Am ersten Tag - Roman
an der Universität von Aix-en-Provence und kam 2002 bei einem Autounfall ums Leben. Der Fahrer hatte immerhin 1,6 Promille Alkohol im Blut!«
»Ersparen Sie mir bitte solche abscheulichen Details!«, bat Jan Vackeers.
»Außerdem gibt es noch eine zwei Jahre ältere Schwester. Sie arbeitet in einem Pariser Museum.«
»Beamtin des französischen Staates?«
»In gewisser Weise.«
»Das darf nicht unberücksichtigt bleiben. Jetzt erzählen Sie mir bitte von dieser jungen Archäologin.«
»Sie ist nach London gereist, um ihr Projekt vor der Jury der Walsh-Foundation zu präsentieren.«
»Und wie wir es wünschten, hat sie den ersten Preis erhalten, nicht wahr?«
»Nicht ganz. Das Jurymitglied, das für uns arbeitet, hat sein
Möglichstes getan, doch die Präsidentin ließ sich nicht beirren. Unser Protegé muss sich den Preis mit einem anderen Kandidaten teilen.«
»Ist das genug für die junge Dame, um nach Äthiopien zurückzukehren?«
»Eine Million Pfund Sterling, das dürfte wohl reichen, damit sie ihre Recherchen fortsetzen kann.«
»Wunderbar. Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?«
»Ihre junge Archäologin hat während der Zeremonie die Bekanntschaft eines Mannes gemacht. Sie haben den restlichen Abend in einem kleinen Restaurant zugebracht, und zu dieser Stunde dürften beide …«
»Ich denke, das geht uns nichts an«, fiel ihm Vackeers ins Wort. »Es sei denn, Sie teilen mir morgen mit, dass sie auf ihre Reisepläne verzichtet, weil sich die beiden unsterblich ineinander verliebt haben. Was sie nachts macht, ist ihre Sache.«
»Nun, wir haben sofort Erkundigungen eingeholt. Der besagte Mann ist Astrophysiker und arbeitet für die britische Akademie der Wissenschaften.«
Vackeers trat ans Fenster, um den Platz unten zu betrachten. Er fand ihn nachts noch schöner als tagsüber. Amsterdam war »seine« Stadt, und er liebte sie mehr als alle anderen. Er kannte jede Straße, jede Gracht, jedes Gebäude.
»Mir gefallen solche Unwägbarkeiten nicht«, setzte er hinzu. »Astrophysiker, sagten Sie?«
»Nichts deutet daraufhin, dass sie ihm von dem Objekt, das uns interessiert, erzählen wird.«
»Nein, aber es ist eine Eventualität, die wir nicht außer Acht lassen dürfen. Ich denke, wir sollten uns auch für diesen Wissenschaftler interessieren.«
»Es wird schwer sein, ihn zu überwachen, ohne die Aufmerksamkeit unserer englischen Freunde zu erregen. Er ist, wie bereits
erwähnt, Mitglied der Academy of Sciences of Her Majesty.«
»Tun Sie Ihr Bestes, aber gehen Sie kein Risiko ein. Wir wollen dort auf keinen Fall Aufsehen erregen. Gibt es ansonsten weitere relevante Informationen?«
»Sie finden alles in dem Dossier, um das Sie mich gebeten haben.«
Der Mann zog aus seiner Umhängetasche einen großen braunen Umschlag, den er seinem Gegenüber reichte. Vackeers öffnete ihn: Fotos von Keira in Paris vor dem Haus ihrer Schwester, im Jardin des Tuileries; ein paar Schnappschüsse, wie sie in der Rue des Lions-Saint-Paul einkaufte; mehrere von ihrer Ankunft am Bahnhof Saint-Pancras, von einem italienischen Café in der Bute Street und von einem Restaurant in Primrose Hill, wo sie mit dem Astrophysiker zu Abend speiste.
»Das sind die letzten Aufnahmen, die mich erreicht haben, bevor ich meinen Posten verlassen habe.«
Vackeers überflog die ersten Zeilen des Berichts.
»Danke, Sie können gehen. Wir sehen uns morgen.«
Der Mann verabschiedete sich von Vackeers und verließ das Vorzimmer des Palastes. Sobald er gegangen war, öffnete sich eine Tür. Ein anderer Mann betrat den Raum und lächelte Vackeers zu.
»Diese unvorhergesehene Begegnung mit dem Astrophysiker könnte von Vorteil für uns sein«, sagte er und trat näher.
»Ich dachte, Sie legten Wert darauf, dass dies alles möglichst vertraulich bleibt. Zwei Läufer, die wir nicht unter Kontrolle haben, das ist wohl etwas viel auf einem einzigen Schachbrett!«
»Was ich vor allem will, ist, dass sie sich auf die Suche macht, ohne zu ahnen, dass wir ein wenig nachhelfen.«
»Ivory, sollte jemand Verdacht schöpfen, was wir hier tun, sind die Folgen für uns …«
»Unerfreulich. Ist das der Ausdruck, den Sie suchten?«
»Nein, ›verheerend‹ wollte ich sagen.«
»Jan, wir beide glauben an dieselbe Sache, und das seit Jahren. Stellen Sie sich die Konsequenzen vor, wenn sich unsere Theorie als richtig erweist!«
»Ich weiß, Ivory, ich weiß. Deshalb gehe ich in meinem Alter solche Risiken ein.«
»Geben Sie zu,
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