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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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schuften müssen, wie etwa Joels Vater geschuftet hatte. Diese Unterschiede warfen eine Kluft auf, nicht nur zwischen ihnen beiden, sondern zwischen Ivan und all seinen Nachbarn in diesem Teil der Stadt. Keine Literaturveranstaltung konnte diese Kluft überbrücken, ebenso wenig wie die Kurse bei Paddington Arts oder ein Besuch bei Ivan zu Hause. So kam es, dass Joel, noch ehe sein Mentor sprach, schon ziemlich genau wusste, was er sagen würde.
    »Neal hat sich von der Kunst abgewandt, Joel. Das Klavierspiel hätte seinen Geist speisen können, aber ihm mangelte es an der nötigen Geduld, um das herauszufinden. Das ist der Unterschied zwischen euch beiden. Du hast jetzt mehr Möglichkeiten, dich auszudrücken; er leider nicht. Also, was hier drin ist, schlägt sich hier nieder.« Er legte die Faust erst auf sein Herz, dann auf das Blatt. »Du hast keinen Grund, gegen andere Menschen loszuschlagen. Und solange du deine Gedichte hast, wirst du diesen Grund niemals haben.«
    »Aber Toby«, wandte Joel ein. »Ich muss dafür sorgen, dass sie Toby in Frieden lassen.«
    »Wenn du das tust, betrittst du den Teufelskreis«, erwiderte Ivan. »Das ist dir doch bewusst, oder?«
    »Was?«
    »Wie willst du denn dafür sorgen, dass sie deinen Bruder in Frieden lassen?«
    »Irgendwer muss sie sich vornehmen.«
    »Wenn du innerhalb dieser Schranken denkst, findet sich immer irgendwer, den sich irgendjemand anderen vornehmen müsste.«
    Kreise. Schranken. Nichts davon ergab irgendeinen Sinn. »Was soll das heißen?«, fragte Joel. »Toby kann sich gegen diese Typen nich' wehren. Neals Gang wartet nur auf den richtigen Moment, um sich ihn zu schnappen, und wenn das passiert...« Joel kniff die Augen zu. Wenn Ivan unfähig war, sich vorzustellen, wie es für Toby wäre, Neal in die Hände zu fallen, gab es für ihn nichts weiter zu sagen.
    »Das meinte ich nicht«, antwortete Ivan. Sie saßen Seite an Seite, und er rückte mit seinem Stuhl näher an Joel heran und legte dem Jungen den Arm um die Schultern. Es war das erste Mal, dass er ihn berührte, und Joel war überrascht. Doch die Geste schien tröstend gemeint zu sein, also versuchte er, sich getröstet zu fühlen, doch in Wahrheit gab es nichts, das ihn beruhigen konnte, ehe das Problem mit Neal Wyatt gelöst war. »Die Antwort scheint immer die gleiche zu sein, wenn es darum geht, mit jemandem wie Neal umzugehen: Knöpf ihn dir vor, schlag dich mit ihm, verabreiche ihm eine Dosis seiner eigenen Medizin, tu ihm genau das an, was dir angetan wurde. Aber das perpetuiert das Problem nur, Joel. Immer innerhalb der Schranken zu denken, zu tun, was man immer getan hat, führt zu nichts anderem, als ewig gefangen zu sein. Er schlägt, du schlägst zurück, er schlägt, du schlägst zurück. Nichts wird je gelöst, aber die Angelegenheit eskaliert bis zu dem Punkt, wo es kein Zurück mehr gibt. Und du weißt, was das bedeutet. Ich bin sicher, du weißt das.«
    »Er hat's auf Toby abgesehen«, brachte Joel hervor, obwohl sein Hals ganz steif und seine Kehle ganz eng waren von alldem, was aus ihm herausbrechen wollte. »Ich muss meinen Bruder beschützen ...«
    »Das kannst du nur bis zu einem gewissen Punkt. Darüber hinaus musst du dich selbst beschützen. Denjenigen, der du jetzt bist, und den, der du sein kannst. Genau die Dinge, an die zu denken Neal nicht ertragen kann, weil sie nicht die Bedürfnisse befriedigen, die er im Augenblick hat. Erhebe die Hand gegen Neal, Joel, ganz gleich aus welchem Grund, und du wirst Neal. Ich weiß, dass du begreifst, wovon ich rede. Du hast die Worte in dir und das Talent, sie zu nutzen. Das ist es, was zu tun dir bestimmt ist.«
    Er nahm das Gedicht wieder zur Hand und las es vor. Als er geendet hatte, sagte er: »Nicht einmal Adam Whitburn hat so geschrieben, als er in deinem Alter war. Glaube mir, das will etwas heißen.«
    »Gedichte sind gar nix«, murmelte Joel enttäuscht.
    »Gedichte sind das Einzige«, widersprach Ivan.
    Joel wollte das gerne glauben, aber jeder Tag auf der Straße bewies ihm das Gegenteil - erst recht die Tatsache, dass Toby sich ständig nach Sosi zurückzog, wo er mit Maydarc kommunizierte, und Angst hatte, das Haus zu verlassen. Joel gelangte schließlich an den Punkt, zu dem er nie hatte kommen wollen: Er wünschte sich, sein kleiner Bruder würde fortgeschickt, auf irgendeine Sonderschule oder in irgendein Heim, wo er wenigstens sicher wäre. Doch als er seine Tante fragte, was aus den Formularen geworden sei, die

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