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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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mein Schiff zurück!«, brüllte Silas ihnen nach, während die Marylou vom Pier zurückstieß. Er schüttelte drohend die Faust, doch Joe grinste nur und salutierte spöttisch in Silas’ Richtung. Als Francesca das Schiff mit Kurs auf Moama gewendet hatte, rief er ihm aus dem Ruderhaus zu: »Wir sehen uns heute Nachmittag.« Dann betätigte er die Dampfpfeife, während Francesca das Ruder hielt und die Marylou ihre Fahrt nach Moama antrat.

    Gegen zwei Uhr nachmittags befand die Marylou sich schon wieder auf der Rückfahrt nach Echuca, und Joe Callaghan war um fast tausenddreihundert Pfund reicher, nachdem er zur Feier des Tages ein anständiges Essen und Wein spendiert hatte. Man hatte Joe mitgeteilt, dass es sich bei John Devaney um einen entfernten Cousin väterlicherseits gehandelt habe, der sein Leben lang ein Liebhaber von Schiffen gewesen sei. Anscheinend hatte er längere Zeit in Louisiana amMississippi gelebt, wo er sich als Matrose auf Schaufelraddampfern verdingt hatte. Er hatte nie geheiratet, besaß keine Geschwister, und seine Eltern waren bereits tot. Ursprünglich hatte er sein Geld einer wohltätigen Organisation vermachen wollen, die sich um ehemalige Matrosen kümmerte, aber nachdem er im Familienstammbaum nachgeforscht hatte, hatte er offenbar entdeckt, dass er einen entfernten Cousin hatte, der Schiffer war und in Australien lebte.
    »Mr Devaney hatte seine Eigenarten, daher hat er testamentarisch festgelegt, dass Sie das Erbe ausschließlich für Ihr Schiff verwenden dürfen«, erläuterte William Crown, während er Joe den Scheck überreichte. »Ich weiß, das ist eine recht ungewöhnliche Bedingung, aber wäre das möglich?«
    »Oh, das ist kein Problem«, entgegnete Joe. »Wie haben Sie mich eigentlich aufgespürt?«
    William Crown sah Joe einen Moment lang verständnislos an.
    »Ich nehme an, dass es in Australien nicht so viele Joe Callaghans gibt, Dad«, sagte Francesca rasch, denn Joe durfte nicht stutzig werden.
    »So ist es«, bestätigte William Crown. »Sie sind der Einzige, daher gibt es keinen Zweifel.«
    »Ich bedaure sehr, dass mein Cousin – Gott habe ihn selig – verschieden ist, aber ich kann Ihnen sagen, dass er sich keinen besseren Zeitpunkt hätte aussuchen können«, sagte Joe. »Woran ist er eigentlich gestorben? Er kann noch nicht sehr alt gewesen sein.«
    »Ich ... Sie müssen verzeihen, aber sein Notar hat mich nicht über die genauen Umstände informiert«, erwiderte William Crown beflissen. »Ich weiß lediglich, dass er unter einer schweren Krankheit litt.«
    »Nun, ist wohl auch nicht von Belang, da ich ihn ja nicht gekannt habe«, sagte Joe. »Allerdings beschäftigt mich noch eine Frage ...«
    Francesca rutschte das Herz in die Hose.
    »Ich muss diesen Scheck unbedingt heute noch einlösen, Mr Crown.«
    »Gleich gegenüber ist die Bank von New South Wales, dort wird man Ihnen behilflich sein«, entgegnete Crown. »Sie werden bereits erwartet.«
    »Das ist äußerst zuvorkommend von Ihnen, Mr Crown.«
    »Keine Ursache, Sir. Es hat mich gefreut, Sie in meiner Kanzlei beehren zu können.«
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite.« Joe wandte sich zu Francesca und Ned. »Wenn wir bei der Bank waren, schlage ich vor, dass wir einen Abschiedstoast auf John Devaney aussprechen, bevor wir nach Echuca zurückschippern. Silas kann ruhig noch ein wenig auf sein Geld warten.«
    Ned lachte fröhlich, und Francesca bekam vor Erleichterung wacklige Knie.

    Als die Marylou später in Echuca anlegte, erwartete Silas sie bereits am Pier, wo sich einige Schaulustige eingefunden hatten. Es überraschte ihn nicht, dass Joe zurückkehrte, zumal dieser eine ehrliche Haut war und nicht anders konnte. Doch er tobte innerlich, weil Joe ihn so lange hatte schmoren lassen. Dennoch trübte dies kaum Silas’ Freude, nun die Möglichkeit zu haben, Joe vor versammelter Meute herunterzuputzen.
    Joe war seinerseits genauso wenig überrascht, dass Silas die Schuldpapiere schon in der Hand hielt, aber er versuchte trotzdem, seine Hochstimmung zu verbergen. Er würde genüsslich das Theater abwarten, das Silas gleich veranstalten würde, und ihn gründlich auflaufen lassen.
    »Guten Tag, Silas«, sagte er in gespielt resigniertem Tonfall, als er zu ihm an Land trat.
    Silas holte tief Luft, um den Moment in die Länge zu ziehen. Dann stieß er den Atem wieder aus und wandte sichsowohl an die Schaulustigen als auch an Joe. »Joseph Callaghan, diese anständigen Leute können bezeugen, dass ich

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