Am Fluss des Schicksals Roman
uns verlobt.« Verdutzt registrierte Silas, dass Regina bei seinen Worten leichenblass geworden war. Er konnte sich das nur damit erklären, dass sie eifersüchtig war. Er fand es seltsam, dass sie weder bei Henrietta noch bei Brontë Emotionen gezeigt hatte, aber schließlich war keine der beiden so schön wie Francesca.
»Ich kann nicht glauben, dass ein Mann von deinem Ansehen und deiner Intelligenz sich mit einer Frau von derart zweifelhaftem Ruf wie Francesca Callaghan verlobt«, sagte Regina. »Hast du völlig den Verstand verloren?«
»Würdest du bitte leiser sprechen, Regina? Ich habe von keinem ein schlechtes Wort über Francesca gehört, nur von dir. Wie kommt das?«
»Du hast eben nicht genau hingehört, aber das ist typisch für einen Mann. Ihr Männer lasst euch von euren Begierden leiten, statt von eurem Verstand.«
»Ich lasse mir von dir die gute Laune nicht verderben. Aber da wir gerade von Francesca sprechen ... ich wäre dir sehr verbunden, wenn du aufhören würdest, sie schlecht zu machen. Sie wird bald meine Frau, und ich erwarte, dass man ihr mit Respekt begegnet. Jeder, der sich meinem Wunsch widersetzt, wird es mit mir persönlich zu tun bekommen. Ich hoffe, du verstehst mich. Wenn du mich jetzt bitteentschuldigst. Ich muss noch Vorbereitungen für die Verlobungsfeier treffen.« Er wandte sich zum Gehen, hielt jedoch kurz inne. »Ich weiß, die Einladung kommt ein bisschen spät, aber ich hoffe, du und Frederick kommt. Das wird die Feier des Jahres in Echuca, das garantiere ich.«
Nach diesen Worten spazierte er davon, während Regina vor Wut schäumte. Ich werde da sein, Silas, sagte sie sich, aber aus dem einzigen Grund, um Francesca ins Gewissen zu reden. Du wirst deine Tochter nicht heiraten, das garantiere ich dir.
Auf dem Weg zurück zum Bridge Hotel richtete Silas’ Aufmerksamkeit sich erneut auf die Ophelia. Er traf eine Entscheidung. Nach Joes Rückkehr würde er ihn sich zur Brust nehmen. Er wünschte nicht, dass Neal Mason weiterhin auf der Marylou arbeitete, und er würde dafür sorgen, dass Joe ihn wieder loswurde. Sollte Joe nicht hören wollen, würde er sich selber darum kümmern, Neal Mason aus dem Weg zu schaffen – ein für alle Mal.
Regina ging auf der Suche nach Clara über den Flur der Redaktionsräume des Riverine Herald. Schließlich entdeckte sie das Mädchen in einem kleinen Büro an einem Schreibtisch.
»Guten Tag, Clara«, sagte sie im Türrahmen. »Wie geht es Ihnen?«
Clara freute sich über ihren Besuch. »Danke, gut, Mrs Radcliffe. Vor einer Woche hat Monty mich zum Mittagessen eingeladen, und seitdem treffen wir uns hin und wieder.« Er hatte zwar keine weitere Einladung zum Essen ausgesprochen, doch Clara war sicher, dass diese folgen würde.
Regina wusste, dass sie erst bei der Verlobungsfeier die Gelegenheit haben würde, sich Francesca vorzunehmen, weshalb ihr Erscheinen zwingend erforderlich wäre. Sie war sicher, dass Monty sie begleiten würde, und wenn auch nur, um Francesca anzuflehen, Silas nicht zu heiraten.
»Monty hat vor kurzem eine Einladung zu einer Feier erhalten, und es würde mich nicht überraschen, wenn er Sie bittet, ihn zu begleiten. Aber behalten Sie das bitte für sich«, sagte Regina.
Vor Freude strahlte Clara übers ganze Gesicht. »Das werde ich, Mrs Radcliffe.«
Silas erwartete bereits die Marylou, als diese abends andockte. Zuvor hatte Joe Neal mit seinem Schleppkahn an der Anlegestelle der Ophelia abgesetzt.
Lizzie hielt sich in Francescas Kajüte versteckt. Obwohl Joe ihr versprochen hatte, sie vor jedem zu beschützen, war Lizzie noch nicht bereit, Silas gegenüberzutreten. Außerdem wollte sie nicht riskieren, dass Joe herausbekam, dass Silas der Mann gewesen war, der sie so übel zugerichtet hatte. Das würde den Plan gefährden, die Marylou abzubezahlen.
»Na, eine harte Woche gehabt, Joe?«, fragte Silas, als Joe das Schiff festmachte.
»Ja, wir sind hundemüde«, entgegnete Joe. »Heute Abend werden wir alle uns früh in die Koje legen.«
Silas runzelte die Stirn. »Ich hatte gehofft, Francesca speist mit mir zu Abend. Ich habe eine Überraschung für sie.«
In diesem Moment kam Francesca an Deck. Sie hatte Silas’ Stimme vernommen und wollte ihrem Vater nicht zumuten, sich alleine mit diesem Kerl herumzuschlagen.
»Da ist ja meine zukünftige Braut«, rief Silas freudig aus. »Guten Abend, meine Teuerste.«
Sein bloßer Anblick verursachte Francesca Übelkeit. »Guten Abend, Silas.«
Ihm entging
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