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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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nach zu urteilen, die sie ihm gestellt hatte, hatte sie das Zuhören ebenfalls genossen.
    »Sie haben ein abwechslungsreiches Leben hinter sich«, sagte Lizzie voller Wehmut, denn ihr eigenes Leben war trist und düster.
    Joe entgegnete nichts darauf, zumal er annahm, dass Lizzie selbst über keine schönen Erinnerungen verfügte. »Darf ich Sie etwas fragen?«, sagte er, worauf sie sich sichtlich versteifte. Ohne eine Antwort abzuwarten, fragte er: »Ist Ihr Vorname Elizabeth?«
    Erstaunt blickte sie ihn an. »Ja. Elizabeth Ann Bolton.« Das hatte sie noch nie jemandem gesagt, aber es hatte sich auch nie jemand danach erkundigt.
    Joe fragte sich unwillkürlich, ob sie schon einmalverheiratet gewesen war, oder ob sie sich »Spender« nur zum Schutz ihres Familiennamens ausgedacht hatte. Er streckte die Hand vor. »Ich bin Joseph Quinlan Callaghan. Ich freue mich sehr, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, Elizabeth.«
    Lizzies Augen füllten sich mit Tränen. Seine schlichten Worte bewirkten, dass sie sich zum ersten Mal im Leben respektiert fühlte. »Ich bin ...« Sie blickte auf seine ausgestreckte Hand, bevor sie sie ergriff. »Ich freue mich ebenfalls, dass wir uns kennen gelernt haben, Joseph.«

17
    J oe und Ned scheuerten gerade die Decks der Marylou, als sie plötzlich Montgomery Radcliffe am Ufer entdeckten, der zu ihnen herübersah. Sie wechselten verwunderte Blicke, weil Monty keinen so selbstsicheren Eindruck machte wie sonst immer.
    »Guten Morgen, Montgomery«, sagte Joe zurückhaltend. Er wunderte sich über Montys Erscheinen zu solch früher Stunde.
    Monty nahm seinen Hut ab. »Guten Morgen, Joe ... hallo, Ned. Ist Francesca an Bord? Ich würde sie gern kurz sprechen.«
    Joe sah zu den Kajüten. Er hatte noch nicht die Gelegenheit gehabt, mit Francesca abzusprechen, wie sie Montgomery über ihre Verlobung in Kenntnis setzen wollte. »Ich weiß nicht, ob sie bereits Besuch empfängt. Wenn Sie eine Minute warten, sehe ich nach.«
    Monty nickte. »Ich weiß, es ist sehr früh, aber ich wollte Francesca noch erwischen, bevor ihr ablegt.«
    Joe schloss aus der Bemerkung, dass Monty davon ausging, sie würden wie üblich irgendeine Fracht transportieren. Er ging zu Francescas Kajüte und klopfte an. »Monty Radcliffe ist hier, um dich zu sprechen, Frannie«, sagte er, worauf sie mit bestürzter Miene die Tür öffnete.
    Sie dachte an Reginas Zurechtweisung und wurde noch blasser. »Ich möchte ihn nicht sehen, Dad. Du musst mich entschuldigen.«
    »Aber Frannie ...«
    »Sag ihm, ich fühle mich nicht wohl.«
    Joe bezweifelte, ob das richtig war. »Früher oder später musst du ihm von deiner Verlobung mit Silas erzählen. Sonst erfährt er es auf anderem Weg. Es wäre besser, du sagst es ihm selbst.«
    »Ich kann nicht ... und ich will ihn nicht sehen«, wehrte Francesca ab. »Nicht heute.«
    Joe war über ihre Reaktion verblüfft, zumal sie sehr nervös zu sein schien. »Also gut. Ich sag ihm, dass du unpässlich bist.« Es behagte Joe nicht, Monty anzulügen, aber Francescas Wunsch hatte Vorrang.
    »Tut mir Leid, Montgomery, Francesca fühlt sich heute Morgen nicht wohl«, erklärte Joe, als er an Deck zurückgekehrt war.
    Monty wirkte einen Augenblick lang konsterniert. »Ich verstehe.« Er senkte den Blick und überlegte, ob er Joe glauben sollte. »Es ist doch nichts Schlimmes?«
    »Nein. Sie hat bloß schlimme Kopfschmerzen. Ein paar Stunden Schlaf, und es geht ihr wieder besser.«
    »Richten Sie ihr bitte aus, dass ich ihr eine rasche Genesung wünsche.«
    »Mach ich. Hat mich gefreut, Sie zu sehen.«
    Monty nickte und wandte sich zum Gehen.
    Joe fiel auf, dass er mit hängenden Schultern und schweren Schrittes davonstapfte. »Er macht einen verdammt deprimierten Eindruck«, raunte er Ned zu. »Wenn er von der Verlobung erfährt, wird er völlig am Boden zerstört sein.«
    »Aye«, pflichtete Ned ihm bei. »Das wird ihn von den Socken hauen.«
    »Kann man es ihm verübeln? Schließlich will mir das ja selbst nicht in den Kopf.«»Sie geht mir aus dem Weg«, murmelte Monty zu sich selbst, als er auf sein Pferd stieg. Bis vor kurzem hatte er noch angenommen, dass er und Francesca sich gut miteinander verstanden, aber irgendetwas hatte eine Veränderung bewirkt. Seit dem Wochenende, das sie auf Derby Downs verbracht hatte, hatte er sie weder zu Gesicht bekommen noch mit ihr gesprochen. Seither verhielt auch seine Mutter sich merkwürdig, und offenbar hatte sie ihre Meinung über Francesca geändert. Sie

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