Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
dass du mir nicht helfen willst.«
    »Das versuch ich doch grade. Ich erklär dir, wie es is' und wie es sein muss.«
    Er nahm noch einen Schluck Wasser, dann gab er ihr die Flasche zurück. Seine Stimme klang nicht unfreundlich. »Ken, du muss' bedenken ...« Für einen Augenblick kaute er auf der Unterlippe. Er betrachtete Kendra so eingehend, dass ihr unbehaglich wurde. Schließlich seufzte er. »Vielleicht hast du einfach mehr am Hals, als du schaffen kanns'. Haste darüber schon mal nachgedacht?«
    Sie richtete sich kerzengerade auf. »Du meinst also, ich sollte zusehen, dass ich sie loswerde? Meinst du das? Ich soll die fabelhafte Miss Bender anrufen und sie bitten, sie abzuholen?«
    »So hab ich's nich' gemeint.«»Und wie soll ich danach noch in den Spiegel schauen? Vielleicht, indem ich mir einrede, dass sie jetzt in Sicherheit sind? Weg aus dieser Gegend und all ihren Gefahren?«
    »Ken. Ken. Ich hab mich falsch ausgedrückt.«
    »Was also?«
    »Ich meinte nur, dass du vielleicht zu viel am Hals has', um allein damit fertig zu werden.«
    »Zum Beispiel?«
    »Was soll das heißen, zum Beispiel? Du weißt ganz genau, wovon ich rede. Toby, zum Beispiel, was mit ihm nicht stimmt und worüber nie jemand reden will. Ness, zum Beispiel, und ...«
    »Ness hat sich super gemacht.«
    »Super? Ken, sie hat mich angemacht! Mehr als einmal, als ich bei dir gewohnt hab. Beim letzten Mal stand sie ohne einen Fetzen am Leib vor mir, und ich sag dir, mit dem Mädchen stimmt was nich'.«
    »Sie ist hormonell durcheinander, wie drei Viertel aller Mädchen in ihrem Alter.«
    »Klar. Sicher. Das versteh ich. Aber sie wusste doch, dass ich dein Freund bin, und das is'n Unterschied, oder jedenfalls sollte es das sein. Aber nix macht für Ness 'nen Unterschied, und du musst doch einseh'n, dass das ein Anzeichen dafür is', dass irgendwas nich' stimmt.«
    Kendra wollte sich nicht auf das Thema Ness einlassen, denn solange es um Joel, Toby und die Schläger von der Straße ging, war sie moralisch im Vorteil. »Wenn du mir nicht helfen willst, dann sag's einfach. Aber untersteh dich, dich hier zu meinem Richter aufzuspielen.«
    »Das tu ich doch gar nich' ...«
    Sie stand auf.
    »Verdammt noch mal, Kendra! Ich will alles tun, damit du nich' allein mit alledem dastehs'. Diese Kinder haben Bedürfnisse, aber du musst nich' die Einzige sein, die versucht, diese Bedürfnisse zu erfüll'n.«
    »Für mich sieht's aber so aus, als wär ich die Einzige, die ihre
    Bedürfnisse im Auge hat«, entgegnete sie. Sie wandte sich zum Ausgang und ließ ihn allein am Tisch zurück.
    Als die Sommerferien zu Ende gingen, erkannte Joel, dass es nicht ausreichen würde, Neal und seinen Kumpeln immer nur aus dem Weg zu gehen, zumal sie jetzt genau wussten, wo sie ihn finden konnten. Er versuchte, die Strecke zur Middle Row School zu variieren, die er morgens mit Toby ging, aber die Middle Row School selbst oder auch die Holland Park School - die Ziele - blieben dieselben. Er wusste, dass er sich Neal Wyatt irgendwann stellen musste, nicht nur um seiner selbst, sondern auch um Tobys willen.
    Zu seiner eigenen Sicherheit nahm er ein Messer mit.
    In dem großen Durcheinander nach dem Besuch, den The Blade ihnen am Edenham Way abgestattet hatte, schienen alle außer Joel das Klappmesser vergessen zu haben, das während des Handgemenges durch die Küche geflogen war. Zu viele Dinge waren auf einmal passiert, als dass die Familienmitglieder sich an das Messer hätten erinnern können: Tobys hysterischer Anfall, Ness' blutende Kopfwunde, The Blade, der mit dem Arsch auf der Straße gelandet war, Kendras Bemühungen, Ness' Blutung zu stillen ...
    Zuerst erinnerte sich nicht einmal Joel an das Messer. Erst als ihm beim Tischdecken eine Gabel zu Boden fiel und unter den Herd schlitterte und er sich danach bückte, erahnte er einen silbrigen Schimmer. Er wusste sofort, was es war. Doch er sagte nichts, sondern wartete, bis die Luft rein war, und angelte das Messer mit einem langstieligen Holzlöffel ans Licht. Als er es in die Hände nahm, entdeckte er ein wenig Blut auf der Klinge, das nur von seiner Schwester stammen konnte. Also wusch er es gründlich ab, und nachdem es getrocknet war, versteckte er es unter seiner Matratze - genau in der Mitte des Bettes, wo es so schnell niemand finden würde. Er hätte nie daran gedacht, es zu benutzen, bis er zufällig ein Gespräch zwischen seiner Tante und ihrer Freundin Cordie mit anhörte, in dessen Verlauf Kendra von

Weitere Kostenlose Bücher