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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Schiffen beobachtet. Manche hatten sich in die Kneipe verzogen, andere nach Hause zu ihren Frauen und Kindern.
    Während Ned Wache hielt, hieb Joe die Axt in den Rumpf der Curlew. Sie hatten überlegt, ob sie das Schiff in Brand stecken sollten, doch das war zu gefährlich, weil zu beiden Seiten der Curlew weitere Dampfer festgemacht hatten undzudem die Gefahr bestand, dass das Feuer auf den Pier übergriff. Außerdem wollten sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie wollten lediglich das Schiff still und leise auf dem Grund des Flusses verschwinden lassen.
    Joe hatte vor, ein Leck vom Durchmesser eines kleinen Eimers in den Schiffsrumpf zu schlagen. Das nahm mehrere Minuten in Anspruch und verursachte ihm Schmerzen in der Schulter, aber da er im Rumpf stand, drangen seine Schmerzensschreie nicht nach draußen. Als das Wasser einströmte, kletterte er an Deck, wo er mit Ned zusammenstieß.
    »O Mann. Dank dir, Ned, bin ich soeben um fünf Jahre gealtert.«
    »Sorry, Joe«, flüsterte Ned.
    »Was machst du hier an Bord? Du sollst doch am Pier Wache halten.«
    »Mike Finnion und seine Männer sind im Anmarsch«, stieß Ned aufgeregt hervor.
    »Das sagst du mir erst jetzt?«
    »So früh hab ich nicht mit ihnen gerechnet. Ich dachte, die bleiben noch mindestens eine weitere Stunde in der Schänke hocken.«
    »Wo sollen wir uns jetzt verstecken?«
    »Wir werden sicher nicht mit dem Schiff absaufen. Wie würde das denn aussehen?«, sagte Ned. »Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als ins Wasser zu springen.« Die Vorstellung widerstrebte ihm, da die Nacht frisch war.
    Gleich darauf vernahmen sie Schritte und Stimmen, sodass sie zum Heck schlichen, wo sie versuchten, sich leise ins Wasser gleiten zu lassen, doch in der Hektik waren sie dennoch zu hören.
    »Was war das?«, sagte Mike Finnion, der noch an Land stand.
    Sein Maschinist zündete sich eine Zigarette an. »Was meinst du?«
    »Hat sich angehört, als wäre jemand ins Wasser gefallen«, sagte Mike.
    »Du hörst Gespenster.«
    Mit einem Achselzucken tat Mike das Geräusch als Einbildung ab.
    Unterdessen schwammen Ned und Joe hinter den vertäuten Schiffen durch das dunkle, eiskalte Wasser, um nicht entdeckt zu werden. Zum Glück lagen mehr als zwanzig Dampfer dicht beieinander, was ihnen eine gute Deckung verschaffte, aber sie würden bis zur Anlegestelle der Marylou weiterschwimmen müssen, bevor sie sich an Land wagen konnten.
    Die Curlew bekam langsam Schlagseite, doch Mike und seine Crew bemerkten es nicht, da sie dem Schiff den Rücken zukehrten und sich über einen Vorfall amüsierten, der sich vor einigen Tagen ereignet hatte.
    »Die haben noch gar nicht mitbekommen, dass das Schiff sinkt«, flüsterte Joe Ned zu, während sie durch den Fluss wateten. Sie beobachteten, wie das Ruderhaus nach hinten absackte, und hörten das Knirschen des Rumpfes, der voll Wasser lief.
    »Stimmt«, gab Ned mit ungläubiger Stimme zurück. Am liebsten hätte er laut gelacht, aber sie mussten sich leise verhalten.
    Wenige Minuten später wandte Mike sich um und wollte an Bord gehen. Von der Curlew ragten nur noch der Bug und ein Teil des Ruderhauses aus dem Wasser.
    »Was, zum Teufel ...«, fluchte er laut, während er versuchte, Klarheit in seinen vom Alkohol benebelten Schädel zu bekommen. »Das Schiff sinkt!«
    Die drei Männer liefen in heller Aufregung durcheinander. Offenbar wussten sie nicht, was sie tun sollten. Aber es war ohnehin nichts mehr zu machen; dafür war es zu spät.
    »Stell dir Silas’ Gesicht vor, wenn er das erfährt«, flüsterte Joe.
    »Mike Finnion hat jetzt die undankbare Aufgabe, Silas mitzuteilen, dass sein ganzer Stolz auf dem Grund des Flusses liegt.«
    »Zu schade, dass Lizzie das nicht sehen kann«, sagte Joe.
    »Vielleicht sollten wir wieder zum Angeln rausfahren«, gab Ned flüsternd zurück. »Im Campaspe gibt es prächtige Flusskrebse.«
    »Gute Idee«, entgegnete Joe. »Wir fragen Neal, ob er mitkommt.«
    Aus dem Star Hotel kamen mehrere Männer, durch Mike Finnions Gebrüll neugierig geworden.
    »Besser, wir verschwinden von hier«, sagte Joe. Sie schwammen weiter flussabwärts.

    Währenddessen blickte Regina unablässig auf die Uhr. Sie saß in ihrer Kutsche vor dem Bridge Hotel, von wo aus sie den Eingang beobachtete. Sie wartete auf Silvia Beaumont, die von ihr angeheuerte Schauspielerin, die sie um sieben Uhr vor dem Hotel treffen sollte. Regina hatte Silvia vor mehreren Jahren kennen gelernt, als sie die Gastaufführung

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