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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Hischmann
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den Gaskocher zu. Sie sehen mich an. Ich drücke der Kleinsten von ihnen das Unterhemd in die Hand. Ihre Augen sind noch trauriger als die von Suzie. »Merry Christmas«, sage ich, schlage den Mantelkragen hoch und gehe schnell Richtung Ausgang.

72
    Aus dem Tor getreten, beginne ich zu rennen und bin sofort außer Atem und werde trotzdem nicht langsamer. In einiger Entfernung huscht ein Hund über die Straße, ich will »Lio« brüllen, aber erstens ist das nicht möglich und zweitens sehe ich ein blaues Flackern, das sich in meine Richtung bewegt. Und im nächsten Moment setzt die Sirene ein, strauchle ich und lande auf dem schneematschigen Sidewalk. Die Sirene heult, ich heule, die Tränen kommen mir wahnsinnig warm vor. Ich will schon die Hände über dem Kopf verschränken, als das Auto einfach so an mir vorbeifährt und in den Park abbiegt. Zunächst muss ich noch heftiger heulen, dann lachen, wie schon einmal dieses Jahr, beim Gedanken an Mama und Papa und ihren Feuertod. Plötzlich steht der Hund direkt vor mir. Ich beginne ihn zu streicheln und sein flauschiges Fell erinnert mich daran, wie groß meine Sehnsucht nach einem Bett ist, wie erschöpft ich bin.
    Sechzehn Stunden später werde ich wach. Ich stehe auf und ziehe die Vorhänge zur Seite. Sie haben die Straßenlaternen schon wieder angeknipst. Ich gehe zurück zum Bett, greife unters Kopfkissen. Die Pistole ist ganz warm.

73
    Letzter Abend. Ich sitze in derselben Bar wie vor zehn Jahren.
    Die Einrichtung hat sich verändert, und ich bin zuerst nicht ganz sicher, ob ich mich wirklich am richtigen Ort befinde. Aber dann sehe ich, dass in der Mitte des Raums immer noch der Tisch mit dem Plattenspieler und den Kisten voller 7inch-Singles steht. Für 50 Cent darf man seinen Song auflegen. Von zehn bis elf ist Happy Hour, gibt es zu jedem Drink ein Lied. Seit ich hier bin, laufen Tom Petty und die Smiths im Wechsel, investiert ein Slacker in Röhrenjeans und XL-Flanellhemd sein ganzes Kleingeld in den melancholischen Sound der 80er.
    Es ist neun Uhr, und ich schütte den Rest meines Wodkas auf Eis zu den drei Bieren, die ich an der Hotelbar getrunken habe. Noch ist es nicht voll. Luke, der heute ausschenkt, jedem neuen Gast die Hand schüttelt und nach dem Namen fragt, meint, dass das untypisch für einen Freitag ist und wahrscheinlich mit dem Indiefilm-Festival zusammenhängt, das die Kinos der Gegend veranstalten. Er zeigt auf zwei junge Mädchen, denen er trotz ID nicht glaubt, dass sie über einundzwanzig sind, und deshalb extrem wenig Rum in die Cola gemischt hat.
    »They’ve heard James Franco will be here tonight«, flüstert er grinsend.
    »And will he?«
    »I don’t think so … but you look a little bit like him. With the curls and the cheeky eyes. You could be their consolation.«
    »Thanks, but I’m not interested«, sage ich geschmeichelt.
    »Are you gay?«
    »No, but if I were I would also wait for James Franco.«
    Er lacht.
    »Another drink?«
    »Any recommendations?«
    Falls James Franco tatsächlich auftauchen sollte, mache ich ein Foto mit ihm und schicke es Valentin. Mir fällt nichts ein, was ihn neidischer machen könnte. Ich glaube, er hat Spiderman mindestens so oft gesehen wie ich Jäger des verlorenen Schatzes und Maria Titanic , allein 1997 war sie fünfmal in dem Film. Einmal musste ich mit, wollte knutschen, wartete aber zu lange ab, denn als das Schiff und Leonardo DiCaprio endlich gesunken waren, konnte Maria nicht aufhören zu heulen, und auch ich war deprimiert. Ein Unglück in diesem Ausmaß lässt keinen Menschen kalt, da war und bin ich mir ganz sicher.
    Lukes Cosmopolitan ist stark, und ich stelle das Glas ein wenig zu hart auf das Holz zurück. Das Kartenhaus, an dem die Frau am Ende des Tresens seit einiger Zeit bastelt, fällt in sich zusammen. Sie flucht und ich flüchte auf die Toilette.
    Als ich zurückkomme, ist sie auf den Hocker nebenan gerückt und bremst meinen beschwipsten Gang aus. Befangen setze ich mich.
    »You destroyed my house of cards«, sagt sie.
    »I’m really sorry …«
    »Which part of Germany you are from?«
    »How do you know that I’m german?«
    »Typical accent, my aunt lives in Heidelberg … and I admit I’ve been eavesdropping while you were talking to Luke.«
    »I’m from the Black Forest, it’s close to Heidelberg.«
    Sie lächelt und befeuchtet ihre Lippen.
    »What are you doing in New York?«
    »Just hanging around.«
    »M-hm. So than hang-around-boy from the Black Forest,

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