößen und Stampfkartoffeln. Ich spaziere zum Topf, rieche ausgiebig dran und rühre um.
»Ich hab extra für dich zwei besorgt, Jake, Schatz«, sagt Tante Rachel, als ich den Johannisbeer-Käsekuchen beäuge, der zum Auftauen am Rand steht. Sie kommt herüber und umarmt mich, und Mum sieht lächelnd zu. »Ich bin so froh, dass du uns wiedergefunden hast, Mary. Du und deine wundervollen Jungs.« Sie drückt mir einen Kuss auf den Kopf und geht dann zum Herd, um das Ragout umzurühren.
»Ich wünschte, wir könnten hier wohnen, Mum«, sage ich, als Tante Rachel hinausgeht, um auf den Gong zu schlagen.
»Oh, das meinst du nicht ernst, Jakey.« Sie lächelt mich sanft an, und ihre Hand schmiegt sich um das Wasserglas vor ihr auf dem Tisch.
Ich schaue auf meine Füße und zerdrücke einen Klumpen trockenen Lehm mit meinem nackten Zeh. »Doch«, sage ich, aber so leise, dass sie es eigentlich nicht hören kann.
Zwei Tage später sitzen wir beim Frühstück, als Mum plötzlich einfällt, dass wir Dad anrufen müssen, damit er weiß, dass wir gut angekommen sind. »Ich sollte ihn Sonntagabend anrufen! Kann ich rasch telefonieren, Rachel?«
Ich gehe mit ihr in Onkel Roberts Arbeitszimmer.
»Du kannst es auch tun, Jakey. Gib ihn mir, wenn du ihm guten Tag gesagt hast.« Mum geht im Zimmer umher und sieht sich die Bilder an, während ich Dads Nummer wähle.
Dads Telefon klingelt ein paar Mal, bevor abgenommen wird. Es ist Gypsys Stimme. »Hallo? Hallo?« Ich sehe Mum an; sie kann Gypsy nicht hören, aber ich sehe ihr an, dass sie weiß, irgendetwas stimmt nicht. Hastig lege ich auf.
»Ich muss mich verwählt haben«, sage ich und starre das Telefon auf dem Schreibtisch an.
»Versuch’s noch mal«, sagt Mum ruhig, aber jetzt hält sie den Hörer fest, während ich wähle.
Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis jemand sich meldet.
»Oh, Bill. Ich dachte schon, du bist vielleicht nicht da … Entschuldige, dass wir nicht früher angerufen haben. Hier war einfach zu viel los … Ja, gut, gut. Jakey ist hier; er will mit dir sprechen. Okay, ja, bis bald – bye.« Das Misstrauen ist aus ihrem Blick verschwunden. Sie reicht mir den Hörer und geht hinaus.
Dad geht es gut. Er will wissen, wie Griffin sich mit dem anderen Hund versteht, und sagt, ich soll ihn anrufen, wann immer ich Lust habe. Ich lausche angestrengt nach Geräuschen und Stimmen im Hintergrund, aber es ist still. Ich frage, was er heute Abend vorhat.
»Nicht viel, Sohnemann. Vielleicht bleib ich zu Hause und sehe fern. Muss morgen arbeiten, und wir fangen mit einem großen Auftrag an. Da muss ich in Bestform sein.«
Da! Ein Geräusch – vielleicht das Klappern von Besteck oder
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