Am Fluss des Schicksals Roman
hatte sogar angedeutet, dass Francesca in der Stadt verrufen sei, was Monty seltsam erschien, zumal ihm diesbezüglich nichts zu Ohren gekommen war. Das alles ergab keinen Sinn.
Monty ritt am Ufer entlang, als er plötzlich Lärm hörte. Er sah Silas Hepburn und ein paar Männer am Uferrand, von wo aus sie fassungslos aufs Wasser starrten. Als Monty näher kam, bemerkte er, dass die Pontonbrücke verschwunden war, was Silas offensichtlich in Rage versetzte.
»Was ist passiert?«, fragte Monty.
»Jemand hat sich unbefugt an meinem Ponton zu schaffen gemacht!«, brüllte Silas laut. »Die Taue wurden gekappt, und die Strömung hat den Ponton flussabwärts getrieben.«
Monty war bestürzt. »Wer ist denn zu so etwas fähig?«
»Ich habe keinen blassen Schimmer, aber wenn ich den Hurensohn erwische, wird er sich wünschen, niemals geboren zu sein.« Silas konnte an nichts anderes denken als an den finanziellen Verlust, den er erleiden würde. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er ein beträchtliches Stück weiter flussaufwärts nach jemandem suchen musste, um ihm einen neuen Ponton zu bauen – jetzt, da Ezra Pickering aus dem Geschäft war. Die Ironie war nicht zu übersehen.
»So ist das also«, sagte er leise zu sich selbst. »Das ist Ezras Vergeltung.« Doch er musste sich eingestehen, dass er Ezranicht beweisen konnte, für den Sabotageakt auf seinen Ponton verantwortlich zu sein – genauso wenig wie Ezra den Beweis erbringen konnte, dass Silas für den Brandanschlag auf die Werft verantwortlich war.
Monty wollte gerade die Redaktion des Riverine Herald betreten, als er Clara Whitsbury begegnete, die hastig versuchte, sich vor ihm durch die Tür zu zwängen.
»Verzeihen Sie«, sagte er zerstreut, während er ihr die Tür aufhielt.
Wenn Clara bereits bei dem Gedanken an Monty Herzklopfen bekam, so bekam sie beim Blick aus seinen braunen Augen wacklige Knie. »Es tut mir schrecklich Leid«, sagte sie und war über ihr unhöfliches Benehmen selbst entsetzt. »Ich bin ziemlich in Eile.«
»Eine Verabredung?«
»Nein.«
»Arbeiten Sie etwa hier?«, fragte er.
»Ja. Ich bin die neue Bürokraft. Heute ist mein erster Tag.«
»Oh!«
»Mein Name ist Clara. Clara Whitsbury.«
»Clara?« Monty riss sich innerlich zusammen. Ihr hübsches Gesicht war ihm bereits aufgefallen, und auch ihre Figur konnte sich sehen lassen. »Sie sind erwachsen geworden.«
»Sie haben mich gar nicht erkannt, oder?«
»Äh ... doch, natürlich.« Er spürte, dass ihm die Röte ins Gesicht stieg. »Nun ja, nicht sofort, aber das lag an mir. Ich war in Gedanken.«
»Wie heißt sie?«, fragte Clara ohne Umschweife.
Monty war über ihre forsche Art verblüfft. »Bitte?«
»Sie sagten, Sie seien in Gedanken gewesen«, entgegnete Clara ohne die geringste Verlegenheit.
»Ja. Ich habe nachgedacht, was ich heute noch alles erledigen muss.« Monty ließ kurz den Kopf hängen. »Aus Ihnen ist eine bezaubernde junge Frau geworden, Clara. Das soll nicht heißen, dass Sie früher nicht ...« Erneut errötete er und lachte verlegen. »Meine Mutter hat mir gesagt, dass Sie neulich bei uns zum Tee waren.«
»Ja, das stimmt.«
»Sie hat allerdings nichts davon gesagt, dass Sie bei der Zeitung arbeiten.«
»Ich hatte erst am Tag zuvor mein Vorstellungsgespräch. Ich glaube, sie hat ein gutes Wort bei Mr Peobbles für mich eingelegt, denn er hat mir die Stelle gegeben, obwohl sich noch weitere Bewerber vorstellen wollten.«
Monty hatte keine Zweifel, dass seine Mutter Claras Bewerbung unterstützt hatte. »Ich bin sicher, Sie waren die geeignetste Kandidatin für diese Stelle«, schmeichelte er ihr.
Clara klimperte mit den Wimpern. »Nun ... ich sollte mich jetzt bei Mr Peobbles melden«, sagte sie, doch man konnte deutlich heraushören, dass sie lieber noch geblieben wäre. »Sie haben von Erledigungen gesprochen. Sind Sie geschäftlich hier?«
»Ich möchte mit dem Prüfer die Bücher durchgehen«, antwortete Monty.
»Vielleicht sehen wir uns später noch einmal, in der Mittagspause.« Jetzt stieg Clara die Röte ins Gesicht, allerdings vor Aufregung.
In diesem Moment kam Monty eine Idee. Wenn er sich mit einer hübschen jungen Frau wie Clara an seiner Seite zeigen würde, könnte das die Runde machen, und wenn Francesca davon erführe, wäre womöglich ihre Eifersucht geweckt. »Darf ich Sie zum Mittagessen ins Bridge Hotel einladen, um auf Ihren ersten Arbeitstag anzustoßen?«
»Das wäre wunderbar«, hauchte Clara.
Monty
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