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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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fragte Kendra.
    Er nickte. »Was passiert jetzt mit ihr?«
    »Sie ist im Jugendgefängnis. Sie ist ... Joel, wahrscheinlich wird sie für eine ganze Weile weg sein. Fabia Bender glaubt ...«
    »Ness geht nirgendwohin .« Die Erklärung klang wütender, als er beabsichtigt hatte.
    Kendra stellte das Bügeleisen ab. Nachsichtig sagte sie: »Ich will doch auch nicht, dass sie eingesperrt wird. Miss Bender versucht, es so zu drehen, dass deine Schwester irgendwohin kommt, wo man ihr hilft, statt sie zu bestrafen. Eine Einrichtung wie ...« Sie unterbrach sich.
    Er schaute auf. Ihre Blicke trafen sich. Sie wussten beide, in welche Richtung diese Erklärung führte, und sie brachte keinen Trost. Eine Einrichtung wie die, wo deine Mum ist, Joel. Ness hat die Familienkrankheit. Sag Auf Nimmerwiedersehen. Die Ränder von Joels Welt rollten sich ein, wie ein Blatt, das vom Baum gefallen war.
    »Dazu wird's nich' komm'«, sagte er.
    »Kommen«, verbesserte seine Tante ihn geduldig. Sie griff wieder nach dem Bügeleisen und wandte sich dem Rock auf dem Bügelbrett zu. »Ich bin keinem von euch gerecht geworden«, bekannte sie. »Ich habe nicht begriffen, dass das, was ich hatte, wichtiger war als das, was ich wollte.« Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. Und sie bügelte mit großer Sorgfalt. Die Aufgabe erforderte eigentlich nicht so viel Konzentration und Aufmerksamkeit, wie sie ihr widmete.
    »Du vermisst Dix, oder?«
    »Natürlich«, antwortete sie. »Aber Dix hat nichts mit dem zu tun, worüber ich hier rede. Ich sehe es so, Joel: Glory hat euch bei mir abgeladen, und ich hab mir gedacht, okay, ich komm schon damit klar, weil ihr ja meine Familie seid, aber es darf keinen Einfluss darauf haben, wie ich mein Leben führe. Denn wenn ich mein Leben verändern muss, werd ich die Kinder irgendwann dafür verabscheuen, aber ich will die Kinder meines Bruders nicht verabscheuen, weil nichts von alldem ihre Schuld ist. Sie wollten nicht, dass ihr Vater erschossen wurde, und sie haben auch nicht darum gebeten, dass ihre Mutter immer wieder in die Klapse gesteckt wird. Trotzdem muss jeder von uns seinem eigenen Weg folgen. Also schick ich sie zur Schule, geb ihnen zu essen und ein Dach über dem Kopf, und damit habe ich meine Pflicht und Schuldigkeit getan. Aber Pflicht und Schuldigkeit haben nicht ausgereicht. Und das wollte ich nicht wahrhaben.«
    Erst ganz am Ende dieser Ansprache begriff Joel, dass seine Tante sich bei ihm entschuldigte, eigentlich bei ihnen allen. Er wollte ihr sagen, das sei nicht nötig. Hätte er nur die Worte finden können, hätte er gesagt, dass keiner von ihnen das Los erbeten hatte, welches ihnen zugeteilt worden war, und wenn sie bei dem Versuch, damit fertig zu werden , einen Scherbenhaufen anrichteten, wessen Schuld war das dann eigentlich? Seine Tante hatte getan, was ihr zu dem Zeitpunkt richtig erschienen war.
    »Schon okay, Tante Ken«, sagte er. Er strich mit dem Finger über die Cowboystiefellampe und ließ die Hand dann sinken.
    Wie alles in diesem Laden war die Lampe sauber und staubfrei und wartete nur auf einen Käufer, der etwas Schrulliges suchte, um ihn von seinen Alltagsproblemen abzulenken. Toby würde diese Lampe lieben, dachte Joel. Einfache, schrullige Sachen reichten ihm vollkommen aus.
    Kendra trat zu ihm, legte den Arm um seine Schultern, küsste ihn auf die Schläfe und sagte in ihrem taffen Tonfall: »All das wird vorbeigehen. Wir werden's überstehen. Du und Toby und ich. Sogar Ness. Wir werden es überstehen, und dann können wir endlich eine Familie sein, so wie es sein sollte. Wir werden eine richtige Familie sein, Joel.«
    »Okay«, antwortete Joel mit so leiser Stimme, dass er wusste, seine Tante konnte ihn unmöglich verstehen. »Das wär wirklich schön, Tante Ken.«
    Crimewatch hatte eine so unwiderstehliche Anziehungskraft auf Joel wie ein Verkehrsunfall auf einen Gaffer. Er musste es einfach anschauen, aber er wusste nicht, wie er das bewerkstelligen sollte, ohne unliebsame Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
    Als die Anfangszeit der Sendung näher rückte, sann Joel auf einen Weg, wie er seinem kleinen Bruder die Kontrolle über das Fernsehprogramm abringen könnte. Toby schaute ein Video, in welchem der junge Tom Hanks sich mit einer Meerjungfrau abmühte, und Joel wusste, er würde den Film nicht unterbrechen können, ohne dass Toby in lautes Protestgeschrei ausbrach. Die Minuten tröpfelten dahin. Zehn, dann fünfzehn, und Joel saß da und zermarterte sich das Hirn,

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