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Am Ende zählt nur das Leben

Am Ende zählt nur das Leben

Titel: Am Ende zählt nur das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja B.
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Appetit zwischendurch mit Süßigkeiten. Cay hingegen nahm seine Ernährung ernst. Er trank Aufbaugetränke und nahm Vitaminpräparate zu sich. Regelmäßig trafen Päckchen mit Algenprodukten und Energiekapseln ein, die er über einen Freund bestellte. Er war ständig an Neuheiten interessiert, die ihm und seinem Körper guttaten.
    Wenn ich vom Spätdienst aus der Praxis kam, hatte Cay sein Sportprogramm bereits absolviert. Manchmal strotzte er vor Energie, und ich wurde richtig neidisch.
    »Ich bin heute fünfzehn Kilometer gelaufen, mein Engel. Es war wunderschön. Ich würde gern einen Marathon laufen. Eines Tages werde ich es schaffen. Aber vorher sollten wir zusammen einen Wettkampf machen.«
    »Ich? Nein. Wie kommst du denn darauf?«
    »Du hast enorme Fortschritte gemacht. Was hältst du davon, wenn wir den Silvesterlauf mitmachen?«
    »Was ist das denn?«
    »Ein Zehnkilometerlauf an Silvester. Das ist eine Veranstaltung mit Tausenden Aktiven und vielen Zuschauern. Lass uns gemeinsam dafür trainieren. Du schaffst das, glaube mir.«
    »Meinst du wirklich? Zehn Kilometer sind ziemlich lang«, sagte ich skeptisch.
    »Es muss doch keine Spitzenzeit werden. Hauptsache, du kommst ins Ziel. Wir können gemeinsam laufen. Und wenn wir dafür zwei Stunden brauchen, ist es auch egal.«
    »Aber du bist doch viel schneller als ich.«
    »Wenn du mitmachst, Engelchen, dann bleibe ich bis zur Ziellinie bei dir.«
    Von da an gab es kein Halten mehr. Cay motivierte mich mit Geduld, Witz und Raffinesse zu einem strammen Trainingsprogramm. Mir machte es Spaß, mich von ihm antreiben zu lassen. Nach und nach stellte ich meine Ernährung um und verzichtete auf Süßigkeiten. Die Bewegung tat mir gut, und schon bald konnte ich zehn Kilometer am Stück laufen. Auch der einsetzende Herbst mit seinen Regenschauern hielt uns nicht vom Training ab. Wir blieben eisern bei unserem täglichen Laufpensum, und ich machte weitere Fortschritte. Wenn Cay mich wie ein Kind lobte, ging es mir zwar manchmal auf die Nerven, und sein Engelchen, lauf! klang in meinen Ohren wie ein väterlicher Ansporn und nicht wie die Worte eines liebenden Mannes. Aber meistens war ich dankbar für seine unerschöpfliche Energie und seine Motivation.
    Eines Tages holte ich Cay aus dem Büro ab, weil wir gemeinsam ins Kino gehen wollten. Eine Frau saß neben ihm am Schreibtisch und ließ sich etwas erklären. Als ich den Raum betrat, stand sie rasch auf. Sie war offensichtlich eine Kollegin, die an mir vorbei ins Nebenzimmer wollte.
    »Darf ich vorstellen? Katja, das ist Petra«, sagte Cay, und ich begriff erst im zweiten Moment, dass ich diese Frau schon auf dem Foto in Cays Elternhaus gesehen hatte. Seine Exfreundin! Sie waren Kollegen? Davon hatte ich bisher nichts gewusst.
    »Ich helfe Petra bei ihren Prüfungsvorbereitungen. Sie muss verdammt viel lernen.«
    »Ach so«, sagte ich irritiert.
    Wir grüßten uns. Die Frau lächelte und wirkte nett. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    Als Cay und ich im Auto saßen, brodelte es in mir. Wie konnte er mir das nur verheimlichen? Sie arbeiteten zusammen und trafen sich jeden Tag! Ich biss mir auf die Lippen. Hier war ich nun: eine junge Frau in Stuttgart an der Seite eines reiferen Mannes. Ich musste meine Eifersucht im Zaum halten, wenn unsere Beziehung eine Chance haben sollte. Nicht noch einmal wollte ich die gleichen Fehler machen wie bei Robert. Die Zeit kindischer Verdächtigungen und Anschuldigungen musste vorbei sein.
    »Was hast du? Warum sagst du nichts?«, fragte mich Cay.
    Mir steckte ein Kloß im Hals, ich zählte bis drei und legte jedes Wort auf die Waagschale.
    »Versteht ihr euch noch gut? Petra und du?«
    »Ach ja, eben wie gute Kollegen.«
    »Ist es nicht schwierig, mit seiner Ex zusammenzuarbeiten?«
    »Nein, nein. Das ist doch Schnee von gestern. Sie hat auch schon lange einen anderen Partner. Ich denke gar nicht mehr daran, dass wir mal ein Paar waren.«
    »Und da ist nie wieder etwas gelaufen zwischen euch?«
    »Mein Kleines, nun bleib mal ganz ruhig. Es ist alles gut. Wenn ich dir sage, es ist vorbei, dann ist es auch so. Wir müssen nicht wieder darüber reden. O.k.?«
    »O.k.!«
    Ich nahm mir ganz fest vor, mich daran zu halten. Es war vorbei, sagte ich mir. Nie wieder Unterstellungen und Sticheleien! Die neue Katja war reifer geworden, und von Cay konnte und wollte ich noch viel lernen.

Der nette Cay
    Im Herbst besuchte mich meine Schwester mit ihrem Mann und den Kindern, und wir gingen

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