Am Ende zählt nur das Leben
fand doch keinen rechten Gefallen an dem Spiel. Minigolf erschien mir wesentlich lustiger, aber das sagte ich Cay natürlich nicht.
Die Runde wollte kein Ende nehmen. Nachdem wir fast zwei Stunden unterwegs waren, winkte er jemandem zu.
»Da hinten ist mein Vater. Hab ich mir doch gedacht, dass er bei diesem Wetter hier ist. Solch eine Gelegenheit lässt Johnny sich natürlich nicht entgehen«, sagte er zu mir.
Das fehlte mir gerade noch! Cays Vater! Über eine mögliche Begegnung hatte er kein Wort verloren. Der Mann kam mit kräftigen Schritten auf uns zu. Sein Teint war gebräunt, und die grauen Haare lugten unter einer Kappe hervor. Je näher er kam, desto stattlicher wirkte er.
Cay stellte mich ihm vor. Ich gab Cays Vater die Hand und wusste nicht, was ich sagen sollte. Er wirkte ungemein seriös und gewandt. Ich verstand nur die Hälfte von dem Gespräch zwischen den beiden und war froh, als ich wieder mit Cay allein war.
»Vielleicht treffen wir meinen Vater später wieder. Ich muss noch etwas von zu Hause abholen«, meinte Cay.
Cays Elternhaus war groß im Vergleich zu meinem Elternhaus und wirkte protzig auf mich. Ob der Hausherr eine hohe Position bekleidete? Ich hatte Cay noch nicht danach gefragt, was sein Vater beruflich machte. Es war mir auch nicht wichtig. Wir parkten den Wagen in der Einfahrt. Hier war er also aufgewachsen.
Ich kannte niemanden, der aus dieser Gegend kam. In unserer Vorortsiedlung lebten Arbeiter und einfache Angestellte, die Familien hatten mehrere Kinder, und die Gärten wurden zum Gemüseanbau genutzt.
Es war niemand zu Hause, und so blieb mir vorerst eine Begegnung mit Cays Mutter erspart. Ich wartete im Esszimmer, während er in einem anderen Teil des Hauses etwas suchte.
Als ich am folgenden Tag allein mit meiner Mutter in der Küche stand, sprach sie mich direkt auf Cay an.
»Ich sage es dir ganz ehrlich. Bei deinem Freund habe ich kein gutes Gefühl.«
»Wieso denn? Was hast du gegen ihn? Du kennst ihn doch überhaupt nicht.«
»Er passt nicht zu uns. Seine ganze Art ist anders.«
»Wenn du ihn besser kennst, wirst du sehen, dass er ein feiner Kerl ist. Er tut mir gut. Wir haben unseren Spaß.«
»Katja, wir wollen doch nur dein Bestes. Dieser Mann ist irgendwie anders.«
»Ja, und genau das finde ich gut.«
Ich ahnte, was sie meinte, aber schließlich war es einzig und allein meine Entscheidung, mit wem ich befreundet war. Mir gefiel es sogar immer besser, dass Cay anders und vor allem reifer war.
Mein Vater hielt sich mit Kommentaren zurück, aber ich merkte ihm an, dass er sich einen anderen Mann für mich wünschte. Robert gegenüber kannten sie weder Berührungsängste noch Vorbehalte. Er wäre der perfekte Schwiegersohn gewesen. Einer, der nicht nur zu mir, sondern auch zu ihnen passte. Aber alles war anders gekommen, und nun mussten sie meine Wahl akzeptieren.
Wenig später planten meine Eltern und der Rest der Familie den Sommerurlaub. Sie blätterten in Ferienkatalogen und buchten ein Sommerhaus in Dänemark. Mir kam eine Idee.
»Cay und ich kommen euch an der Nordsee besuchen. Dann lernt ihr ihn besser kennen. Dort sind wir alle beisammen, und ihr könnt euch in entspannter Atmosphäre beschnuppern.«
»Gute Idee«, sagte meine Schwester Anja. »Nach dem, was ich bisher über ihn gehört habe, bin ich wirklich gespannt.«
»Katja, du darfst nicht denken, wir haben etwas gegen deinen Freund: Dein Vater und ich wollen doch nur, dass du glücklich bist und nicht an den Falschen gerätst«, betonte meine Mutter.
Ich wusste, was sie meinte. Mit dem Ehemann von Anja war sie vollkommen einverstanden. Klaus passte in die Familie. Er war ein Schwiegersohn nach ihrem Geschmack, ein kräftiger und handfester Kerl, der meine Schwester liebte und dessen Hauptinteresse der Familie galt.
Genau das hatten meine Eltern sich auch für mich gewünscht. Wenigstens sprach meine Mutter in letzter Zeit seltener von Robert. Aber wenn sie ihn mal zufällig in der Stadt gesehen hatte, konnte sie sich nicht zurückhalten, es mir brühwarm zu erzählen und seine Grüße auszurichten. Im Stillen schien sie sich immer noch Hoffnung auf eine Versöhnung zu machen. Ihr Robert.
»In Dänemark bietet sich die beste Gelegenheit für Cay, die ganze Familie auf einen Schlag zu treffen«, bekräftigte ich.
»Es wird richtig voll im Ferienhaus.«
»Wir brauchen nur eine kleine Ecke zum Schlafen. Für ein Wochenende.«
»Die Zimmer sind ohnehin vergeben, aber im Wohnzimmer
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