Am Fluss des Schicksals Roman
Neal, Joe und Ned das Geschehen verfolgten. Montys Gesichtsausdruck verriet Francesca, dass Silas sich mit ihrer Verlobung gebrüstet hatte.
Monty verzichtete auf jede Begrüßung und kam direkt zur Sache. »Ich möchte es aus Ihrem Mund hören.« Er hatte sichtlich mit seinen Emotionen zu kämpfen.
Francesca hörte die Verzweiflung in seiner Stimme, und auch der Schmerz in seinem Blick war nicht zu übersehen. »Sie haben erfahren, dass ich mich mit Silas verlobt habe«, entgegnete sie und richtete den Blick auf den Fluss, um Monty nicht ins Gesicht schauen zu müssen.
»Aber warum?«
»Warum geht man eine Verlobung ein, Monty?«
»Ich kenne den Grund, aber ich kann nicht glauben, dass Sie für Silas etwas empfinden.«
Francesca zuckte die Achseln. Reginas Warnung lag ihr noch deutlich in den Ohren, und ein Zittern durchfuhr sie. »Menschen gehen aus unterschiedlichen Gründen eine Verlobung ein. Silas genießt in der Gemeinde hohes Ansehen, und er kann mir alles bieten.«
»Ich glaube Ihnen keine Sekunde, dass Sie ihn nur aus materiellen Gründen und aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung heiraten. Das widerspricht völlig Ihrem Charakter.«
»Vielleicht sehen Sie das falsch.«
»Vielleicht aber auch nicht.«
»Jedenfalls haben Sie nicht lange gebraucht, um sich über mich hinwegzutrösten«, sagte sie spitz.
»Was meinen Sie damit?«
»Ihre Verabredung zum Mittagessen.«
Monty war bestürzt, dass Francesca davon wusste, aber man musste kein Genie sein, um zu erahnen, dass Silas sie davon in Kenntnis gesetzt hatte, und das bestimmt mit größter Genugtuung. Monty verdrängte seine aufkeimende Wut, weil er sicher war, dass in Francescas Stimme Eifersucht mitgeschwungen hatte, was in ihm die Hoffnung nährte, dass sie doch mehr für ihn empfand. »Clara hat heute ihre Stelle bei der Zeitung angetreten, und zu diesem Anlass habe ich sie zum Essen eingeladen. Ursprünglich wollte ich ja Sie bitten, aber Ihr Vater sagte vorhin, dass Sie sich unwohl fühlen.«
Francesca nickte. »Hören Sie, Monty, diese Unterhaltung macht keinen Sinn. Ich bin jetzt verlobt, und das bedeutet, dass wir uns nicht mehr treffen können. Ich wünsche Ihnen alles Glück und würde mich freuen, wenn Sie mir dasselbe wünschen.«
»Mit Silas Hepburn werden Sie niemals glücklich. Das wissen Sie doch, Francesca.«
»Wir alle müssen tun, was wir für richtig halten, Monty. Leben Sie wohl.« Francesca wandte sich zum Gehen.
»Hat meine Mutter etwas Verletzendes zu Ihnen gesagt, Francesca? Sie mischt sich nämlich gern in mein Leben ein, aber ich bin nicht immer einer Meinung mit ihr. Ich habe ihr ausdrücklich zu verstehen gegeben, dass Sie die einzige Frau sind, die ich begehre.«
»Sie wird mich niemals akzeptieren, Monty, und ich kann es nicht dulden, dass sie mich Ihrer nicht für würdig hält.«
»Aber ... ich liebe Sie.«
»Ich bin verlobt, Monty. Suchen Sie sich eine andere, die Sie lieben können.« Daraufhin kletterte sie wieder an Bordund verschwand in ihrer Kajüte, ohne Monty einen weiteren Blick zu gönnen. Ihr war ihr grausames Verhalten bewusst, und Monty hatte ihren Zorn nicht verdient, doch sie konnte keine Verbindung mit einem Mann eingehen, dessen Mutter sie verachtete.
»Ich werde mich nicht damit abfinden«, sagte Monty zu sich selbst. »Niemals!« Er sah zu Neal Mason, der ihn anstarrte. Es hätte ihn weniger überrascht, wenn Francesca sich mit Neal verlobt hätte. Das schürte seine Neugier erst recht.
Kurz nachdem Monty fort war, tauchte einer von Silas’ Männern auf. Er unterbreitete Joe mehrere Aufträge, und dieser entschied sich für die Tour vom Staatsforst Gunbower zum McKay-Sägewerk, eine Strecke von dreißig Meilen. Da der Staatsforst achtzig Meilen von Echuca entfernt war, bedeutete dies, dass sie unter der Woche fern von der Stadt sein würden. Das gab für Joe den Ausschlag, sich für diese Fuhre zu entscheiden, abgesehen von dem Geld, das sie ihm einbrachte.
»Wenn euch der Schleppkahn nützt, kann ich ja mit euch mitfahren«, bot Neal an.
»Das kann ich nicht von dir verlangen, Neal«, sagte Joe. »Schließlich ist dein eigenes Schiff wieder voll einsatzfähig.«
»Je früher du deine Schulden an Silas zurückbezahlen kannst, desto besser, Joe. Ich weiß, dir geht es vor allem darum, ihn von Francesca fern zu halten, und ich möchte euch gern meine Hilfe anbieten.«
»Das ist sehr großzügig von dir, Neal.« Joe vermutete, dass es Neal ebenso glücklich stimmen würde wie
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