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Am Ende zählt nur das Leben

Am Ende zählt nur das Leben

Titel: Am Ende zählt nur das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja B.
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dann in die Vorschule muss.«
    »Was? Cay! Wie willst du … Ich meine, du hast deinen Beruf, wie willst du dich da um sie kümmern? Und wie könnte unsere Tochter ohne mich sein? Nein, das ist unmöglich. Das kommt überhaupt nicht infrage«, sagte ich, und meine Stimme drohte zu brechen. Aber ich zwang mich trotz seines unglaublichen Vorschlags, ruhig und sachlich zu bleiben.
    »Ich arbeite natürlich weiterhin. Sarah kann ich tagsüber betreuen lassen. Das machen andere Alleinerziehende auch.«
    Die Vorstellung, meine Tochter nicht bei mir zu haben, schnürte mir die Kehle zu. Wie konnte er mir das antun?
    »Cay, wir können Sarah doch nicht vollkommen aus ihrem Umfeld reißen. Sie war bisher fast ständig an meiner Seite. Und hier kennt sie doch alle, ihre Oma und ihren Opa, Tanten, Onkel, ihre Cousinen und ihren Cousin. Deine Eltern. Das wäre nicht gut, wenn sie allein mit dir in Stuttgart wäre.«
    »Aber sie ist auch meine Tochter.«
    Ich bemühte mich weiterhin um ein vernünftiges Gespräch, obgleich sein Vorschlag mich aus dem Konzept gebracht hatte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Schließlich musste Cay einsehen, dass es keinen Sinn machte. Wir einigten uns vorerst darauf, dass Sarah bei mir blieb und er sie jederzeit besuchen konnte.
    »Aber das wird Konsequenzen haben«, sagte er in ruhigem Tonfall, und ich überlegte, was er damit meinte. Ob er es auf eine Auseinandersetzung um das Sorgerecht ankommen lassen wollte?
    »Cay, denke nicht, ich will dein Geld. Das habe ich nie gewollt.«
    »Und was ist mit Robert?«, fragte er schließlich.
    »Was soll sein?«
    »Wird er dein neuer Mann?«
    »Bevor ich einen weiteren Schritt auf ihn zugehe, möchte ich zwischen uns alles geklärt haben.«
    »Wird er dein neuer Mann?«
    »Es kann sein, dass es darauf hinausläuft.«
    »Meine Eltern wissen auch schon Bescheid.«
    »Worüber?«
    »Dass du dich trennen willst. Sie halten nichts davon.«
    »Beeinflusst dich das?«
    »Nein.«
    Wir standen auf und machten einen langen Spaziergang. Irgendwann plauderten wir sogar über Belanglosigkeiten, die nichts mit uns zu tun hatten.
    »Cay, das war wirklich ein gutes Gespräch. Richtig wohltuend. Ich bin erleichtert, dass wir solch ein schwieriges Thema so vernünftig miteinander besprechen können. Andere werfen sich dabei Teller und Tassen um die Ohren.«
    »Ja.«
    Mir kamen die Tränen, und auch Cay musste weinen. Er konnte sich nur schwer wieder beruhigen. Seine Stimme klang brüchig, und er musste schlucken. Als er nach meiner Hand griff, zog ich sie langsam zurück.
    »Ich würde so gern noch einmal mit Sarah in den Urlaub fahren. Findest du es in Ordnung, wenn ich sie mitnehme und einige Tage mit ihr am Meer verbringe?«, fragte er plötzlich. Sein Wunsch traf mich unvorbereitet, und mir rasten unzählige Gedanken durch den Kopf. Er ist ihr Vater. Er hat ein Recht darauf. Ich darf jetzt keinen Fehler machen. Meine Reaktion entscheidet über die Zukunft. Ich muss mich kompromissbereit zeigen. Ich will ihm Sarah nicht verweigern. Wir müssen einvernehmliche Lösungen finden. Ich muss vernünftig reagieren.
    »Wann?«
    »Noch heute. Ich habe mir einige Tage freigenommen.«
    »Jetzt sofort?«
    »Sarah und ich könnten von hier aus an die Ostsee fahren. Am Abend wären wir schon dort.«
    »Das kommt aber plötzlich. Ja … also, wenn du es so gern möchtest. Ja, ich finde es in Ordnung. Du bist ihr Vater.«
    »Nur für ein verlängertes Wochenende.«
    »Ich hoffe, wir werden immer eine Lösung für unsere Tochter finden.«
    Wir holten Sarah bei meiner Mutter ab, und Cay erzählte ihr von dem Ausflug, den er mit ihr machen wollte.
    »Mein Engelchen. Wir beide fahren ans Meer und gucken uns große Schiffe an.«
    »Oh ja, Schiffe gucken.«
    »Nur dein Papa und du. Das macht ganz viel Spaß. Es gibt so schöne Schiffe im Hafen.«
    »Ja.«
    Im Haus meiner Schwester packten wir Sarahs Tasche. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Bisher war Cay erst einmal über Nacht allein mit Sarah gewesen. Weder kannte er ihren Rhythmus, noch wusste er, was sie abends aß und trank, wann sie normalerweise schlief und wann sie aufwachte. Um dergleichen hatte er sich doch nie gekümmert.
    Anja stand neben mir, als sie losfuhren. Sarah saß in ihrem Kindersitz auf der Rückbank und winkte uns zum Abschied zu.
    »Ich vertraue dir!«, musste ich aus einer plötzlichen Eingebung heraus durch die geöffnete Scheibe zu Cay sagen und wusste selbst nicht so genau, warum ich dieses Bedürfnis

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