Am Ende war die Tat
und auf Kendra zu, die auf der winzigen Terrasse, einem gepflasterten Quadrat gleich an der Gartentür, stehen geblieben war. Es war ein schöner Tag, und in den Nachbargärten vergnügten die Menschen sich mit Essen, Musik, Gesprächen und gelegentlichen Streitereien. Die
Geräuschkulisse ließ sie keinen Moment lang vergessen, wo sie waren, damit sie sich ja nicht einbildeten - wie Manda und Patia es gern gehabt hätten -, sie befänden sich in einem Palastgarten.
Da die Mädchen das gesamte Gartenmobiliar für ihre Teeparty beanspruchten, zogen Cordie und Kendra sich in die Küche zurück. Geralds Ermahnung, Rauchen könne dem Baby schaden, so sie denn schwanger sei, kommentierte Cordie lediglich mit einem nachsichtigen Lächeln und zündete sich entspannt eine Zigarette an.
Kendra berichtete ihrer Freundin von Ness' Gerichtsverhandlung. Sie erzählte auch von Fabia Bender und deren Rat, ein Band zu Ness zu knüpfen, wenn Kendra vermeiden wolle, dass das Mädchen weiterhin in immer neue Schwierigkeiten geriet. »So wie ich sie verstanden hab, sollen wir zusammen Dinge unternehmen, wie Freundinnen es tun«, sagte sie.
»Zum Beispiel?« Cordie blies eine Qualmwolke Richtung Gartentür und warf dabei einen Blick auf die Teeparty. Ihre Töchter waren zum Verschlingen des Käsepopcorns übergegangen.
»Gesichtsbehandlung bei der Kosmetikerin?«, schlug Kendra vor. »Maniküre? Friseur? Zusammen Mittagessen gehen? Vielleicht einen Abend um die Häuser ziehen, zusammen mit dir? Irgendwas basteln? Schmuck vielleicht? Einen Kurs besuchen?«
Cordie dachte über all das nach. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich kann mir Ness nicht so richtig bei der Kosmetikerin vorstell'n, Ken. Und was den Rest angeht ... Das sind alles Sachen, die du vielleicht gern machen würdest. Wir müssen überlegen, was sie gern mag.«
»Also sich den Kopf zudröhnen und rumvögeln«, entgegnete Kendra. »Alte Damen überfallen und sich volllaufen lassen. Fernsehen und rumliegen und nichts tun. Oh, und sie mag es, Dix anzumachen.«
Cordie zog eine Braue in die Höhe. »Das klingt nicht gut«, bemerkte sie.
Kendra wollte eigentlich nicht darüber reden. Sie hatte bereits
Dix darauf angesprochen, und es hatte nicht funktioniert - im Gegenteil: Hinterher war er beleidigt und sie frustriert gewesen. Und seine Frage: »Für wen hältste mich eigentlich, Ken?«, hatte sie nicht beantworten können.
»Du und deine Töchter, Cordie. Ihr habt doch eine Beziehung.«
»Das will ich hoffen. Ich bin ihre Mutter. Außerdem waren sie immer bei mir, das macht es einfacher. Ich kenn sie. Ich weiß, was sie mögen. Aber so viel anders kann Ness auch nich' sein. Es muss doch was geben, was sie mag.«
Kendra dachte darüber nach, tagelang. Sie überlegte, wer Ness in ihrer Kindheit gewesen war, bevor alles in ihrem Leben sich geändert hatte. Schließlich fiel ihr ein - Ballett! Das musste es sein! Sie und ihre Nichte konnten auf dem Umweg über das Ballett ein Band knüpfen.
Ein Abend beim Royal Ballet war weit jenseits ihrer finanziellen Möglichkeiten, also bestand die erste Aufgabe darin, eine Vorstellung irgendwo in der Nähe zu finden, die ebenso sehenswert wie bezahlbar war. Das erwies sich nicht einmal als so schwierig, wie Kendra befürchtet hatte. Zuerst versuchte sie es beim Kensington and Chelsea College. Sie fand heraus, dass es dort tatsächlich eine Tanzsparte gab, aber es handelte sich um modernen Tanz, und sie glaubte nicht, dass dies das Richtige sei. Als Nächstes fragte sie bei Paddington Arts nach. Dort wurde sie fündig. Neben den Kursen und Veranstaltungen, die mit bildender Kunst zu tun hatten, bot das Zentrum auch verschiedene Bühnenaufführungen an. Eine davon bestritt eine kleine Ballettkompanie. Kendra kaufte umgehend zwei Karten.
Es würde eine Überraschung werden, eine Art Belohnung dafür, dass Ness ihre gemeinnützige Arbeit ohne großes Gejammer leistete, und Kendra forderte ihre Nichte auf, sich schick zu machen, da sie beide zusammen etwas Schönes unternehmen würden. Sie selber brezelte sich richtig auf und gab keinen Kommentar zu Ness' tief ausgeschnittenem Dekolleté ab, zu ihrem winzigen Minirock und ihren hochhackigen Stiefeln. Kendrawar entschlossen, den Abend zu einem Erfolg zu machen. Dies war die Gelegenheit, das erforderliche Band zwischen ihnen zu knüpfen.
Bei all ihrer sorgsamen Planung hatte sie jedoch nicht bedacht, was Ballett für ihre Nichte bedeutete. Sie wusste nicht, dass der Anblick einer
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