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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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spiele Poker, Ivory, und bin mit den Regeln des Schachspiels nicht vertraut. Wie kommen Sie darauf, dass die beiden Äthiopien verlassen werden?«
    »Ach bitte, Lorenzo, nicht solche Spielchen zwischen uns. Halten Sie mich nicht für dümmer, als ich bin. Wenn Sie wirklich glauben würden, unser Astronom sei nur angereist, um seiner Liebsten den Hof zu machen, hätten Sie nicht Ihre Männer vor Ort aktiviert.«
    »Aber das habe ich überhaupt nicht getan!«
    Ivory zahlte seinen Kaffee und erhob sich. Er klopfte seinem Nachbarn auf die Schulter.
    »Schön, Sie wiedergesehen zu haben, Lorenzo. Und grüßen Sie Ihre Frau Gemahlin.«
    »Meine Männer haben ihn am Flughafen von Addis Abeba beschattet. Er hat eine kleine Maschine genommen, um nach Jinka zu fliegen. Dort wurde die Verbindung aufgenommen.«
    »Ihre Männer sind in Kontakt mit ihm getreten?«
    »Auf ganz unauffällige Weise. Sie haben ihn ein Stück mitgenommen und die Gelegenheit genutzt, um eine Wanze in seinem Gepäck zu verstecken, einen Minisender mit mittlerer Reichweite. Sein Gespräch mit besagter Archäologin zeigt, dass er noch nicht begriffen hat, um was es geht, doch er ist nicht weit von der Wahrheit entfernt, es ist nur eine Frage der Zeit. Er hat gewisse Eigenschaften des Objekts entdeckt.«
    »Welche?«
    »Solche, die uns unbekannt waren. Wir haben nicht alles verstehen können. Wie ich schon sagte, befindet sich die Wanze in seinem Gepäck. Es soll sich um eine Projektion von Punkten handeln, sobald der Gegenstand einer starken Lichtquelle ausgesetzt wird«, erwiderte Lorenzo relativ unbeteiligt.

    »Was für eine Art von Punkten?«
    »Es war von Nebel die Rede und einem Pelikan. Ich denke, es handelt sich um einen englischen Ausdruck.«
    »Was für ein Ignorant Sie doch sind, mein armer Freund. Der Pelikannebel befindet sich im Sternbild Schwan, nicht weit vom Stern Deneb entfernt. Warum bin ich bloß nicht früher darauf gekommen!«
    Ivorys plötzliche Erregung war dem Italiener höchst suspekt.
    »Das scheint Sie ja sehr zu begeistern.«
    »Nicht ohne Grund, denn diese Information bestätigt all meine Vermutungen.«
    »Ivory, mit diesen Vermutungen haben Sie sich selbst ins Abseits gebracht. Eingedenk der Vergangenheit will ich Ihnen gerne unter die Arme greifen, mich aber mit Ihren Eseleien nicht in Misskredit bringen.«
    Ivory packte Lorenzo bei seiner Krawatte und zog den Knoten so schnell zu, dass dem Italiener keine Zeit blieb zu reagieren. Er rang nach Luft, und sein Gesicht nahm zusehends eine tiefrote Färbung an.
    »Nie, verstehen Sie, nie werde ich mich derart von Ihnen beleidigen lassen. Esel, sagen Sie? Ihr seid die Esel mit eurer Angst vor der Wahrheit, so wie vor sechs Jahrhunderten die obskursten Ordensleute. Ihr seid der Verantwortung, die euch anvertraut wurde, nicht würdig. Ihr seid inkompetent!«
    Reisende, die der Szene beigewohnt hatten, blieben verwundert stehen. Ivory lockerte den Griff und bedachte sie mit einem beruhigenden Lächeln. Die Passanten setzten daraufhin ihren Weg fort, und der Barmann widmete sich erneut seiner Arbeit. Lorenzo hatte seinen Hemdskragen geöffnet und holte tief Luft.
    »Wenn Sie so was noch einmal tun, bringe ich Sie um!«, sagte er und versuchte, einen Hustenanfall zu unterdrücken.

    »Vorausgesetzt, es gelingt Ihnen, Sie kleiner Angeber! Aber wir haben genug gestritten. Bringen Sie mir in Zukunft den nötigen Respekt entgegen, und es wird nicht wieder passieren.«
    Lorenzo nahm wieder auf seinem Barhocker Platz und bestellte ein großes Glas Wasser.
    »Also, was machen unsere beiden Turteltauben zurzeit?«, fragte Ivory.
    »Das habe ich Ihnen bereits gesagt, sie sind noch meilenweit davon entfernt, irgendetwas zu ahnen.«
    »Meilen- oder kilometerweit?«
    »Hören Sie, Ivory, wenn ich die Operation leiten würde, hätte ich den besagten Gegenstand längst konfisziert, und das Problem wäre geregelt. Ich könnte mir übrigens vorstellen, dass diese Vorgehensweise, die von einer gewissen Anzahl unserer Freunde befürwortet wird, früher oder später einstimmig beschlossen wird.«
    »Ich würde Ihnen empfehlen, nicht in diesem Sinne zu stimmen und stattdessen Ihren Einfluss geltend zu machen, damit die anderen Ihrem Beispiel folgen.«
    »Ich lasse mir von Ihnen nicht vorschreiben, wie ich mich zu verhalten habe.«
    »Sie haben die Befürchtung geäußert, dass meine Eseleien Sie in Misskredit bringen könnten. Was, wenn das Komitee erfährt, dass wir uns getroffen haben? Natürlich

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