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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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Filme entwickeln zu lassen. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, Ihnen jetzt all das zu geben. Vielleicht ist es noch zu früh.«
    Ich öffnete die erste Hülle. Keira hatte mich gewarnt, die geringste Kleinigkeit lässt den Schmerz wieder aufleben. Walter war so taktvoll, mich allein zu lassen, und ging schlafen. Ich brachte einen großen Teil der Nacht damit zu, die Erinnerungsfotos anzusehen, die Keira und ich bei unserer Rückkehr nach London gemeinsam hatten betrachten wollen. Unter den Aufnahmen befanden sich auch die jenes Tages, an dem wir nackt im Gelben Fluss gebadet hatten.
     
    Am nächsten Morgen begleitete ich Walter zum Hafen, ich hatte die Bilder bei mir. Auf der Terrasse des Cafés zeigte ich
sie ihm. Ich musste ihm die Geschichte jedes einzelnen Fotos erzählen. Alles, was Keira und ich auf unserer Reise von Peking bis zu der Insel Narcondam erlebt hatten.
    »Sie haben also das zweite Fragment gefunden?«
    »Das dritte«, antwortete ich, »diejenigen, die Keira getötet haben, besitzen ebenfalls eines.«
    »Sind Sie sich sicher, dass sie es waren, die den Unfall verursacht haben?«
    Ich zog das Fragment aus der Tasche und zeigte es ihm.
    »Unglaublich«, murmelte er. »Wenn Sie sich in der Lage fühlen, nach London zurückzukehren, müssen wir es untersuchen lassen.«
    »Nein, das ist zu nichts mehr nutze, es wird immer eines fehlen, es ruht am Grunde des Gelben Flusses.«
    Walter griff nach der Hülle mit den Fotos und sah sie eines nach dem anderen noch einmal aufmerksam an. Er legte zwei nebeneinander auf den Tisch und stellte mir dann eine seltsame Frage.
    Beide Bilder zeigten Keira beim Baden, ich erkannte den Ort wieder. Er wies mich darauf hin, dass auf dem einen der Schatten der Bäume nach rechts fiel, auf dem anderen hingegen nach links. Auf dem ersten war Keiras Gesicht unversehrt, auf dem zweiten hatte sie eine große Narbe an der Stirn. Mein Herz blieb stehen.
    »Haben Sie mir nicht erzählt, der Wagen sei von der Strömung fortgespült worden und man habe ihre Leiche nie gefunden? Ich möchte ja keine falschen Hoffnungen in Ihnen wecken, aber ich glaube, Sie sollten so schnell wie möglich nach China zurückkehren«, meinte Walter.
     
    Noch am selben Morgen packte ich meinen Koffer. Wir erreichten eben noch die Fähre, die gegen Mittag nach Athen
ablegte. Ich hatte für den späten Nachmittag einen Flug nach Peking gebucht. Ich reiste nach China, Walter kehrte nach London zurück, unsere Maschinen gingen fast zur selben Zeit.
    Am Flughafen musste ich ihm versprechen, ihn anzurufen, sobald ich mehr wüsste. Als wir uns auf dem Gang verabschiedeten, suchte er in seiner Tasche nach seiner Bordkarte und sah mich plötzlich merkwürdig an.
    »Ach«, sagte er, »das hätte ich fast vergessen. Ein Bote hat dies für Sie in der Akademie abgegeben. Offenbar ist meine Rolle diesmal die eines Briefträgers. So haben Sie wenigstens unterwegs etwas zu lesen.« Er reichte mir einen versiegelten Umschlag, auf dem mein Name stand, und riet mir dringend, mich zu beeilen, wenn ich mein Flugzeug nicht verpassen wollte.

ZWEITES HEFT

    Der Kabinenchef hatte gerade die Erlaubnis gegeben, die Sicherheitsgurte zu öffnen. Die Stewardess schob ihren Getränkewagen zwischen den Sitzreihen hindurch und servierte Erfrischungen. Ich zog den Brief, den Walter mir gegeben hatte, aus meiner Tasche und öffnete ihn.
    Lieber Adrian,
     
    wir hatten keine Gelegenheit, uns besser kennenzulernen, und das bedauere ich sehr, genauso wie ich die tragischen Ereignisse bedauere, die Ihnen in China widerfahren sind. Ich hatte das Glück, Keiras Bekanntschaft zu machen. Sie war eine wunderbare Frau, und ich kann mir vorstellen, wie groß Ihr Schmerz ist. Nicht Fischer sind Ihnen zu Hilfe gekommen, sondern Mönche, die im Fluss badeten, als Ihr Wagen hineinstürzte. Sie fragen sich, woher ich das alles weiß? Sie können sich nicht erinnern, denn Sie waren bewusstlos, aber ich habe Sie im Krankenhaus besucht. Ich war auch derjenige, der Ihre Überführung nach Hause veranlasst hat, sobald Ihr Zustand es erlaubte. Warum? Weil ich mich an dem, was Ihnen zugestoßen ist, etwas schuldig fühle. Ich bin ein alter Mann, der sich früher für dieselben Forschungen begeistert hat wie Sie. Ich habe Keira unterstützt, so gut ich konnte, sie ermutigt weiterzumachen. Ich nehme an, dass Sie, Adrian, nun alles aufgeben wollen. Doch ich weiß, dass auch Keira sich wünschen würde, dass Sie die Suche fortsetzen. Sie müssen es tun. Es wäre

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