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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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dazwischenplatzen.
    Joe seufzte. Ihm war klar, dass es nichts nützte, den Briefzu ignorieren. Wenn er Silas die Marylou nicht überließ, würde der einen Haftbefehl gegen ihn erwirken. Joe hob den Brief wieder auf, öffnete ihn und überflog die Zeilen. Francesca beobachtete verstohlen, wie sein Gesichtsausdruck sich beim Lesen veränderte und er den Brief ein zweites Mal durchlas, um den Sinn des Geschriebenen zu erschließen.
    »Aber ... das gibt’s doch gar nicht«, sagte er perplex und ließ sich auf die Sitzbank sinken.
    »Was ist, Dad? Stimmt etwas nicht?«
    »Du wirst es nicht glauben ...«
    »Was ist denn los, Joe?«, wollte nun auch Ned wissen. Er nahm an, dass Silas Joe vor Gericht bringen wollte.
    »Man hat mir Geld vermacht ... viel Geld«, stieß Joe hervor.
    Neds Gesicht hellte sich auf. »Wie viel ist es denn?«
    Francesca sah den beiden ihre Erleichterung an. Sie wusste, dass Ned sich nicht minder Sorgen gemacht hatte als Joe, obwohl er das nach außen nicht gezeigt hatte. Wie ihr Vater zählte er zu den Menschen, die ein gutes, anständiges Herz hatten. Sie schätzte sich glücklich, dass die beiden zu ihrem Leben gehörten.
    »Lies du vor, mein Mädchen«, sagte Joe und reichte ihr den Brief.
    Dabei bemerkte Francesca, dass seine Hände zitterten. Sie überflog das Schreiben. »Ein Cousin von dir, ein gewisser John Devaney, hat dich in seinem Testament als Erbe eingesetzt. Er hinterlässt dir ... tausenddreihundert Pfund !« Francesca kreischte vor Begeisterung auf und fiel ihrem Vater um den Hals.
    »Es könnte sich um ein Versehen handeln, mein Mädchen. Ich kenne nämlich keinen John Devaney«, sagte Joe.
    »Du hast mir doch selbst erzählt, dass du einen Großteil deiner Verwandtschaft in Irland gar nicht kennst, Dad.«
    »Das stimmt allerdings. Aber warum sollte ein Cousin,dem ich niemals begegnet bin, mir so viel Geld hinterlassen?«
    »Keine Ahnung. Dafür kann es viele Gründe geben. Du nimmst das Erbe doch an, oder?«
    »Eher nicht«, entgegnete Joe. »Manche Dinge sind zu schön, um wahr zu sein. Vielleicht liegt da ein Missverständnis vor, und es gibt noch einen anderen Joe Callaghan.«
    Francesca und Regina hatten sich eine plausible Geschichte ausgedacht, damit Joe nicht misstrauisch wurde. Sie blickte wieder auf den Brief. »Ich bezweifle stark, dass es einen zweiten Joseph Quinlan Callaghan gibt, der noch dazu am selben Tag wie du geboren ist, Dad. So etwas wird von den Notaren immer genau überprüft. Das ist ihre Pflicht.«
    »Ich schätze, du hast Recht.« Fassungslos schüttelte Joe den Kopf. In seinen kühnsten Träumen hätte er nicht damit gerechnet, dass ihm ein solches Wunder zuteil würde. Es war unglaublich.
    »Hier steht, dass du das Geld ab sofort in der Kanzlei William Crown an der Marsh Street in Moama abholen kannst. Worauf warten wir noch, Dad?«
    Joe war völlig perplex. »Zum ersten Mal im Leben glaube ich an Wunder.« Er blickte Ned und Francesca an. »Ihr wisst, was das bedeutet? Wir müssen die Marylou nicht abgeben.« Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln, während Francesca vor Glück zu Tränen gerührt war. Sie hatte den Eindruck, dass Joe und Ned ebenfalls feuchte Augen bekamen. Es war ein Moment, den sie niemals vergessen würde.
    »Joe«, rief in diesem Augenblick John Henry, der am Bug der Syrett stand, die neben ihnen ankerte. »Silas Hepburn ist im Anmarsch.«
    Während Francesca beim Postamt war, hatte Joe John Henry erklärt, weshalb er in die Verlobung von Francesca und Silas eingewilligt hatte. Nachdem diese nun gelöst war, wollte Joe seinen Freunden gegenüber nicht weiter mit derWahrheit hinterm Berg halten. Er konnte sie nicht in dem Glauben lassen, sich verkauft zu haben.
    »Mir kam das von Anfang an spanisch vor«, hatte John Henry erwidert. »Schließlich war Silas dir schon immer verhasst. Du steckst doch nicht etwa hinter Silas’ plötzlicher Pechsträhne?«
    »Jeder bekommt, was er verdient«, hatte Joe entgegnet, und John war in Gelächter ausgebrochen.
    »Lasst uns schnell von hier verschwinden«, sagte Joe jetzt und stieg zum Ruderhaus empor, während Ned auf den Kai sprang, um die Ankerseile einzuholen.
    Als Silas das Ende des Piers erreichte, wo die Marylou festgemacht hatte, war er außer Atem. Joes Freunde hatten ihm »unbeabsichtigt« Hindernisse in den Weg gestellt, indem sie gemächlich Fässer vor ihm hergerollt hatten und ein Sack mit Kaffeebohnen »versehentlich« vor seinen Füßen geplatzt war.
    »Bringt mir sofort

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