Am Fluss des Schicksals Roman
meiner Leute kommt nachher vorbei und gibt Ihnen eine Fuhre«, sagte Silas zu Joe.
Joe nickte, obwohl er innerlich kämpfen musste, seinen Stolz herunterzuschlucken. Er hasste es, sich in dieser Lage zu befinden; gleichzeitig fieberte er darauf, wieder zu arbeiten, ohne Knüppel zwischen den Beinen. Dennoch war ihm nur zu deutlich bewusst, dass Silas jederzeit die Macht hatte, ihm die Arbeit wieder wegzunehmen, was ihm bitter aufstieß.
»Ich habe soeben Montgomery Radcliffe getroffen«, sagteSilas an Francesca gewandt. Er bemühte sich um einen gleichgültigen Tonfall, aber Francesca entging nicht die Euphorie in seiner Stimme.
»Wie geht es ihm?«, fragte sie betont gleichgültig.
»Ziemlich gut. Er speiste gerade zu Mittag in Gesellschaft eines der hübschesten Mädchen, das mir seit langem begegnet ist, abgesehen von dir, meine Teuerste.«
Francesca war bestürzt. Offenbar hielt sich Montys Liebeskummer entgegen ihrer Erwartung in Grenzen.
Mit einem Stich von Eifersucht beobachtete Silas ihre Reaktion. »Monty war immer schon der Schwarm aller hübschen Mädchen in der Gegend. Regina möchte, dass er bald heiratet, und da die Familie von Clara Whitsbury mehrere Geschäfte in Moama besitzt, bin ich mir sicher, dass Regina und Frederick ihr volles Einverständnis zu der Trauung geben.«
»Ja, bestimmt«, stieß Francesca verbittert hervor.
»Ach, übrigens, Joe, haben Sie gestern Abend zufällig beobachtet, dass jemand am Ufer herumgeschlichen ist?«
»Herumgeschlichen?«
»Die Seile meiner Pontonbrücke wurden gekappt, und sie ist flussabwärts getrieben.«
»Ich habe niemanden bemerkt«, entgegnete Joe, der so etwas hatte kommen sehen und seine Genugtuung im Zaum halten musste. »Kann man den Ponton denn nicht bergen?«
Silas wusste, dass Joe kein Mitleid mit ihm hatte. »Er wurde bereits gesichtet. Er hat sich nur ein paar Meilen weiter in einem Geäst festgesetzt. Im Moment ist Mike Finnion dabei, ihn in Schlepp zu nehmen. Trotzdem wird er mehrere Tage nicht einzusetzen sein, und mir liegt viel daran, den Schuldigen zu finden.«
»Als Francesca und ich vom Hotel zurückgekehrt sind, war es schon dunkel. Wir sind auch niemandem begegnet.« Joe fragte sich, ob Silas ihn verdächtigte. Doch es kümmerte ihn nicht im Geringsten.
»Wir haben gestern Abend auf dem Rückweg keine Menschenseele gesehen«, bekräftigte Francesca.
Währenddessen verfolgte Lizzie heimlich das Gespräch durch die Luke von Francescas Kajüte. Sie ärgerte sich, dass der Ponton nicht bis Goolwa abgedriftet und aufs offene Meer hinausgetrieben war. Das wäre Silas nur recht geschehen.
»Verzeihen Sie, Clara«, sagte Monty. »Ich bedaure, aber ich muss jetzt gehen.« Er hatte voller Ungeduld abgewartet, bis sie ihren Teller leer gegessen hatte. Ihm selbst war der Appetit gründlich vergangen. »Ich danke Ihnen, dass Sie mir beim Essen Gesellschaft geleistet haben. Ich wünsche Ihnen viel Glück bei Ihrer neuen Stelle.« Mit diesen Worten verließ Monty das Hotel und machte sich ein zweites Mal auf den Weg zur Marylou, fest entschlossen, dieses Mal mit Francesca zu sprechen.
Francesca saß an Deck. Sie hatte sich die Haare gewaschen und bürstete sie nun durch, um sie anschließend in der Sonne trocknen zu lassen. Da sie sich dabei mit ihrem Vater unterhielt, bemerkte sie Monty nicht, der sich dem Schiff näherte. Neal hatte sich zu ihnen gesellt. Er war zwar alles andere als glücklich über die Verlobung, verstand aber, was sie damit bezweckten. Zudem hatte er Angst um Francesca, da er Silas nicht traute, doch wenn er ganz ehrlich war, war er einfach auch eifersüchtig. Die Vorstellung, Silas könnte Francesca zu einem Kuss drängen, war ihm unerträglich, aber er war entschlossen, seine Gefühle für sich zu behalten, da er kein Recht hatte, besitzergreifend zu werden.
Ned bemerkte Monty zu spät, um Francesca zu warnen. »Montgomery Radcliffe ist schon wieder im Anmarsch«, raunte er ihr zu.
»O nein«, entfuhr es Francesca, die ihn im Augenwinkel erspähte. »Er hat mich bereits gesehen.«
»Den werde ich sofort abwimmeln«, sagte Neal und sprang auf.
Joe befürchtete, es könnte Ärger geben, und er wollte nicht, dass ihr Plan gefährdet wurde. »Überlass das mir, Neal.« Er blickte Francesca an. »Ich sage ihm, dass du dich noch nicht gut fühlst und keine Besucher empfangen kannst.«
»Nein, Dad. Du hattest Recht. Irgendwann muss ich ihm gegenübertreten.« Sie kletterte ans Ufer und ging Monty entgegen, während
Weitere Kostenlose Bücher