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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Art, wie du dir das gedacht has'.«
    The Blade richtete sich auf und wandte sich zu Joel um. Er hielt etwas in der ausgestreckten Hand, doch es war kein Kokainbeutel. Es war eine Pistole.
    »Wie viel Mann is' 'n Mann?«, fragte er.
    23
    The Blade fuhr ihn zurück zum Edenham Estate, und unterwegs lag die Waffe wie eine zusammengerollte Schlange in Joels Schoß. Er hatte nicht die Absicht, sie zu benutzen. Sie zu berühren, war schon Furcht einflößend genug gewesen. The Blade hatte sie ihm mit dem Griff voraus in die Finger gedrückt und ihm befohlen, sich damit vertraut zu machen, mit dem Gewicht und Gefühl - kaltes Metall und Macht. Jeder, der ihn fortan auf der Straße ansah, würde einen richtigen Mann sehen. Denn ein richtiger Mann war fähig zu Gewalt, und darum legte sich auch niemand mit einem richtigen Mann an. Es rief Respekt hervor, wenn jemand eine anständige Waffe bei sich trug.
    Die Pistole enthielt keine Kugeln, und darüber war Joel froh. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was die Zukunft hätte bringen mögen, wäre sie geladen gewesen: Toby könnte sie finden, ganz gleich, wie gut Joel sie versteckte. Er würde sie für ein Spielzeug halten und abfeuern, ohne zu ahnen, dass sie töten konnte. Toby könnte aus Versehen Joel erschießen, Ness, Kendra oder Dix.
    The Blade streckte den Arm vor ihm aus und öffnete die Beifahrertür. »Sind wir uns einig, Mann?«, fragte er. »Haste kapiert, wie's laufen soll?«
    Joel schaute ihn an. »Und das is' alles? Danach nimmste dir Neal vor? Ich will nich' ...«
    »Willste damit sagen, The Blade is'n Lügner?« Seine Stimme klang hart. »Ich würd sagen, du tus', was The Blade will, und nich' andersrum.«
    »Ich hab doch auf dem Friedhof schon getan, was du wolltest«, entgegnete Joel. »Woher soll ich wissen, ob du mir nich' einfach wieder was anderes sags', was ich machen soll, wenn das hier erledigt is'?«
     

»Das kannste nich' wissen, Mann«, antwortete The Blade. »Du muss' mir einfach zeigen, dass du mir traus'. Traus' und gehorchs'. So läuft das. Wenn du The Blade nich' traus', hat The Blade auch keinen Grund, dir zu trau'n.«
    »Okay. Aber wenn ich erwischt werd ...«
    »Tja, das is' ja der Punkt, Joel. Was tuste, wenn du erwischt wirs'? Verpfeifste The Blade oder bleibste stumm? Was wird's sein? Sorg einfach dafür, dass sie dich nich' schnappen. Du kanns' doch rennen, oder? Du has' die Knarre. Was soll denn schon schiefgeh'n, wenn du 'n bisschen aufpasst?« Er lächelte, holte einen Joint aus der Tasche und zündete ihn an. Er betrachtete Joel über die Flamme hinweg, die sich funkelnd in seinen Augen spiegelte. »Du bis' doch 'n cleverer kleiner Scheißer, Joel. Das seid ihr alle in eurer Familie. Höllisch clever. Also weiß ich nich', was du für 'n Problem mit diesem Job has'. Sieh's einfach als weiteren Schritt an, Bruder. Es macht dich ein Stück mehr zu dem, der du eigentlich sein solls'. Jetz' nimm die Knarre, und hau ab! Cal gibt dir Bescheid, wenn's so weit is'.«
    Joel schaute von The Blade hinüber zum Edenham Estate. Er konnte das Haus seiner Tante von hier aus nicht sehen, aber er wusste, was ihn erwartete, wenn er die Stufen zur Eingangstür hinaufstieg: das, was in seiner Welt als Familie herhalten musste, und seine Verantwortung für sie.
    Er hatte seinen Rucksack mit zu Führt Worte statt Waffen genommen, und jetzt öffnete er ihn und stopfte die Pistole so weit nach unten wie möglich. Er stieg aus dem Wagen und beugte sich noch einmal vor. »Bis dann, Mann«, sagte er und nickte.
    The Blade offerierte ein träges Kifferlächeln. »Bis dann, Bruder«, antwortete er. »Schön' Gruß an deine Schwester, die Fotze.«
    Joel schlug die Tür zu und schnitt The Blades Gelächter ab. Und während das Auto in Richtung Meanwhile Gardens davon- raste, flüsterte er vor sich hin: »Klar doch, mach ich, Stanley. Fick dich.«
    Joel schlurfte zum Haus seiner Tante. Er war tief in Gedanken versunken, und die meisten dieser Gedanken drehten sichdarum, dass er absolut in der Lage war zu tun, was The Blade ihm aufgetragen hatte. Das Risiko war minimal. Wenn Cal dabei war und ihm half, das Opfer auszusuchen - und er wusste, Cal würde nicht einfach dabeistehen und ihn seine Wahl treffen lassen, ohne ihm einen Rat zu geben -, wie viel Zeit, Mühe und Risiko bedeutete es dann schon, einen stinknormalen Straßenraub durchzuziehen? Er konnte es sich sogar ganz leicht machen und sich einfach eine Handtasche schnappen. The Blade hatte nichts davon

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