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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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beiden Wissenschaftler geben uns Rätsel auf. Sie halten sich in Lingbao auf, einer kleinen Stadt in China, wo sie sich seit mehreren Tagen nicht vom Fleck bewegt haben. Niemand versteht, was sie dort treiben, auf ihrem Navigationsgerät haben sie aber höchst sonderbare Koordinaten eingegeben.«
    »Und welche?«
    »Die einer kleinen unbedeutenden Insel mitten in der Andamanensee.«

    »Gibt es einen Vulkan auf dieser Insel?«, wollte Ivory wissen.
    »Ja, tatsächlich, wie kommen Sie darauf?«
    Ivory gab keine Antwort auf die Frage.
    »Und was stört Sie so, Vackeers?«
    »Sir Ashton hat nicht an der Versammlung teilgenommen, es heißt, er sei krank. Ich bin nicht der Einzige, dem das Kopfzerbrechen bereitet. Jeder weiß, wie feindlich gesinnt er der Entscheidung unserer Organisation gegenübersteht.«
    »Haben Sie Gründe zu der Annahme, dass er besser informiert ist als wir?«
    »Sir Ashton hat viele Freunde in China«, erwiderte Vackeers.
    »Lingbao sagten Sie?«
    Ivory dankte Vackeers für den Anruf. Er trat auf den kleinen Balkon, stützte sich auf das Geländer und dachte eine Weile nach. Das Essen, das er sich hatte bereiten wollen, würde warten müssen. Er begab sich in sein Schlafzimmer und nahm vor seinem Computer Platz. Er reservierte einen Platz in der Neunzehn-Uhr-Maschine nach Peking sowie einen Anschlussflug nach Xi’an. Dann packte er eine Reisetasche und bestellte ein Taxi.

Auf der Straße nach Xi’an
    »Du solltest ihn überholen lassen.«
    Ich teilte Keiras Meinung, aber der Wagen, der uns folgte, fuhr zu schnell, als dass ich hätte bremsen können, und die Straße war noch immer zu schmal, um am Rand zu halten. Der Ungeduldige würde also noch etwas warten müssen, weshalb ich beschloss, sein Hupen zu ignorieren. Als die Straße nach einer Kurve steil anstieg, fuhr er gefährlich nah auf, und der Kühler im Rückspiegel wurde immer größer.
    »Leg deinen Sicherheitsgurt an«, sagte ich zu Keira, »dieser Idiot wird uns noch in den Graben drängen.
    »Brems, Adrian, ich bitte dich!«
    »Ich kann nicht, er ist zu dicht hinter uns.«
    Keira drehte sich um und schaute durch die Heckscheibe.
    »Die sind ja verrückt, hier so zu rasen!«
    Die Reifen quietschten, und der Jeep machte einen Schlenker. Es gelang mir, ihn wieder unter Kontrolle zu bringen, und ich gab Gas, um die Wahnsinnigen abzuhängen.
    »Das kann doch nicht sein, sie haben es auf uns abgesehen«, sagte Keira. »Der Typ am Steuer hat gerade eine drohende Geste gemacht.«
    »Hör auf, sie zu beobachten, halt dich lieber fest. Bist du angeschnallt?«
    »Ja.«
    Mein Gurt war nicht geschlossen, aber in dieser Situation konnte ich unmöglich das Steuer loslassen.

    Wir spürten einen heftigen Aufprall, der uns nach vorne schleuderte. Unsere Verfolger spielten offenbar Autoscooter. Das Heck des Jeeps kam ins Schlingern, und Keiras Tür schrammte am Felsen entlang. Sie klammerte sich so fest an den Haltegriff, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Unser Wagen hielt in etwa die Spur, geriet aber in jeder Kurve ins Schleudern. Ein erneuter Stoß, und der Jeep stand quer auf der Straße. Aber wie durch ein Wunder gelang es mir, ihn wieder in den Griff zu bekommen, und es schien, als würden wir unsere Verfolger abhängen. Bis die Dreckskerle plötzlich wieder herangerast kamen, der Tacho zeigte einhundertzehn Stundenkilometer, eine Geschwindigkeit, die auf einer so gewundenen Bergstraße reiner Irrsinn war. Die nächste Kurve würden wir nicht meistern können.
    »Brems, Adrian, ich flehe dich an!«
    Der dritte Stoß war noch heftiger, der Kotflügel prallte gegen den Felsen, der Scheinwerfer zersplitterte. Keira rutschte tiefer in ihren Sitz. Der Jeep schoss quer über die Fahrbahn. Ich sah, wie die Straßenbrüstung beim Aufprall zerbarst, und hatte einen Moment lang den Eindruck, wir würden vom Boden abheben und in der Luft schweben, bis sich die Vorderräder ins Nichts senkten. Der Wagen überschlug sich ein erstes Mal und kam auf dem Dach auf. Er rutschte weiter hangabwärts in Richtung Fluss. Dann prallten wir gegen einen Felsen, überschlugen uns erneut und kamen diesmal mit den Rädern auf. Das Dach war verbeult, und wir glitten unaufhaltsam weiter in die Tiefe, ohne dass wir dagegen etwas hätten tun können. Ein Pinienstamm kam auf uns zugerast, der Jeep schrammte daran vorbei, nichts konnte ihn mehr zum Stehen bringen. Wir sausten auf einen Erdhügel zu, der Kühler hob sich in die Luft, und ich vernahm ein dumpfes Klatschen,

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