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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sich ihr plötzlich eine Hand über den Mund legte und sie brutal in eine Seitengasse gezerrt wurde. Sie versuchte zu schreien und sich zu wehren, wurde aber von starken Armen festgehalten. Obwohl sie sicher war, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hatte, bereute sie es nicht, die Mühle angesteckt zu haben. Es war das Einzige in ihrem Leben, auf das sie stolz war.
    »Still, Lizzie«, zischte ihr eine Männerstimme ins Ohr, während sie weiter festgehalten wurde. Starr vor Angst gehorchte sie. Sie schloss die Augen und erwartete hoffnungslos ihr Ende. Nach einer Weile, die ihr quälend lang erschien, vernahm sie in unmittelbarer Nähe Schritte auf der High Street. Sie schlug die Augen auf. Trotz der Finsternis war Silas eindeutig zu erkennen, und ihr Herz begann erneut zu rasen. Sie wand sich, um aus der Umklammerung freizukommen, und als sie den Kopf drehte, erkannte sie Neal. Neben ihm stand Francesca.
    »Pssst«, raunte ihr diese zu. Sie verharrten noch einige Minuten mucksmäuschenstill, bevor Neal sich zur Straße wagte, um nachzusehen.
    »Die Luft ist rein«, verkündete er gleich darauf, und sie seufzten vor Erleichterung. »Nichts wie weg hier.«Schützend hielt Silas den Schirm vor sich, während der Regen ihm auf seinem Weg entgegenpeitschte. In der Entfernung konnte er die Mühle ausmachen. Plötzlich schlug sein Puls schneller. Fassungslos nahm er den rötlichen Schein der Flammen wahr, die sich durch das Dach über dem Büro fraßen.
    »Zur Hölle mit euch!«, brüllte er in die Nacht.
    Während Lizzie, Neal und Francesca die High Street hinunterrannten, hörten sie Silas’ Geschrei. »Was hast du getan, Lizzie?«, fragte Neal. Er und Francesca hatten die Rauchschwaden am Himmel entdeckt. Da sie vermutet hatten, dass Lizzie damit zu tun hatte, waren sie losgerannt, um Silas zu überholen. Als sie durch die Seitengasse wieder zur High Street stießen, kamen sie gerade rechtzeitig, um Lizzie abzufangen. Andernfalls wäre sie Silas direkt in die Arme gelaufen.
    »Ich ... habe die Mühle in Brand gesteckt«, antwortete sie stockend.
    »Besser, wir machen uns rasch aus dem Staub«, sagte Neal.

    Sie brauchten durch den Regen anderthalb Stunden, um zurück zur Marylou zu gelangen. Joe und Ned waren erleichtert, als sie eintrafen. Nachdem sie sich trockene Sachen angezogen hatten und sich mit heißen Getränken, die Ned zubereitet hatte, zusammensetzten, blieb keinem verborgen, dass Lizzie wie ausgewechselt wirkte. Zum ersten Mal machte sie den Eindruck, sich des Lebens zu freuen.
    »Wir sind froh, dass Sie das Bridge Hotel verschont haben«, sagte Francesca.
    Lizzie ließ den Kopf hängen. »Ich war entschlossen, es anzuzünden, doch als ich davor stand, fuhr eine Familie mit Kindern vor. Das hat mich schlagartig daran erinnert, wer dort alles übernachtet. Ich wäre lieber tot umgefallen, als das Risiko einzugehen, dass unschuldigen Menschen, vor allem Kindern, etwas zustößt.«
    »Das war richtig von dir, Lizzie«, sagte Neal.
    »Danke, dass du mich vorhin in die Gasse gezerrt hast«, entgegnete sie. »Damit hast du mir wahrscheinlich das Leben gerettet.« Die bloße Vorstellung, was Silas mit ihr gemacht hätte, jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken, aber dennoch war sie der Überzeugung, dass es das Risiko wert gewesen war. Sie sah Francesca an. »Das ist jetzt schon das dritte Mal, dass Sie mich gerettet haben.«
    Francesca schenkte ihr kurz ein Lächeln. »Es wird allmählich zur Gewohnheit.«
    »Erzählt, was ist passiert?«, wollte Joe wissen.
    »Ich habe die Weizenmühle in Brand gesteckt«, erwiderte Lizzie.
    »Warum?«, gab Joe zurück. »Ich weiß zwar, dass Silas die Mühle gehört, aber sie ist nur zweitrangig für ihn.«
    »Mit der Mühle hat es etwas Besonderes auf sich«, entgegnete Lizzie. »Wenn Silas betrunken war, hat er oft davon gesprochen. Ich weiß noch, einmal hat er gesagt, dass niemand je auf den Gedanken käme, eine Mühle zu überfallen, sodass sie der beste Ort sei, Wertsachen zu verstecken. Damals habe ich gedacht, er redet Unsinn, aber gleichzeitig habe ich noch sein höhnisches Lachen im Ohr. Wer weiß, vielleicht versteckt er dort sein Geld oder wichtige Papiere.«
    »Ich halte es für besser, wenn wir ab sofort aufhören«, sagte Joe. »Bevor wir noch irgendwann auf frischer Tat ertappt werden.«
    Die anderen stimmten ihm zu.

    Silas geriet völlig außer sich, als er sah, dass das Feuer bereits auf die Mühle übergegriffen hatte. Er versuchte

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