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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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an ihn denke und mich schuldig fühle, ihn im Stich gelassen zu haben.«
    Damit hatte ich nicht gerechnet, und ich suchte händeringend
nach einer Antwort, die meine Verzweiflung nicht verriet.
    »Wenn du ihn so sehr liebst, findest du sicher einen Weg, es ihn wissen zu lassen. Er wird dir verzeihen, was immer du getan hast.«
    Ich wollte gar nicht mehr über den erfahren, der Keiras Herz erobert hatte, und noch weniger wollte ich derjenige sein, der die beiden wieder zusammenbrachte, doch ich las eine unendliche Traurigkeit in ihrem Blick.
    »Vielleicht solltest du ihm schreiben?«
    »Innerhalb von drei Jahren habe ich ihm passabel Französisch beigebracht, dazu einige Englischgrundkenntnisse, aber Lesen noch nicht. Außerdem weiß ich nicht, wo ich ihn finden soll«, sagte Keira und zuckte mit den Schultern.
    »Er kann nicht lesen?«
    »Bist du wirklich hierhergekommen, um mir die Kette zurückzugeben?«
    »Und hast du sie wirklich bei mir vergessen?«
    »Was macht das schon aus, Adrian?«
    »Es ist nicht irgendein Anhänger, Keira, wusstest du das wenigstens? Er verfügt über eine sehr merkwürdige Eigenheit. Etwas, das ich dir mitteilen muss, etwas viel Wichtigeres, als du es dir vorstellen kannst.«
    »So bedeutsam?«
    »Wo hat dein Freund den Anhänger besorgt? Wer hat ihn ihm verkauft?«
    »In welcher Welt lebst du eigentlich, Adrian? Er hat ihn nicht besorgt, er hat ihn im Krater eines erloschenen Vulkans gefunden, etwa hundert Kilometer von hier entfernt. Warum bist du derart aufgewühlt, was ist so wichtig daran?«
    »Weißt du, was geschieht, wenn man dein Schmuckstück einer intensiven Lichtquelle aussetzt?«

    »Ja, ich glaube schon. Hör zu, Adrian, als ich nach Paris zurückgekehrt bin, wollte ich aus reiner Neugier etwas mehr über diesen Anhänger in Erfahrung bringen. Mit Hilfe eines Freundes haben wir versucht, ihn zu datieren - erfolglos. Und eines Abends während eines Gewitters, das im Übrigen grauenvoll war, hat ihn das grelle Licht des Blitzes durchdrungen und kleine Leuchtpunkte an die Zimmerwand projiziert. Als ich später aus dem Fenster blickte, stellte ich eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem, was ich gesehen hatte, und dem Sternenhimmel fest. Der Zufall wollte, dass sich kurz darauf unsere Wege kreuzten. Als ich an jenem Morgen in London dein Haus verließ, hätte ich dir gerne einen Brief geschrieben, doch ich fand keine Worte. Also ließ ich dir die Kette zurück, weil ich mir sagte, wenn es diesbezüglich etwas zu entdecken gäbe, fiele das in deine Domäne, nicht in die meine. Und wenn dich das, was du festgestellt hast, verwirrt oder fasziniert, so freut es mich. Ich überlasse dir den Anhänger, mach damit, was dir sinnvoll erscheint. Ich habe hier viel Arbeit. Es ist eine große Verantwortung, mein Team zu leiten und mich des Vertrauens, das man durch den Preis in mich gesetzt hat, würdig zu erweisen. Eine dritte Chance bekomme ich nicht, verstehst du? Es ist sehr großzügig von dir herzukommen, um mir deine Geschichte zu erzählen, aber etwaige Untersuchungen musst du leiten. Ich grabe hier die Erde um und habe keine Zeit, gleichzeitig nach den Sternen zu greifen.«
     
    Vor uns stand ein großer Johannisbrotbaum, ich setzte mich darunter und bat Keira, sich zu mir zu gesellen.
    »Warum bist du hier?«, fragte ich sie.
    »Machst du Witze?«
    Da ich nicht antwortete, sah sie mich belustigt an.
    »Ich stapfe leidenschaftlich gerne durch den Schlamm, und
da es hier jede Menge davon gibt, bin ich ganz in meinem Element.«
    »Mach dich nicht über mich lustig, ich frage dich nicht, was du machst, sondern warum du gerade hier in Äthiopien und nicht anderswo bist.«
    »Auch das ist eine lange Geschichte.«
    »Ich habe die ganze Nacht Zeit.«
    Keira zögerte kurz, sie erhob sich, griff nach einem Holzstück und setzte sich wieder neben mich.
    »Vor langer Zeit«, sagte sie und zeichnete einen Kreis in den Sand, »waren alle Kontinente vereint.«
    Sie malte einen zweiten Kreis in den ersten.
    »Das Ganze bildete eine gewaltige zusammenhängende Landmasse, die von Ozeanen umgeben war, den Superkontinent Pangäa. Die Erde wurde von heftigen Beben erschüttert, die tektonischen Platten begannen, sich zu bewegen. Der Superkontinent zerbrach in zwei Teile, im Norden Laurussia, im Süden Gondwana. Dann löste sich Afrika ab und wurde fast zu einer Art Insel. Nicht weit von dort entfernt, wo wir uns jetzt befinden, faltete sich durch den ständigen Druck ein Gebirgszug heraus. Die neuen

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