Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)
are«, sagt Emily und steigt aus.
Im Fahrstuhl prüfen wir unsere Gesichter. Schonungsloser ist das Licht nur auf Zugtoiletten. Ihr kann es nichts anhaben, aus mir macht es ein großporiges Wesen mit geröteten Augen. Emily scheint das nicht zu stören, vom 10. Stock bis unters Dach küssen wir uns, ohne Luft zu holen. Ich schnaufe danach schneller als sie. Sprinten ist nicht ihre Stärke, aber beim Tauchen würde sie mich hundertpro schlagen.
Das Dachquadrat ist gut gefüllt. Aus den Gesprächsfetzen, die ich mitbekomme, als Emily mich hinter sich her an die Bar zieht, um Jordan zu begrüßen, schließe ich, dass es den meisten Gästen weniger um die Kunst geht:
»I miss Portland.« – »Do you know the artist?« – »What a fantastic view!« – »Is that James Franco?«
Dabei sind die Skulpturen wirklich schön, passen perfekt zum Nachthimmel und den Keyboardsounds, die ein Trio vom Rand in die Menge spielt.
»EMILY!«, ruft Jordan freudig, als er uns bemerkt. Enthusiastisch umarmt er sie, hebt sie ein Stück in die Höhe. Nicht nur, dass er Jordan heißt und Afroamerikaner ist, er ist tatsächlich auch so groß wie die Basketballlegende. Nachdem er Emily zu Ende begrüßt hat, wendet er sich mir zu.
»And who are you?«
»I’m Max.«
Ein Zylinder macht die Runde. Kleine, metallene Kartuschen befinden sich darin. Jordan nimmt drei und teilt sie unter uns auf.
»What’s this?«, frage ich ratlos und rücke noch ein Stück näher an einen der Heizpilze.
»Laughing gas«, sagt Emily.
»You never tried it before?«, staunt Jordan.
Sie entfernen die Verschlüsse und inhalieren. Ihre Augen werden groß.
Jordan feuert mich an: »Let’s go, Max! Have some fun!«
Ich atme ein.
Der Rausch schluckt die Geräusche. Ich habe das Gefühl, Emily und Jordan schon ewig zu kennen. Ihr Lachen wärmt mich.
Euphorisch verkünde ich: »I feel like a mushroom heater.«
Jordan gefällt mein Spruch so gut, dass er fast in eines seiner Kunstwerke stürzt, und Emily nimmt meine Hand und zieht mich kichernd hinter sich her.
74
Wir wälzen uns auf fremden Laken, im Schlafzimmer des großzügigen Penthouses, das sich direkt unter dem Dach befindet und Jordans Mäzen gehört. Emily hat meine Angst weggewischt, mir gesagt, dass der Gönner übers Wochenende gar nicht hier ist, eine größere Ausstellung in einem Wüstenkaff in Arizona vorbereitet.
Ich frage nicht, was für eine Gegenleistung er von Jordan für seine Unterstützung erwartet. Dieser Moment würde keine traurigen Antworten vertragen.
Zwei meiner Finger stecken in Emily. Ich muss mich kaum bewegen, sie scheint einen kräftigen Energieschub durch das Lachgas gekriegt zu haben, stöhnt und werkelt an meiner Gürtelschnalle herum. Als sie es geschafft hat, rollt sie mit dem Mund ein Kondom über meinen Schwanz, lässt sich dann zurückfallen und spreizt die Schenkel. Ihr Gesicht sieht erwartungsvoll aus und ich werde versuchen, mein Bestes zu geben. Um nicht zu schnell zu kommen, mache ich mir Gedanken über die Zukunft.
Ich bin leise, will vermeiden, Emily aufzuwecken. Bevor ich eingeschlafen bin, habe ich mich auf diesen Abgang vorbereitet. In ihrer Hosentasche steckt ein Zettel, auf dem steht, dass ich sehr froh bin, ihr begegnet zu sein, und dass ich mich darauf freue, bald ihren ersten Roman zu lesen.
Auf Zehenspitzen sammle ich meine Klamotten ein und husche aus dem Zimmer. Jordan liegt auf dem Wohnzimmerteppich, hat es nicht mehr geschafft, das Licht zu löschen, was mir jetzt entgegenkommt. Eigentlich würde ich gerne eine Decke über ihm ausbreiten, fünfhundert Dollar neben seinen Kopf legen und eines seiner Kunstwerke mit nach Hause nehmen. Aber die Fußbodenheizung dürfte ihn ausreichend wärmen und ich habe sowieso nicht mehr genug Bargeld in den Taschen. Also gehe ich einfach.
Der Fahrstuhl öffnet sich, da zieht es mich zurück aufs Dach.
Ich wandle durch zugeschneiten Partymüll auf die Kante zu, jeden Augenblick dürfte die Nacht ins Zwielicht übergehen. Unten liegt die Stadt, ruht sich einen Moment aus. Von oben fällt Schnee.
»Der Held am Abgrund – wie dramatisch.«
Ich bin nicht überrascht, als Patrick jetzt neben mir auftaucht. Bei der Fallhöhe habe ich mit ihm gerechnet.
»Und was nun?«, fragt er.
»Ich weiß nicht. Was schlägst du vor?«
»Spring.«
»Ich springe, wenn du springst.«
»So gefällst du mir, Maxi!«
»Davor habe ich noch zwei Fragen.«
»Schieß los.«
»Warum sprichst du eigentlich Deutsch? Und:
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