Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)
einen Sektkorken knallen, aber wir können nicht anstoßen, bevor Jan von den Bienen zurück ist. Er muss sich noch daran gewöhnen, dass er die nun nicht mehr zu Fuß erreichen kann. Es wäre zu kompliziert gewesen, das Bienenvolk umzusiedeln, noch um einiges komplizierter als bei ihm. Er hat mit sich gerungen, aber schlussendlich ging es weniger um den Hof an sich, sondern um die Menschen darauf. Und weil auch ich ein Haus geerbt habe, das für mich allein viel zu groß ist, konnte ich ihn davon überzeugen, gemeinsam mit den anderen hier einzuziehen.
Zum Glück hat den Hof ein junger Biobetrieb aus dem Allgäu gekauft, der über die eigenen Hügel hinaus expandiert und Jan nicht nur die Schulden abgenommen, sondern ihm obendrein eine Stelle angeboten hat. Er wird jetzt fürs Imkern bezahlt, das würde Karl sicherlich auch gefallen.
Aus dem Büro meiner Eltern haben wir zwei Zimmer gemacht, eins für Maria, das andere für ihn. Manchmal schlafen wir zu dritt in einem Bett. Anton, Julia und Paul haben das Schlafzimmer meiner Eltern bekommen und arbeiten bereits fleißig an Pauls Nachfolger. Valentin ist noch nicht bereit, die Stadt zu verlassen, leider. Seit er heute Morgen angekommen ist, hat er Timon mehrfach angeboten, bei ihm zu wohnen, bevor der im Oktober nach Kiel geht, um Meeresbiologie zu studieren. Ich habe angefangen, meinen zweiten Film zu drehen, begleite ab und zu Marias Vater, der genau weiß, wo Ameisen Weißtannen hochklettern, um Honigtau aus Läusen zu melken, wo man mit viel Glück noch einem Auerhahn begegnen kann oder wann die Stare im Formationsflug vorüberziehen. Maria sagt, ich soll mich an der Filmakademie bewerben. Ich denke darüber nach.
Jan ist zurück, der Film kann starten. Ich will vorher ein paar Worte sagen, da saust etwas knapp an meinem Kopf vorbei. Ich drehe mich um und werde am Bauch getroffen. Hinter der Nachbarhecke hat eine Bande Stellung bezogen und schmeißt Tannenzapfen auf uns. Ihr Anführer ruft: »Feuer frei!« Julia bringt sich und das Baby in Sicherheit, flieht ins Haus. Ich suche Deckung hinter einem Klappstuhl. Es sind vier Jungen mit kriegsbemalten Gesichtern. Der Anführer meldet sich erneut: »Ergebt ihr euch?« Ich sehe die anderen an, sie schütteln die Köpfe und Jan antwortet laut: »Niemals.«
Wir erwidern das Feuer.
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Die Eltern von Tim wollen mich nicht anzeigen. Sein Vater hat gesagt, dass Indianer keine Schmerzen kennen und damit rechnen müssen, verwundet zu werden. Ein kluger Mann.
Ich habe Tim angeboten, ihm das Schießen beizubringen. Auf seinen Gips deutend, sagte ich: »Du trägst jetzt eine Maske, das ist eine gute Voraussetzung. Viele Helden tragen eine.« Er hat eingeschlagen und kurz gelächelt. Wir werden mit Stockenten beginnen. Mit Spucke.
Auf der Rückfahrt redet Maria sehr viel, aber ich höre nur meinen Vater, der sagt: »Du bist ein wirklich guter Schütze, Patrick.«
Ich gebe Gas.
Ich danke:
Mama und Papa, meinen Schwestern Franziska und Frederike, Christa Hischmann, meinen Großmüttern, Daniel Sommer, Felicitas Winker, Leif Randt, Thomas Klupp, Anvar Cukoski, Andreas Paschedag, Birgit Schmitz, Georg M. Oswald, Jonas Bohlken, Julia und Mathias Hartmann, Nelly Dongus, Stephan Framke, Kerstin Grießhaber und Nils Carstens, Andrés Pinto Alvaro, Stefan Schmied, Hanna-Lisa Trapp, Jonas Reichmann, Anna Hirssig, Louise Schubotz, Sabine Küntzel, Matthias Nizinski, Laura Klatt, Caroline Riggert, Markus Ziegler, Phillip Hartwig, Sebastian Polmans, Gereon Rahnfeld, Lilli Gärtner, Moritz Hanke, Sandra Gugic, Magdalena Schrefel, Paul Jandl, Familie Sommer, Edenkoben, Elliott Smith, Bret Easton Ellis, Gus Van Sant – LOVE!
Der Abdruck des Zitats im Kapitel 27 stammt aus dem Buch Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen von Selma Lagerlöf, übersetzt von Pauline Klaiber und erstmals 1920 erschienen bei Albert Langen, München.
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