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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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spürte sie ihr Gesicht heiß werden, weil die Bemerkung ihr zweideutig vorkam.
    Er sah darüber hinweg. »Da hast du recht«, räumte er ein.
    »Willst du auch was?«
    Dix schüttelte den Kopf. Er wartete, bis sie ihr Wasser gezogen hatte. Dann setzten sie sich gegenüber. Wieder sagte er: »Du siehst gut aus, Ken.«
    »Danke«, erwiderte sie. »Du auch. Aber das ist ja nichts Neues.«
    Er war verwirrt, er fühlte sich kritisiert. Ihre Bemerkung erinnerte ihn an das, was sie Obsession genannt, und all das andere, das in ihrer Beziehung nicht gestimmt hatte.
    Kendra beeilte sich hinzuzufügen: »Ich meine, du trainierst immer so hart. Darum überrascht es mich nicht, dass du gut aussiehst. Hast du bald wieder einen Wettkampf?«
    Er dachte einen Moment nach, ehe er erwiderte: »Deswegen bist du nicht hier, oder?«
    Sie schluckte. »Stimmt.«
    Sie hatte keine rechte Vorstellung, wie sie ihr Anliegen vorbringen sollte. Sie kam ohne Vorrede zur Sache. Sie erzählte ihm, was Joel und Toby passiert war. Auch in Bezug auf den angeblichen Sturz beim Skateboardfahren hatte sie inzwischen eins und eins zusammengezählt. Und als sie bei dem Besuch in der Notaufnahme angekommen war und bei Joels Weigerung, seinen Peiniger zu benennen, tat sie es an seiner Stelle und bat Dix um Hilfe in dieser Angelegenheit. »Ein hässlicher kleiner Mischling, die eine Gesichtshälfte gelähmt. Neal heißter. Wenn du dich umhörst, solltest du ihn ohne große Schwierigkeiten finden können. Er treibt sich mit seinen Kumpeln an der Harrow Road herum. Alles, worum ich dich bitte, Dix, ist, dass du mal mit ihm redest. Ein ernstes Wort mit ihm redest. Mach ihm klar, dass Toby und Joel einen Freund haben, der gewillt ist, ihnen zu helfen, wenn jemand ihnen etwas antut.«
    Dix antwortete nicht. Er griff nach Kendras Wasserflasche und trank einen Schluck daraus. Dann hielt er sie fest und rollte sie zwischen den Handflächen hin und her.
    Kendra fuhr fort: »Diese Jungen ... sie haben Joel schon eine ganze Weile auf dem Kieker, aber von Toby wissen sie offenbar erst neuerdings. Joel fürchtet, dass sie sich wieder an ihm vergreifen ... an Toby, meine ich.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Nein. Aber ich merk das doch. Er klebt wie ein Schatten an seinem Bruder. Er ... er hat Toby Anweisungen gegeben: Bleib im Lernzentrum, und stell dich nicht draußen auf die Stufen. Geh nicht allein zum AIDS-Laden. Geh nicht zur Skate-Bowl, wenn ich nicht dabei bin. Solche Sachen. Ich weiß, warum er das sagt. Ich würde ja selber mit diesen Jungen reden ...«
    »Das geht nicht.«
    »Ich weiß. Sie würden sich nicht darum scheren, wenn eine Frau ...«
    »Ken, das isses nicht.«
    »... diejenige wär, die ihnen ins Gewissen redet. Aber wenn es ein Mann wäre, ein Mann wie du, bei dem ihnen sofort sonnenklar wäre, dass er sie sich vornehmen würde, wenn er müsste, und sie selbst das spüren ließe, was sie hilflosen kleinen Jungs antun - dann würden sie Joel und Toby in Frieden lassen.«
    Dix schaute auf die Flasche in seinen Händen hinab und hielt den Blick gesenkt. »Ken, wenn ich das für die Jungs regle, wird alles nur schlimmer. Joel und Toby werden nur noch mehr Scherereien haben als vorher. Das willst du nicht - und ich ebenso wenig. Du weißt doch, wie die Dinge auf der Straße laufen.«
    »Ja, das weiß ich«, entgegnete Kendra barsch. »Menschen sterben - so laufen die Dinge auf der Straße.«
    Er zuckte zusammen. »Nicht immer«, wandte er ein. »Und wir reden hier nicht über einen Drogenring, Ken. Wir reden nur über ein paar Jungs.«
    »Ein paar Jungs, die es auf Toby abgesehen haben. Toby. Du müsstest sehen, welche Angst er jetzt hat. Nachts hat er Albträume davon, und seine Tage sind kaum besser.«
    »Das geht vorbei. Jungen wie dieser Neal ... Der zieht eine Show ab. Der verschafft sich auf der Straße keinen Respekt, indem er sich an einem Achtjährigen vergreift. Diese Drohungen und so, dabei wird es bleiben, du wirst sehen. Er macht das nur, um euch aus der Fassung zu bringen.«
    »Tja, das ist ihm gelungen.«
    »Geh nicht darauf ein! Dieser Neal lässt nur einen raushängen. Er droht nur, sich Toby zu holen. Er ist ein Schwätzer, sonst nix.«
    Kendra wandte den Blick ab, als ihr klar wurde, wie diese Unterhaltung enden würde. »Du willst uns nicht helfen«, sagte sie.
    »Das hab ich nich' gesagt.«
    »Sondern?«
    »Die Kids müssen lernen zu überleben. Sie müssen lernen, wie man klarkommt oder wie man wegkommt.«
    »Was darauf hinausläuft,

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