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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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kam zu dem Ergebnis - und es war das einzige Ergebnis, das er ertragen konnte -, dass The Blade für ihn das Gleiche tun könnte wie für Cal, und da zur Stunde, genau jetzt, ein Foto von Joel am Computer bearbeitet wurde, musste dies bald geschehen. Er brauchte einen Unterschlupf.
    Joel musste nicht lange warten. Er bekam eine Antwort auf seine Bitte um Schutz, noch ehe er sie ausgesprochen hatte.
    Er hatte sich an der Portnall Road in einem Hauseingang unweit von Arissas Wohnung versteckt. Vielleicht eine Stunde hatte er dort gewartet, in der Hoffnung, dass The Blade seiner Freundin einen Besuch abstattete. Er zitterte vor Kälte und hatte Wadenkrämpfe, als der Wagen schließlich vorfuhr. The Blade stieg aus, und Joel kam auf die Füße. Doch dann stieg Neal Wyatt ebenfalls aus dem Auto, und als The Blade im Haus verschwand, postierte Neal sich vor dem Eingang und nahm die Position von Cal ein. Er lehnte am Türrahmen und warf einen kleinen Gummiball dagegen.
    Joel duckte sich. Wie ...? Warum ...? Er starrte ins Leere, während er zu begreifen versuchte, was er gesehen hatte, und als er das nächste Mal zum Haus hinüberschaute, stellte er fest, dass er entdeckt worden war. Neal blickte unverwandt zu ihm herüber. Er steckte den Ball in die Hosentasche. Dann überquerte er die Straße und kam den Gehweg entlang auf ihn zu. Er blieb stehen und betrachtete Joel in seinem dürftigen Versteck. Er sagte nichts, aber er sah verändert aus, ging Joel auf, und zwar nicht wie jemand, dem gründlich die Leviten gelesen worden waren. Joel fiel ein, was Hibah zu ihm gesagt hatte: Neal will Respekt. Kannst du ihm den nicht einfach erweisen?
    Offensichtlich hatte Neal etwas getan, um Respekt zu erlangen, erkannte Joel. Und er nahm an, das Ergebnis dieser Begegnung würde ein Angriff auf seine - Joels - erbärmliche Person sein. Schläge, Tritte, Messer, was auch immer. Aber es kam kein Angriff.
    Stattdessen ergriff Neal das Wort, und es war nur ein einziger Satz, ausgesprochen mit gelangweiltem Sarkasmus: »Du bis' im Arsch, Rotschopf.« Damit wandte er sich ab und ging zu Arissas Haustür zurück.
    Wie Lots Weib verspürte Joel den Wunsch zu fliehen, aber er war erstarrt. Zehn Minuten vergingen, ehe The Blade erschien. Arissa folgte ihm wie ein Hund seinem Herrn. Zu dritt gingen sie auf den Wagen zu. The Blade öffnete die Fahrertür, während Neal auf der Beifahrerseite einstieg. Arissa blieb auf dem Gehweg stehen, bis The Blade sich ihr zuwandte, sie zu sich herüberzerrte, küsste und eine ihrer Hinterbacken packte. Abrupt ließ er sie wieder los. Er kniff sie in die Brust und raunte ihr etwas zu, und das Mädchen stand vor ihm und himmelte ihn an, sah aus wie eine, die sich niemals gegen ihn auflehnen und die hier an Ort und Stelle auf ihn warten würde, bis er wiederkam - die genau das war, was er wollte. Die eben überhaupt nicht wie seine Schwester war, wurde Joel plötzlich klar, die nicht so handelte oder dachte wie Ness. Kurz: eine Frau, die The Blade ansah, wie Ness wohl nie einen Mann ansehen würde.
    Joel musste mit einem Mal daran denken, wie oft The Blade ihm so voller Boshaftigkeit und Häme Grüße an seine Schwester aufgetragen hatte, und in all der Dunkelheit um ihn herum ging ihm plötzlich ein Licht auf. Aber dieser Lichtstrahl fühlte sich an wie ein Eiszapfen in seinem Herzen, und sein Glühen erhellte die Gesamtheit der Ereignisse in seinem Leben, die alle auf genau diesen Moment hingeführt hatten: Neal Wyatt, der dort im Wagen saß, der genau wusste, dass er dorthin gehörte. The Blade, der Arissa zeigte, wo der Hammer hing. Und Joel selbst als Betrachter dieser Szene, die ihm eine Botschaft vermittelte, die er von Anfang an hätte begreifen müssen.
    Cal spielte keine Rolle. Joel spielte keine Rolle. Und letztlich spielten auch Neal und Arissa keine Rolle. Das mochten sie jetzt noch nicht wissen, aber sie würden es herausfinden, wenn sie ihre Funktion erfüllt hatten.
    Was Joel als Nächstes tat, tat er in Anerkennung all der vie- len Male, da Cal Hancock ihn vor The Blade gewarnt hatte. Er trat aus dem Hauseingang und ging auf den Wagen, auf The Blade und Arissa zu.
    Er fragte: »Wo ist Cal?«
    The Blade warf ihm einen Blick zu. »Joel«, sagte er. »Sieht ziemlich finster für dich aus, Mann.«
    »Wo ist Cal?«, wiederholte Joel. »Was hast du mit ihm gemacht, Stanley?«
    Mit einem Satz sprang Neal aus dem Auto heraus, aber The Blade hielt ihn mit einem Wink zurück. »Cal hat sich schon lang

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