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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Hintertür, muss sie dabei nich' deine hässliche Fresse sehen. Also habt ihr beide was davon.«
    The Blade gab keine Antwort. Calvin stieß hörbar die Luft aus. Niemand kannte The Blade so gut wie er, niemand wusste besser, wozu The Blade in der Lage war. Er sagte zu Joel: »Mach dich besser auf den Weg zu dei'm Kumpel auf der Sixth Avenue, Bruder.« Er klang ganz anders als der gemütliche Kiffer, der er vor The Blades Erscheinen noch gewesen war. »Ich glaub nich', dass du dich hierauf einlassen willst.«
    »Is' das süß«, bemerkte The Blade. »Vor so was willste mich beschützen? Du bis' ein nutzloses Stück Scheiße, Cal, kapiert?« Er spuckte auf den Bürgersteig und sagte zu Joel: »Verpiss dich! Du bist die Mühe nich' wert. Du nich', und deine blöde Schlampe von Schwester auch nich'.«
    Joel wollte noch mehr sagen. Wie ein junger Hahn wollte er auf diesen überlegenen Gegner losgehen. Er wusste, dass er The Blade nichts entgegenzusetzen hatte, und selbst wenn, hätte er erst Cal Hancock überwinden müssen. Er durfte nicht einfach auf The Blades Geheiß davonkriechen. Also starrte er seinem Gegenüber furchteinflößende dreißig Sekunden lang in die Augen, obwohl er das Blut in den Ohren rauschen hörte und seine Eingeweide sich schmerzhaft verkrampften. Er wartete, bis The Blade fragte: »Was? Biste taub oder so?«
    Joels Mund war trocken wie eine Wüste, aber irgendwie bekam er genug Speichel zusammen, um ebenfalls auf den Boden zu spucken. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und zwang sich, die Straße entlangzugehen und nicht zu rennen.
    Er schaute nicht zurück. Und er beeilte sich auch nicht. Er schlenderte, als sei er ein vollkommen sorgenfreier Mensch. Seine Beine kamen ihm weich wie Gummi vor, und die Brust war so zugeschnürt, dass er fürchtete, das Bewusstsein zu verlieren. Aber er schaffte es und erreichte die nächste Straßenecke, ehe er sich in eine Pfütze im Rinnstein erbrach.
     

12
    Der Morgen von Ness Campbells Gerichtsverhandlung begann nicht sonderlich vielversprechend, und er wurde in seinem Verlauf nicht besser. Dichter Verkehr verhinderte, dass sie pünktlich vor Gericht erschien, und das war erst der Anfang vom Ende. Ihre Laune war miserabel, und der momentane Zustand dessen, was sie einst mit Six und Natasha geteilt und Freundschaft genannt hatte, verdüsterte sie überdies.
    Six und Natasha war sehr wohl bewusst, dass ihnen Scherereien drohten, sollte Ness sie als Komplizinnen bei dem versuchten Raubüberfall benennen. Vielleicht wäre eine Aussprache ein gangbarer Weg gewesen, die Aussage zu hintertreiben, aber weder Six noch Natasha waren in der Lage dazu, eine solche Verständigung zu erzielen. Außerdem besaßen sie weder die Fähigkeit noch die Vorstellungskraft, um über die momentane Situation hinauszublicken und die Konsequenzen ihrer Handlungen abzuwägen. Sie sorgten sich, dass sie selbst vor dem Richter landen könnten, und die Vorstellung, anschließend dem Zorn ihrer Eltern begegnen zu müssen, beunruhigte die beiden Mädchen zusätzlich. Also mieden sie Ness wie der Teufel das Weihwasser. Als sie jedoch feststellen mussten, dass dies nicht ausreichte, um Ness zu verdeutlichen, dass ihre Freundschaft vorüber war, erklärten sie ihr rundheraus, ihnen gefiele nicht, wie sie sich benehme: »Als wärste was Besseres, dabei biste doch nur 'ne blöde Kuh.«
    Als Ness also vor den Richter trat, wusste sie, dass sie allein war. Sie hatte Kendra bei sich, doch bei ihr wollte Ness nicht Trost suchen. Auch die Sozialarbeiterin war anwesend, aber Ness hatte kein Vertrauen zu ihr gefasst und ihr nichts Brauchbares offenbart, sodass Fabia Benders Anwesenheit keinen großen Nutzen hatte. Ganz im Gegenteil war Ness' Benehmenvor Gericht so weit von reuig und demütig entfernt, dass der Richter keine andere Möglichkeit sah, als die volle Härte des Gesetzes zur Anwendung zu bringen.
    Für sie sprach einzig und allein, dass dies Ness' erste Straftat gewesen war. Eine andere junge Frau, die dem Prozess, ihrem Beistand und ihrem ganzen Leben mit solch einem Ausmaß an Gleichgültigkeit begegnet wäre, hätte der Richter wohl in die »Besserungsanstalt« geschickt, wie er es in seiner beinahe schon sympathischen Antiquiertheit nannte. Ness hingegen wurde zu zweitausend Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt, die von der sozialen Einrichtung, wo sie geleistet werden sollten, genauestens zu überwachen und zu dokumentieren waren. Und, fügte der Richter hinzu, Miss Campbell werde

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