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Am Ende zählt nur das Leben

Am Ende zählt nur das Leben

Titel: Am Ende zählt nur das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja B.
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Ich wusste wirklich nicht, was ich sagen sollte. Mir versagte die Stimme.
    Johnny fragte mich etwas. Ich versuchte zu begreifen, was er mit seinen Fragen meinte, aber es wollte mir nicht gelingen. Was konnten wir schon machen? Alles war vorbei. Meine Tochter war tot. Ich hatte das Liebste im Leben verloren, auch wenn ich es noch nicht wirklich begriffen hatte. Mein Verstand und mein Gefühl standen im Widerspruch zueinander. Ich wusste, was die Polizisten gestern gesagt hatten, aber ich konnte mir nicht vorstellen, meine Sarah nie wieder in den Armen zu halten. Ich fühlte sie noch. Sie war ganz nah bei mir. Mein Engelchen gehörte doch zu mir.
    Ich bestand darauf, dass wir mit der Situation ehrlich umgingen und nach außen offen kommunizierten, was wirklich passiert war. Alles andere wäre mir völlig falsch vorgekommen, und es war mir egal, was »die Leute« dachten. In Gedanken rief ich mir die Aussagen der Polizisten und des Pastors ins Gedächtnis. Sie hatten es erweiterten Selbstmord genannt.Nie zuvor hatte ich diesen Ausdruck gehört. Darin steckte das Wort Mord. Bei diesem Gedanken schnürte es mir die Kehle zu. Was hatte Cay getan? Die Vorstellung überforderte mich, und ich musste das Gespräch beenden.
    Robert blieb unentwegt an meiner Seite. Gelegentlich bat er mich, etwas zu trinken oder sogar zu essen. Ich hatte kein Verlangen danach. Immer wieder klingelte das Telefon. Mehrmals war die Polizei am Apparat. Ich konnte mit niemandem sprechen. Meine Familie und Robert erledigten diese Dinge. Mir wurde alles abgenommen.
    Am nächsten Tag fuhr Robert mich zu Anja. Dort waren meine Sachen, meine Kleidung, meine Waschutensilien, und vor allem waren dort die Sachen meines Engelchens. Ich öffnete unseren großen Reisekoffer und legte alles hinein. Der Geruch meines Mäuschens haftete an jedem Pulli, jeder Hose und jedem Hemdchen. Wie in Zeitlupe nahm ich ein Teil nach dem anderen und legte es in den Koffer. Die Sachen sollten in meiner Nähe sein, deshalb nahm ich sie mit zu meinen Eltern, wo ich vorerst wohnte.
    Irgendwann klappte ich das Kinderbettchen zusammen und konnte mir nicht vorstellen, dass sie nie wieder darin liegen würde. Robert und Anja waren in meiner Nähe und standen mir zur Seite, wenn sie den Eindruck hatten, es sei nötig. Manches musste ich aber ganz für mich allein erledigen. Robert stellte mir einen Tee hin, und ich sah ein mitfühlendes Lächeln über seine Wangen huschen.
    Einige Tage später begleitete Anja mich zu Cays Eltern. Es gab vieles zu besprechen und einiges zu organisieren. So zumindest stellte ich mir diese Zusammenkunft vor.
    Zaghaft drückte ich den Klingelknopf, dann bat Hannah uns hinein.
    Wir nahmen im Wohnzimmer Platz, und ich erzählte Cays Eltern, was ich wusste.
    »Cay hatte vor, einige Tage allein mit unserer Tochter zu verbringen. Wir lebten in Trennung, wie ihr wohl schon von ihm gehört habt.«
    Auf dem Weg von Stuttgart in den Norden musste er mit ihnen telefoniert haben. Ganz so hatte ich es verstanden, als ich mit Cay am See spazieren gegangen war. Was hatte er ihnen noch alles erzählt? Dass ich mich Robert wieder angenähert hatte?
    Noch immer war ich fassungslos und hatte Mühe, Hannahs Worten zu folgen. Cay hatte Sarah das Leben genommen. Dafür gab es keine Rechtfertigung. Ich fühlte mich nicht schuldig, dass er unsere Tochter umgebracht hatte. Ich fröstelte. Vielleicht hatte ich ja geglaubt, Sarahs Tod würde uns einander näherbringen.
    Als die Sprache auf Cays Beerdigung kam, kämpfte ich mit den Tränen. Beim Gedanken an die bevorstehenden Beisetzungen wurde mir übel. Noch hatte die Polizei mein Engelchen nicht frei gegeben, und noch konnte ich dieses Thema einigermaßen verdrängen. Ich wusste kaum, welcher Tag gerade war und was ich überhaupt fühlte. Und vor allem wusste ich nicht, wie es weitergehen sollte. Wie ich ohne Sarah leben sollte.
    Schon drangen die nächsten Gesprächsfetzen an mein Ohr. Johnny wollte wissen, was es mit Cays Schulden auf sich habe. Sogar die Polizei habe ihn darauf angesprochen.
    Schulden?
    Nun war ich vollkommen verwirrt. Ob er meine monatlichen Überweisungen wegen eines Kredits meinte? Den hatte Cay für mich vermittelt, weil ich Geld für eine kostspielige Zahnoperation brauchte. Die Summe war nicht der Rede wert und zudem immer pünktlich von meinem Konto abgegangen.
    Meine Schwester schaute mich fragend an. Hoffentlich hörte sie aufmerksam zu und merkte sich die Details, denn ich war kurz davor, gänzlich

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