Am Ende war die Tat
'nen Deal, du und ich.«
The Blade verengte die Augen. Die Innenbeleuchtung des Wagens beschien die Schlange auf seiner Wange, die sich zu bewegen schien, als seine Kiefermuskeln sich anspannten. »Steig ein, Mann«, befahl er und drehte den Kopf Richtung Rückbank. »Wir müssen Pläne machen, jetz' wo du so 'n dicker Macker bis'.«
Cal klappte den Sitz nach vorn. Joel sah ihn an, um zu ergründen, ob er in Cals Ausdruck irgendeinen Hinweis darauf lesen konnte, was als Nächstes passieren würde. Aber Cals Gesicht gab nichts preis, und auch das Haschisch löste seine Züge nicht.
Joel stieg ein. Ein eselsohriges Londoner Adressverzeichnis lag mit den Seiten nach unten auf dem Sitz. Als Joel es wegschob, sah er, dass es ein Brandloch im Polster verdeckt hatte. Jemand hatte daran herumgezupft, und die Füllung quoll heraus.
Als Cal wieder eingestiegen war, fuhr The Blade an, noch ehe die Tür sich ganz geschlossen hatte. Die Reifen quietschten wie in einem schlechten Gangsterfilm, und Joel wurde gegen die Rückenlehne gepresst. Arissa schrie: »Baby, jetz' geht die Post ab!« Sie schlang die Arme um The Blades Brust und schleckte ihm den Nacken ab.
Joel hielt den Blick von ihr abgewandt. Er kam nicht umhin, an seine Schwester zu denken. Auch sie hatte The Blade gehört, war Arissas Vorgängerin gewesen. Er konnte sich Ness einfach nicht in der Rolle dieses Mädchens vorstellen.
»Wie alt biste eigentlich, Bruder?«
Joel sah The Blade im Rückspiegel in die Augen. Sie nahmen eine Kurve zu schnell, und Arissa wurde zur Seite geschleudert. Sie kicherte, richtete sich auf und ließ die Hände über The Blades schwarzen Pullover hinabwandern.
Cal sah über die Schulter zu Joel und bot ihm seinen Joint an. Joel schüttelte den Kopf. Cal streckte ihm den Joint erneut und mit mehr Nachdruck entgegen. Etwas stand in seinen Augen, eine Botschaft, die Joel verstehen musste.
Joel nahm den Joint. Er hatte noch nie Gras geraucht, aber er hatte anderen dabei zugeschaut. Er nahm einen flachen Zug und schaffte es, nicht zu husten. Cal nickte.
»Zwölf«, antwortete Joel auf The Blades Frage.
»Zwölf. Za-wölf. Bis'n taffer kleiner Scheißer. Du hast nich' geantwortet, als ich dich neulich gefragt hab: Biste noch Jungfrau?«
Joel erwiderte: »Neal Wyatt benimmt sich nich', als hättste ihn dir vorgeknöpft, Stanley. Ich hab getan, was du gesagt has'. Wann erfülls' du dein' Teil?«
The Blade sagte zu Cal: »Er is' noch Jungfrau. Cool, he?« Mit einem Blick in den Rückspiegel zu Joel fuhr er fort: »Arissasteht drauf, Bengel wie dich zu entjungfern, Mann. Stimmt's nich', Riss? Willste Joel haben?«
Arissa ließ The Blade los und nahm Joel in Augenschein. Dann sagte sie: »Der würd nich' ma' so lang durchhalten, bis ich mein' Slip runtergezogen hab. Soll ich ihm ein' blasen?« Sie streckte die Hand nach Joels Schritt aus.
Joel stieß sie weg, ehe sie ihn berührte. »Halt mir deine Schlampe vom Hals, Mann. Wir hatten 'ne Abmachung, du und ich.«
Unvermittelt hielt The Blade am Bordstein. Joel sah aus dem Fenster. Er wusste nicht, wo sie waren. Eine Straße - irgendwo, mit hohen, nackten Bäumen, schicken Häusern und sauberen Bürgersteigen. Kein Stadtteil, den er kannte. The Blade befahl Cal: »Bring sie heim. Ich und der Macker hier ha'm was zu bereden.« Er drehte sich auf dem Sitz um und packte Arissa unter einem Arm, riss sie zu sich herüber, wobei ihr Rock sich hochschob und ihr Slip zu sehen war, und küsste sie roh. Sein Mund traf wie ein Fausthieb auf ihren. Dann übergab er sie Cal und sagte: »Gib ihr heut Abend nix mehr.«
Cal nahm Arissas Arm. Sie protestierte und rieb sich den malträtierten Mund. »Mann, ich hab kein' Bock zu laufen«, quengelte sie.
»Davon kriegste 'nen klaren Kopf«, gab The Blade zurück, und als Cal die Tür zuschlug, fädelte er sich wieder in den Verkehr ein.
Er fuhr schnell und bog oft ab. Joel versuchte, sich die Strecke zu merken, aber ihm ging bald auf, dass das wenig Sinn hatte. Er hatte ja keine Ahnung, was der Ausgangspunkt dieser Fahrt gewesen war, also war es wenig hilfreich, die Route zu kennen.
The Blade sprach nicht, bis er den Wagen abstellte. Dann sagte er lediglich: »Steig aus«, und als Joel Folge leistete, fand er sich an einer Straßenecke vor einem heruntergekommenen Haus mit einer Ziegelfassade, die selbst in der nächtlichen Straßenbeleuchtung schmuddelig wirkte. Grüne Farbe blätterte von den hölzernen Fensterrahmen, und über dem Eingangstor hingein
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