Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
»Los!«
    Dieses Mal hatte Lizzie ihn gehört und riss sich zusammen. Sie verschwand in Francescas Kajüte. Gleich darauf kam sie mit einer Decke wieder heraus. »Was soll ich damit machen?«, schrie sie.
    »Werfen Sie sie übers Feuer«, rief Joe.
    Lizzie zögerte.
    Joe wusste, wenn Lizzie nicht innerhalb der nächsten Sekunden reagierte, war es zu spät. »Machen Sie schon!«
    »Ich ... kann nicht«, sagte Lizzie, die vor den Flammen zurückwich.
    »Sie müssen, sonst sind Sie verloren«, brüllte Joe. Einen Augenblick lang sahen er und Lizzie sich durch die Flammen hindurch an. An Joes Gesichtsausdruck erkannte Lizzie, dass sie sich jetzt selbst helfen musste, wenn sie nicht sterben wollte. Sie hatte sich zwar oft vorgestellt, wie Silas sie umbringen würde, aber an diese Möglichkeit hatte sie nicht gedacht.
    Die Flammen schlugen immer höher. Lizzie warf die Decke in die Mitte des Feuers, wo sie zu einem Haufen Asche zusammenfiel. Zu Lizzies Erstaunen erstickte sie einen Teil der Flammen, aber es bewirkte kaum etwas. In derZwischenzeit hatte Joe den Eimer erneut mit Wasser gefüllt, mit dem er auf die Decke im Brandherd zielte, um sofort darauf mit dem leeren Eimer wieder loszurennen. Lizzie eilte erneut in die Kajüte und kam mit einer weiteren Decke zurück. Vom Rauch musste sie husten und würgen; dennoch warf sie die Decke über die brennenden Planken und versuchte erneut, durch das Feuer zu kommen, aber ihre Angst war zu groß.
    Joe kippte einen weiteren Eimer Wasser ins Feuer, dann schnappte er sich den Zipfel der schwelenden Decke, um sie ganz über dem Brandherd auszubreiten. Er versengte sich die Hände, ließ sich aber nicht beirren. Augenblicke später trampelte er auf der Decke herum, und endlich, nach einer scheinbaren Ewigkeit, war das Feuer erstickt. Tief und rasselnd holte er Luft und bekam einen Hustenanfall.
    »Himmel, wer sind Sie? Was haben Sie hier verloren?«, brüllte er Lizzie an. Am Abend zuvor war er wegen Ezra außer sich gewesen, deshalb hatte er ganz vergessen, dass Francesca eine Frau an Bord gebracht hatte.
    »Ich habe geschlafen ... in Francescas Kajüte«, gab Lizzie hustend zurück und wischte sich die Tränen aus dem zerschundenen Gesicht. »Mein Name ist Lizzie ... Lizzie Spender. Sie müssen Francescas Vater sein, Joe Callaghan. Sie haben mir das Leben gerettet. Danke.« Tränen der Erleichterung rannen ihr übers Gesicht.
    »Aber ich habe in Frans Kajüte nachgesehen«, sagte Joe verwundert. Wie konnte er vergessen haben, dass Francesca eine Frau an Bord gebracht hatte? »Und da habe ich Sie nicht gesehen.« Der Gedanke, was er beinahe angerichtet hätte, erschütterte ihn bis ins Mark.
    »Ich dachte, Sie wären ...« Lizzie stockte. »Ich habe eine wütende Stimme gehört und bekam es mit der Angst, deshalb habe ich mich im Wandschrank versteckt. Wie ... wie ist das Feuer denn ausgebrochen?« Sie wurde nicht schlau daraus, wer den Brand gelegt hatte.
    Joe ließ den Kopf hängen. Von seinen Gefühlen übermannt, liefen ihm die Tränen über die Wangen.
    Lizzie stand unschlüssig da. Abwechselnd wanderte ihr Blick von Joe zu den rauchgeschwärzten schwelenden Brandflecken auf dem Boden vor Francescas Kajüte. Nach und nach dämmerte ihr, dass Joe für den Brand verantwortlich war und dass nur wenige Sekunden sie vom Tod getrennt hatten. »Warum haben Sie Ihr eigenes Schiff in Brand gesteckt?«
    Joe gab keine Antwort.
    »Wegen der Versicherung?«, fragte sie entsetzt.
    Joe schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht versichert«, murmelte er. »Ich konnte die Prämie nicht mehr aufbringen.«
    »Warum haben Sie Ihr Schiff dann angesteckt, Joe? Ich darf Sie doch Joe nennen?«
    »Wir legen hier keinen Wert auf Förmlichkeiten«, entgegnete er und musste immer noch kämpfen, um sich zusammenzureißen. »Ich kann die Raten für das Darlehn von Silas Hepburn nicht mehr bezahlen und habe die Marylou als Sicherheit angegeben.« Erneut stieg Wut in ihm hoch. »Ich war ein verdammter Narr, aber trotzdem sehe ich mein Schiff lieber auf dem Grund des Flusses, als es diesem Mistkerl zu überlassen.«
    Lizzie fragte sich unwillkürlich, wie vielen Menschen Silas das Leben zur Hölle machte. Ihre Stammkunden hatten ihr schon öfter das Herz ausgeschüttet. Daher wusste sie, dass Silas von vielen Leuten gehasst wurde, die Opfer seiner Gier geworden waren.
    »Lieber sterbe ich, als mein Schiff diesem Kerl zu überlassen«, brummte Joe, schob sich an Lizzie vorbei und stieg in den Maschinenraum

Weitere Kostenlose Bücher