Am Fluss des Schicksals Roman
keinen Schlaf finden würde, aber konnte sie es wagen, sich neben Neal zu setzen?
»Ich muss dir herzlich danken, dass du meinen Vater unterstützt«, sagte sie und mied seinen Blick. »Du hast dich als wahrer Freund erwiesen.«
»Ich tue das für dich«, entgegnete Neal, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
Francesca begriff seine Worte nicht.
Im nächsten Moment streckte Neal ihr die Hand entgegen, um ihr zu bedeuten, sich neben ihn zu setzen.
»Du bringst ein großes Opfer für deinen Vater. Deshalb tue ich das für dich.«
Francesca bemerkte den weichen Klang in Neals Stimme. Nach wie vor wagte sie es nicht, in seine dunklen Augen zu schauen. »Danke. Dad weiß deine Hilfe sehr zu schätzen,und das gilt auch für mich.« Sie ergriff seine ausgestreckte Hand und ließ sich neben ihn auf den Boden sinken.
»Joe hat mir gesagt, dass Silas sich auf eine lange Verlobungsdauer eingelassen hat, aber man kann seinem Wort nicht trauen.«
»Es wird mehrere Monate harte Arbeit und eisernes Sparen erfordern, bis wir das Geld zusammenhaben, damit Dad seine Schulden bei Silas begleichen kann. Das wird zwar ganz schön schwer, aber es ist zu schaffen, wenn wir die Zinsen nicht aufbringen müssen.«
Neal machte ein besorgtes Gesicht.
»Außerdem ist Silas noch nicht von Henrietta Chapman geschieden«, fuhr Francesca fort. »Zumindest hat er noch keine Scheidungsurkunde. Selbst wenn er auf die Hochzeit drängen wollte, kann er das nicht.«
»Dieser Mann ist zu allem fähig, was ihm in den Sinn kommt, Francesca.« Neal betrachtete sie, nach wie vor auf den Ellbogen gestützt.
Sie spürte seinen Blick und richtete ihr Augenmerk auf den Fluss. »Und wenn schon. Ich werde ihm niemals das Jawort geben«, entgegnete sie.
Die Vorstellung, sie könnte die Frau von Silas Hepburn oder eines anderen Mannes werden, versetzte Neal einen Stich ins Herz.
Ein kurzes Schweigen entstand, und die Spannung zwischen beiden wurde fast unerträglich. Ihr Verstand sagte Francesca, aufzustehen und an Bord zu gehen, aber sie konnte sich nicht rühren. Ständig musste sie an Neals Küsse denken und wie sehr sie diese genossen hatte.
Neal verspürte das Bedürfnis, sie in die Arme zu ziehen, war aber nicht sicher, wie sie darauf reagieren würde.
»Ein herrlicher Abend, nicht?«, sagte Francesca und blickte zu den Sternen empor. Da Neal keine Antwort gab, wandte sie sich ihm zu. Seine dunklen Augen schimmerten, undder Schein des Feuers spiegelte sich darin. Sie war von seinem Blick gefesselt. Wenn sie doch nur wüsste, was er gerade dachte!
Er streckte die Hand vor und fuhr sachte mit den Fingerspitzen über die weiche Haut ihres Armes. Sie zitterte, aber er hatte den Eindruck, sie wäre zusammengezuckt, sodass er innehielt. Er sah ihr in die Augen und fragte sich, warum sie nicht zurückwich und ob sie ihn vielleicht genauso begehrte wie er sie.
Francesca bemerkte, dass Neals Atem lauter und schneller ging, so wie ihr eigener. Ihr Blick heftete sich auf seinen Mund, und sie öffnete leicht die Lippen.
Das war das Zeichen, auf das Neal gewartet hatte. Er richtete sich auf, zog sie in seine starken Arme und küsste sie innig, ohne dass Francesca sich sträubte. Vielmehr schmiegte sie sich an ihn und schlang die Arme um seinen Hals, wobei ihr Herz laut klopfte. Neben ihnen knisterte das Feuer, doch die Hitze zwischen ihnen rührte nicht daher.
»Haben Sie große Schmerzen im Arm, Joseph?«, fragte Lizzie. Ihr war aufgefallen, dass er seinen Arm immer wieder massierte, und von Francesca wusste sie, dass Joe nicht mehr in der Lage war, das Ruder zu halten.
»Der Arm schmerzt ständig und ist mittlerweile steif, aber damit muss ich leben«, entgegnete Joe. »Was machen Ihre Rippen?« Er hatte bemerkt, dass sie selten über Schmerzen klagte.
»Die Schmerzen lassen allmählich nach. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich mich hier so wohl fühle.«
»Das freut mich sehr, Elizabeth.«
»Dafür ist es für Sie deutlich schwerer, nicht? Und von der vielen Arbeit wird Ihr Arm bestimmt nicht besser.« Obwohl Joe, genau wie Ned, keine schweren Gegenstände hob, schufteten beide hart, um die Decks sauber zu halten und das BeundEntladen der Fracht zu beaufsichtigen. Zudem hackten sie das Holz klein, schürten den Kessel, füllten die Wasservorräte auf und kümmerten sich um zahlreiche kleinere Aufgaben. Sie konnten von Glück sagen, dass Neal mit an Bord war.
»Sobald ich die Marylou abbezahlt habe, werde ich kürzer treten«, sagte Joe. »Es
Weitere Kostenlose Bücher