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Am Ende ist da nur Freude

Am Ende ist da nur Freude

Titel: Am Ende ist da nur Freude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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hatte. Es ist sehr schade, dass zwar viele Ärzte zugeben, dass Visionen vorkommen, aber keiner darüber sprechen will. Im großen Ganzen war jedoch Sallys Gesichtsausdruck, als sie Jesus sah, das Allerwichtigste. Es war wunderschön mit anzusehen, wie jemand so tiefen Frieden empfand. Für mich sagte das alles.

Ich stelle das, was passiert, nicht in Frage
    von Daniel
     
    Bevor ich Rabbiner wurde, war ich streng wissenschaftlich ausgerichteter Optometrist. 15 Wenn mir noch vor ein paar Jahren jemand erzählt hätte, dass Verstorbene ihre lebenden Angehörigen besuchen, dann hätte ich ihn für verrückt erklärt. Aber die Zeiten ändern sich, und ich bin älter und weiser geworden. Ich weiß, dass ich nicht auf alles eine Antwort habe. Ich weiß lediglich, dass vollkommen rationale Menschen, deren Worten ich in jeder anderen Situation glauben würde, solche Geschichten erzählen. Sie haben mich gelehrt, dass ich, je mehr ich erfahre, tief in meinem Herzen umso sicherer weiß, dass die Seele weiterlebt.
    In meiner Geschichte geht es um Aaron, ein Mitglied meiner Gemeinde. Auch im Alter von 92 Jahren war er in unserer Synagoge noch sehr aktiv. Er lebte in einer Einrichtung des Betreuten Wohnens ganz in der Nähe und kam etwa drei- bis viermal die Woche zu Fuß zu uns he-rüber.
Er besuchte jeden Freitagabend den Gottesdienst und nahm auch sonst an den meisten Veranstaltungen teil, die wir anboten, von Vorträgen bis zu Kursen. Außerdem spielte er gern Karten.
    Aaron hatte drei Brüder und eine Schwester, die alle weit über 90 Jahre alt wurden. Er war der Jüngste, und auch wenn seine Brüder inzwischen alle gestorben waren, so war einer doch immerhin 100 Jahre alt geworden. Seine Schwester Rose war 94 und lebte in einem Pflegeheim in Florida. Sie hatten einander seit über fünf Jahren nicht mehr gesehen. Aaron sagte, sie beide kümmerten sich hauptsächlich um ihre eigenen Kinder und Enkelkinder, und er spreche nur etwa ein- bis zweimal im Jahr mit seiner Schwester.
    Eines Tages fiel mir auf, dass Aaron sich anscheinend immer schlechter auf den Beinen halten konnte. Seine Besuche in der Synagoge wurden seltener, und schließlich sah ich ihn nur noch am Freitagabend. Sein Verfall zog sich über einen Zeitraum von zwei Jahren hin, und er erklärte mir, er habe einfach nicht mehr die Kraft. In seinem Alter kam mir das nicht ungewöhnlich vor.
    Um dieselbe Zeit erzählte mir Aarons älteste Tochter, die jeden Sonntag mit ihm zu Abend aß, ihr sei aufgefallen, dass der Appetit ihres Vaters nicht mehr derselbe sei wie früher. Nachdem sie auch noch beobachtete, dass er abnahm, ging sie mit ihm zum Arzt, und nach einer Reihe von Tests erhielten sie wenig erfreuliche Nachrichten. Die Ärzte vermuteten Krebs und wollten Aaron zu weiteren
Tests stationär aufnehmen. Aaron weigerte sich und meinte: »Das Gehen fällt mir einfach nur ein bisschen schwerer, und ich habe nicht mehr so oft Hunger. Mein Körper sagt mir, dass mein Leben fast vorbei ist, und ich habe keine Beschwerden. Ich habe es doch gut! Ich habe eine Tochter, zwei Söhne und fünf prächtige Enkelkinder. Was will ich mehr?«
    Seine Tochter bat ihn inständig, nicht aufzugeben. Mit einem Lächeln sagte er: »Mit 92 gibt man nicht auf. Mit 75 könnte man es vielleicht noch als Aufgeben bezeichnen, aber ich nähere mich der Ziellinie meines Lebens. Ich kann sie sehen, und du solltest das auch. Viele Menschen in meinem Alter sind im Pflegeheim wie meine Schwester Rose. Chemo mit über neunzig mag für andere eine Lösung sein, für mich nicht.«
    Der Arzt verschrieb Aaron ein appetitanregendes Medikament, doch ein halbes Jahr nach seinem 93. Geburtstag setzte ein rascher Verfall ein. Seine Kinder brachten ihn zu weiteren Tests zum Arzt, damit festgestellt werden konnte, ob noch etwas anderes los war. Der Arzt vermutete immer noch Krebs, glaubte aber, dass er nur langsam wachse. Außerdem ergab ein Test, dass Aarons Herz schwach war und er einen Schrittmacher brauchte. Er weigerte sich erneut, und der Arzt verzichtete diesmal darauf, dagegen zu argumentieren. Angesichts seines geschwächten Herzens und der sonstigen Gesundheitsprobleme gab es keine Möglichkeit mehr, aus diesem älteren Herrn wieder den zu machen, der er einmal war.
    Innerhalb von zwei Monaten lag Aaron auf dem Sterbebett, und seine Tochter und seine Söhne waren bei ihm. Eines Tages hörten sie ihn mitten aus der Stille heraus sagen: »Rose, du bist da.«
    Seine Kinder wechselten erstaunte Blicke,

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