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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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»Aber es ist ein Glück, dass es schüttet. Der Regen wird verhindern, dass sie ihren irrsinnigen Plan, Feuer zu legen, in die Tat umsetzt.«
    »Wo kann sie nur stecken?«, überlegte Francesca. »Lass uns hinter dem Hotel nachsehen.«
    Sie wollten gerade die Straße überqueren, als plötzlich Silas aus dem Hoteleingang trat. Im Schein der Lampe über dem Eingang öffnete er einen Regenschirm.
    »Wo will der denn bei so einem Wetter noch hin?«, meinte Neal, nachdem er rasch wieder in den Schatten vor dem Eingang der Bäckerei eingetaucht war.
    »Keine Ahnung«, entgegnete Francesca beunruhigt.
    Silas wandte sich in Richtung High Street.
    »O Gott«, sagte Francesca. »Wenn Lizzie hinter dem Hotel ist, entdeckt er sie vielleicht!«
    Neal und Francesca huschten ebenfalls die High Street entlang und folgten Silas, der auf der anderen Straßenseite ging. Dabei hielten sie Abstand zu ihm, damit sie schnell in einem dunklen Ladeneingang oder einer der schmalen Gassen Deckung suchen konnten, sollte er sich umdrehen. Doch Silas stapfte mit gesenktem Kopf und hochgeschlagenem Kragen voran, während der Regen von seinem Schirm strömte.
    »Wo will er hin?«, sagte Francesca zu Neal.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Neal. »Wahrscheinlich will er bloß seine Läden abklappern.«
    »Welche gibt es denn hier in der Nähe?«
    »Ein Möbelgeschäft, den Krämerladen und die Mühle am Ende der Straße.«
    Silas blieb vor seinem Möbelgeschäft stehen, das in völlige Dunkelheit getaucht war. Er rüttelte an der Tür, um sich zu vergewissern, dass sie abgeschlossen war. Mit Michael Bromley hatte er einen guten Geschäftsführer gefunden, und der Laden selbst warf regelmäßig Gewinn ab, aber ihm galt nicht seine Hauptsorge.
    »Offenbar macht er tatsächlich einen Kontrollgang. Der Krämerladen ist ein Stück weiter auf unserer Straßenseite«, sagte Neal. »Besser, wir verlassen die Straße.« Er packteFrancescas Hand und führte sie durch eine schmale Gasse zur Rückseite der Gebäude, um Silas am Ufer des Campaspe entlang weiter zu folgen.

    Lizzie schlug eine Fensterscheibe ein und kletterte in das kleine Büro neben der Mühle. Suchend sah sie sich um, ohne genau zu wissen, wonach sie Ausschau hielt, wobei sie die hübsche Geldkassette entdeckte, die ein paar Shilling enthielt. Lizzie steckte sich die Münzen ein. Unerwartet empfand sie Genugtuung, Silas’ Geld an sich zu nehmen, ohne eine Gegenleistung dafür zu erbringen. Sie kostete dieses Gefühl aus vollem Herzen aus. Als Nächstes klaubte sie die Unterlagen vom Schreibtisch, zog die Ordner aus den Schubladen und warf alles auf den Fußboden.
    »Jetzt werden deine Geheimnisse in Rauch aufgehen, Silas«, murmelte sie und zündete ein Streichholz an. Lächelnd ließ sie es auf das Papier fallen, das sofort Feuer fing. Dann nahm sie die Bürostühle und stellte sie über den Brandherd. Im Nu standen sie in Flammen. Fasziniert betrachtete sie einige Augenblicke ihr Werk, bis der Rauch und die Hitze sie in die Wirklichkeit zurückholten. Lizzie kletterte wieder durch das Fenster ins Freie und ging die High Street hinunter, ohne zu ahnen, dass Silas ihr in der Dunkelheit entgegenkam.
    Als Lizzie ungefähr fünfzig Meter von der Mühle entfernt war, wandte sie sich um. In dem trüben Licht und dem Regen konnte sie lediglich einen rötlichen Schimmer durch das Bürofenster wahrnehmen. Das Feuer breitete sich schnell aus, sodass sie erneut lächelte, zufrieden mit sich selbst.
    Im nächsten Moment verflog ihr Hochgefühl, weil sie von schlechten Erinnerungen eingeholt wurde. Sie musste daran denken, wie oft Silas sie geschlagen hatte. Sie musste an all die Schimpfnamen denken, die er ihr an den Kopf geworfen hatte, und wie er ihr die letzte Selbstachtung genommen hatte. Er hatte sie vergewaltigt und angespuckt, benutzt undmisshandelt. Nun zahlte sie es ihm heim, wie sie es sich geschworen hatte. Wenn die Mühle abbrannte, hätte ihr Leiden unter Silas Hepburn ein Ende. Sie wusste zwar nicht, was die Zukunft bringen würde – falls sie überhaupt eine Zukunft hatte –, dafür aber wusste sie mit Bestimmtheit, dass Silas ihr nie wieder etwas antun könnte. Diese Zeiten waren vorbei.
    Lizzie zog den Kopf ein und beschleunigte ihren Schritt. Da es ohne Laterne zu finster war, um zur Marylou zurückzufinden, spielte sie mit dem Gedanken, im Bordell zu übernachten. Sie vermisste die anderen Mädchen, die bestimmt froh wären, sie unversehrt zu sehen.
    Hastig eilte Lizzie weiter, als

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