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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sich eingebrockt hat.«
    »Ich weiß nicht, Dad«, entgegnete Francesca. »Ich wollte gerade nach ihr suchen, aber dann kam Neal.« Suchend ließ sie den Blick übers Ufer schweifen.
    »Ich dachte, sie hätte sich mit dir hingelegt«, sagte Joe.
    »Nein, sie war nicht in der Kajüte. Ich dachte, sie ist bei euch an Deck«, erwiderte Francesca. Sie hatte mindestens zwei Stunden geschlafen, sodass es lange her war, seit sie Lizzie zuletzt gesehen hatte.
    »Das letzte Mal habe ich sie in der Kombüse gesehen, wo sie sich Tee aufgegossen hat«, sagte Ned. »Kurz bevor wir eingedöst sind.«
    »Wo kann sie bloß sein?« Schlagartig befiel Francesca ein schrecklicher Gedanke. »Sie wird doch nicht ... Sie wird doch nicht in die Stadt gegangen sein, um ...« Die Enttäuschung, dass die anderen von ihrer Idee, im Bridge Hotel Feuer zu legen, nicht angetan waren, stand Lizzie im Gesicht geschrieben; dennoch wäre keiner von ihnen auf den Gedanken gekommen, dass Lizzie ihr wahnwitziges Vorhaben auch ohne ihre Billigung ausführen würde. »Oh, Dad ... Lizzie würde doch nicht wagen, das Hotel in Brand zu stecken ...?«
    Joe hatte mit einem Mal schreckliche Angst um Lizzie.
    »Ich werde am Campaspe entlang zu Fuß zur Stadt gehen«, sagte Francesca. Das war der kürzeste Weg, den Lizzie vermutlich ebenfalls gewählt hatte, zumal man auf dieser Strecke nicht befürchten musste, von jemandem gesehen zu werden.
    »Nein, Francesca. Ich werde gehen«, erklärte Joe.
    »Du bleibst hier, Joe. Ich werde Francesca begleiten«, sagte Neal daraufhin. »Allerdings brauchen wir eine Laterne. In knapp einer Stunde ist es dunkel.«
    »Du musst hier bleiben, Dad, falls sie zurückkommt«, sagte Francesca. Sie hatte die vage Hoffnung, dass Lizzie lediglich einen Spaziergang machte oder dass sie, falls sie tatsächlich daran dachte, den Brandanschlag zu verüben, inzwischen zur Besinnung gekommen war und den Rückweg zur Marylou eingeschlagen hatte.
    »Seid vorsichtig«, warnte Ned.
    »Vielleicht sollten wir den Kessel anfeuern und näher an die Stadt heranfahren«, meinte Joe. »Dann müsst ihr nicht den ganzen Weg im Finsteren zurückgehen.«
    »Nein, lass gut sein, Dad. Es dauert mehrere Stunden, um den Kessel aufzuheizen. Bis dahin dürften wir wieder hier sein.«
    Joe betete stumm, dass sie Recht hatte.
    Kurz darauf folgten Neal und Francesca dem Verlauf des Campaspe in Richtung Stadt. Der Campaspe war längst nicht so breit wie der Murray und floss am Ende der High Street vorüber. Beide Flüsse waren für Echuca lebenswichtig, vor allem der Murray, doch wenn sie Hochwasser führten, stand die Stadt unter Wasser. In den letzten hundert Jahren war dies mehrmals geschehen, aber häufiger kam es vor, dass die Flüsse in der Dürreperiode austrockneten.
    »Traust du Lizzie ernsthaft zu, dass sie das Bridge Hotel in Brand setzt?«, fragte Neal, während sie sich vorsichtig am Ufer entlang vorwärts bewegten. Rasch brach die Dunkelheit herein, und Neal zündete die Laterne an. Dennoch mussten sie die Augen nach Rattennestern, Schlangen und Wombatlöchern offen halten.
    »Ja. Sie will Rache, und wer kann ihr das verübeln, nachdem Silas sie beinahe totgeschlagen hätte? Aber es macht sie blind für die Folgen. Unschuldige Menschen könnten sterben. Hinzu kommt die Gefahr, von Silas ertappt zu werden. Wir müssen Lizzie unbedingt finden, bevor sie eine schreckliche Dummheit macht oder Silas sie ertappt.«
    Neal legte ihr den Arm um die Schulter, woraufhin Francesca sich an ihn drückte, dankbar für die tröstende Geste.
    »Ich bin sehr froh, dass du mich begleitest«, sagte sie.
    »Ich hätte dich niemals alleine gehen lassen«, gab Neal zurück.
    »Vielleicht ist Lizzie ja auch zurück ins Bordell. Sie hatDad gegenüber Andeutungen gemacht. Ich dachte zwar, Dad hätte sie wieder aufgerichtet, aber ihr Selbstwertgefühl ist nicht besonders stark.«
    Nachdem sie das Bordell erwähnt hatte, fiel ihr wieder ein, dass Neal dort regelmäßiger Gast war, und sie löste sich aus seiner Umarmung. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, warum er dort so viel Zeit verbrachte, aber sie war dazu nicht fähig.
    Neal ahnte, welche Gedanken Francesca gerade beschäftigten, zumal sie ihn mehrmals dabei beobachtet hatte, wie er im Bordell ein und aus ging. Es brannte ihm auf der Zunge, ihr von Gwendolyn zu erzählen, doch er hielt den Zeitpunkt für ungeeignet.

    Silas schritt unruhig in seinem Zimmer auf und ab. Er hatte seinen Kartenspielabend abgesagt, weil ihm

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