Am Fluss des Schicksals Roman
wusste, dass es seine Mutter glücklich machen würde, wenn er mit Clara anbändelte, doch sein Hauptmotiv war, Francesca aus der Reserve zu locken.
Clara und Monty aßen gerade Steak mit Nierenpastete, als Silas Hepburn sie im Vorbeigehen zufällig durch die Tür des Speisesaals erblickte. Er schäumte vor Wut, weil die Polizei seiner Meinung nach zu wenig unternahm, um den Missetäter zu finden, der die Befestigungstaue der Pontonbrücke gekappt hatte, doch als er Monty in Gesellschaft einer hübschen jungen Dame speisen sah, vergaß er für kurze Zeit seinen Zorn. Sofort eilte er an ihren Tisch.
»Guten Tag, Monty«, sagte Silas. »Wie ist das Essen?«
Monty sah auf. »Sehr gut, vielen Dank, Silas«, entgegnete er. Er bemerkte, dass Silas Clara neugierig musterte.
Er wollte sie ihm vorstellen, doch Silas kam ihm zuvor. »Sind Sie nicht die Tochter von Terry Whitsbury?«
»Ja«, erwiderte Clara. »Ich war eine Zeit lang auf dem Internat.«
Monty war nicht erstaunt, dass Silas sie wiedererkannt hatte. Silas Hepburn kannte jedes hübsche Gesicht in ganz Victoria, und wenn nicht, sorgte er dafür, dass er sich umgehend vorstellte.
»Ich hoffe, Sie kehren uns nicht bald wieder den Rücken«, sagte Silas schmeichelnd.
Clara warf Monty einen Blick zu, der leichtes Unbehagen ausdrückte.
»Clara hat heute ihre Stelle in der Zeitungsredaktion angetreten. Wir stoßen gerade darauf an«, erklärte Monty.
»Großartig. Ich habe selbst Grund zum Feiern«, entgegnete Silas, der eine Gelegenheit witterte, seine Neuigkeit an den Mann zu bringen.
»Das überrascht mich aber ... nach dem Missgeschick heute Vormittag«, sagte Monty.
Silas runzelte die Stirn. Er wollte lieber nicht daran erinnert werden. »Hätte ich mich nicht verlobt, um in Kürze zu heiraten, würde ich tatsächlich verzweifeln. Aber wenn man verliebt ist, ist selbst das schlimmste Missgeschick leichter zu ertragen.«
»Verlobt!«, entfuhr es Monty, der sich im Stuhl zurücklehnte und sein Besteck auf den Tisch legte. »Ich wusste gar nicht, dass Sie wieder liiert sind, Silas. Meinen Glückwunsch.« Er erhob sich und schüttelte Silas die Hand.
»Danke. Es kommt zwar etwas plötzlich, aber ich könnte glücklicher nicht sein.«
»Kenne ich die zukünftige Braut?«
Silas räusperte sich nervös. »Ja, sie dürfte Ihnen bekannt sein. Francesca Callaghan.«
Montys Kiefer klappte herunter, und er wurde blass. »Francesca!«
»Ja. Gestern beim Abendessen hat sie meinen Antrag angenommen.«
Silas entging nicht, dass Monty zutiefst schockiert war. Er wusste nicht recht, wie er darauf reagieren sollte. »Wir werden in Kürze eine große Verlobungsfeier veranstalten«, sagte er. »Selbstverständlich bekommen auch Sie eine Einladung. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen. Ich habe noch einiges zu erledigen.«
Monty war wie vom Schlag getroffen. Er fragte sich, warum Joe ihm das verschwiegen hatte. Jetzt ergab es auch Sinn, dass Francesca ihn in letzter Zeit mied. Ausgerechnet Silas! Warum hatte Francesca eingewilligt, seine Frau zu werden? Sie hatte von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen, dass sie Silas verabscheute.
Monty sank auf dem Stuhl zusammen.
Clara nahm an, dass der Grund für Montys Reaktion darauf zurückzuführen war, was Regina von Francesca dachte. »Es überrascht mich sehr, dass Mr Hepburn dieses Mädchenzur Frau nimmt«, sagte sie. »Ihre Mutter sagte mir, dass sie einen fragwürdigen Ruf hat.«
Monty kniff verwundert die Augen zusammen. »Das hat meine Mutter Ihnen gesagt?«
»Ja.« Clara fragte sich unwillkürlich, ob sie eine unpassende Bemerkung gemacht hatte.
»Wann denn?«, wollte Monty wissen.
»Neulich, kurz bevor wir nach Derby Downs gefahren sind. Silas saß mit seiner Verlobten in der Teestube, und Ihre Mutter hat mich auf sie aufmerksam gemacht und auf ihren Ruf hingewiesen.«
Allmählich ging Monty ein Licht auf. Vermutlich hatte seine Mutter irgendetwas zu Francesca gesagt, was diese sehr verletzt haben musste. Das war der Grund, weshalb sie ihn mied. Er war erleichtert, dass es offensichtlich nicht an seinem Verhalten lag. Dennoch konnte er nicht begreifen, dass sie Silas’ Heiratsantrag angenommen hatte.
»Guten Morgen, Joe«, sagte Silas.
»Morgen«, erwiderte Joe leise. Im nächsten Augenblick erschien Francesca an Deck. Mit Missmut nahm sie Silas’ Erscheinen wahr, zwang sich jedoch zu einem Lächeln.
»Ah, meine Teuerste! Ich hoffe, du hast gut geschlafen.«
»Ja, danke, Mr ... Silas.«
»Einer
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