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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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würde sich nicht scheuen, dasselbe zu tun. Ich bin sicher, er hat es schon mehr als einmal getan.«
    »Trotzdem wird er uns sofort verdächtigen, vor allem, wenn ich die Verlobung löse«, wandte Francesca ein. Sie dachte dabei einzig an ihren Vater. Sie wollte vermeiden, dass Joe mit dem Gesetz in Konflikt geriet.
    »Es wird mehr als genug Zeugen geben, die uns ein Alibi verschaffen«, sagte Ned.
    »Stimmt«, pflichtete Joe ihm bei. »Mag sein, dass Silas eine Menge Leute hinter sich hat, aber Männer wie er schaffen sich auch viele Feinde. Unter diesen Umständen ist das äußerst hilfreich.«
    Francesca richtete den Blick auf Lizzie. »Sie wissen doch recht gut über Silas Bescheid, oder?«
    »O ja. Über die Jahre hinweg habe ich einiges von seinen Geschäften mitbekommen, auch von den schmutzigen«, entgegnete sie. »Außerdem kenne ich seinen Tagesablauf.« Sie versicherte ihnen, dass Silas sonntagabends im Bridge Hotel zu speisen pflegte und im Anschluss daran meist dem Steampacket einen Besuch abstattete, um das Personal und die Geschäfte zu überprüfen. Danach suchte er zu später Stunde meistens das Star Hotel auf, um von den betrunkenen Matrosen nützliche Informationen aufzuschnappen.
    Erneut musste Joe daran denken, was Silas Lizzie angetan hatte. Nie würde er vergessen, in welchem ZustandFrancesca sie an Bord gebracht hatte. »Heiz den Kessel an, Ned«, sagte er kurz entschlossen. »Wir nehmen wieder Kurs auf Echuca.« Er zwinkerte Lizzie zu, die zurücklächelte.
    »Es wird bald dunkel, Joe«, gab Ned zu bedenken.
    »Ich kenne den Fluss wie meine Westentasche. Die Dunkelheit ist kein Problem.«
    »Du bist der Käpt’n.«
    »Eigentlich ist Francesca der Käpt’n, ich bloß der Lotse.«
    »Was hast du vor, Dad?«, fragte Francesca.
    »Wir werden Silas mit seinen eigenen Waffen eine Lektion erteilen«, erwiderte Joe.

    In der Dunkelheit, im Schutz der wolkenverhangenen Nacht, schlichen Joe und Ned sich an den Ponton heran. Da Lizzie lediglich die Taue gekappt hatte, war der Ponton zwar abgetrieben, doch ohne auseinander zu brechen, sodass Mike Finnion ihn hatte bergen und wieder flottmachen können. Diesmal wollten Joe und Ned dafür sorgen, dass er nie wieder repariert werden konnte. Sie durchtrennten sowohl die Befestigungstaue als auch die Seile, die die Planken zusammenhielten, und lösten zudem die Verbindungsbolzen. Kurz darauf brach der Ponton auseinander und trieb auf dem dunklen Fluss mit der Strömung davon.
    »Den holt er nicht mehr zurück«, spottete Joe.
    »Pssst«, machte Ned, konnte ein Kichern aber nicht unterdrücken.

    Am Montagmorgen hielten sich Francesca, Joe, Lizzie und Ned im Ufergebüsch auf der Flussseite in New South Wales versteckt und beobachteten, wie Silas die Stelle inspizierte, an der die Pontonbrücke vertäut gewesen war. Neal, der nichts von ihrer Tat ahnte, war mit der Ophelia hinausgefahren. Trotz der Entfernung war deutlich zu sehen, dass Silas außer sich war. Er fuchtelte wild mit den Armen und brülltedie Fährleute an. Zwar verspürten Joe und die anderen Mitleid mit den Männern, doch ihre Genugtuung, Silas so in Rage versetzt zu haben, war noch größer.
    »Für gewöhnlich taucht er jeden Montagmorgen früh hier auf, um die Wochenendeinnahmen zu zählen. Der Geizkragen traut niemandem über den Weg, wenn es um sein Geld geht«, sagte Lizzie. »Schätze, wir haben seinen Tagesablauf gewaltig auf den Kopf gestellt.«
    Sie mussten lachen.
    Joe und Ned hatten den Montagabend ausgesucht, um die Curlew zu versenken. Sie bestanden darauf, dass Lizzie und Francesca währenddessen auf der Marylou blieben, was Francesca gelegen kam, da sie heimlich plante, dann das Bridge Hotel aufzusuchen, um Silas in flagranti zu erwischen. Die Marylou ankerte am Flussufer, gut hundert Meter vom Pier entfernt. Gegen fünf Uhr nachmittags machten sich Joe und Ned zum Hafen auf. Sie wussten, dass auch Mike Finnion und seine Crew feste Gewohnheiten pflegten. Gleich nach dem Anlegen würden sie sich mehrere Stunden in die Kneipe verziehen.
    Wie erwartet, suchten Mike und seine Crew nach Feierabend die Schänke des Star Hotels auf. Ned ging ihnen hinterher. Kaum hatten sie sich dort für den Abend gemütlich eingerichtet, verließ Ned ungesehen die Schänke durch den Schmugglertunnel – ein unterirdischer Fluchtweg für Schnapsschmuggler und allerlei Gesindel, um nicht den Constables zu begegnen – und lief zurück zum Pier. Joe hatte unterdessen die Matrosen auf den anderen

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