Am Fluss des Schicksals Roman
ein großzügiger Mann bin, dem das Wohl der Gemeinde am Herzen liegt, aber da Sie mit den Rückzahlungen für das Darlehn in Verzug sind, beanspruche ich die Sicherheit, mit der Sie gebürgt haben, nämlich die Marylou .« Auf dem Pier hätte man in diesem Moment eine Stecknadel fallen hören können. Selbst die Vögel waren verstummt.
»Verstehe«, entgegnete Joe und ließ den Kopf hängen. Ihm war klar, wie schlimm es für ihn geworden wäre, würde das Geld für Silas nicht in seiner Tasche stecken. »Und wie viel genau schulde ich Ihnen, Silas?«
»Mit den Zinsen beläuft sich die Summe auf ...« Silas sah kurz in den Papieren nach, die er in der Hand hielt, obwohl er die Summe bis auf den Penny auswendig wusste. »Neunhundertvierzehn Pfund.«
»Neunhundertvierzehn Pfund!«, wiederholte Joe. »Das ist viel Geld.« Bislang hatte er ihm hundertfünfzig Pfund zurückerstattet, in dem Wissen, dass es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein war, da Silas den Zins immer höher geschraubt hatte. »Die Zinsen, die Sie verlangen, sind Wucher, und trotzdem lassen Sie in Ihren Häusern immer noch mit Wasser gepanschten Schnaps ausschenken.«
Er erntete schallendes Gelächter. Bloß Silas lachte nicht mit.
»Das ist gelogen«, widersprach er wütend.
Joe bemerkte das kalte Funkeln in Silas’ Augen. Er hatte schon immer den Eindruck gehabt, dass in den toten Augen eines Fisches mehr Wärme lag.
»Sie haben die Bedingungen gekannt, als Sie den Schuldschein unterschrieben haben«, sagte Silas. »Wenn Sie damals schon wussten, dass Sie das Darlehn niemals würden tilgen können, warum haben Sie es dann angenommen? Ich bin ein großzügiger Mensch, aber kein Wohltätigkeitsverein.«
»Sie haben Recht, Silas.« Joe sah kurz in die Gesichter der Männer, die einen Kreis um ihn und Silas gebildet hatten, und bemerkte die mitfühlenden Blicke. Jeder der Männer hatte schon schwere Zeiten durchgestanden, und die meisten hingen genauso an ihren Schiffen wie Joe an der Marylou. Er wusste, dass ihm der eine oder andere sogar seine Unterstützung angeboten hätte, wäre es ihm möglich gewesen.
»Ich fordere euch jetzt auf, das Schiff zu räumen«, sagte Silas mit Genugtuung.
»Nein«, gab Joe zurück. »Die Marylou bekommen Sie nur über meine Leiche.«
»Muss ich etwa den Constable holen?«, fragte Silas. Es würde seine Rache nur noch stärker befriedigen, mit anzusehen, wie Joe von seinem Schiff geschleift wurde.
Joe hielt seinem Blick eisern stand, und ein Lächeln umspielte seinen Mund. Silas war sichtlich irritiert.
Dann sah er zu, wie Joe in seine Tasche griff und ein Bündel Geldscheine hervorzog. Mit angehaltenem Atem verfolgten er und die versammelten Männer, wie Joe neun Hunderter und vierzehn Ein-Pfund-Noten abzählte. »Hier«, sagte er und drückte Silas das Geld in die Hand. »Jetzt sind wir quitt.« Er holte einen Shilling hervor, schnipste ihn durch die Luft und steckte ihn anschließend in Silas’ Brusttasche. »Den gibt es als Trinkgeld.«
Die Zuschauer brachen in johlendes Gelächter aus.
Während Silas fassungslos auf das Geld in seiner Hand starrte, riss Joe ihm den Schuldschein aus der anderen Hand, zerriss ihn in kleine Fetzen und warf sie hoch in die Luft, sodass sie wie Konfetti über den Fluss geweht wurden. Er verspürte überwältigende Erleichterung und Genugtuung angesichts der Gewissheit, dass die Marylou wieder sein Schiff war, und er hoffte, dass Mary in diesem Augenblick vom Himmel zu ihm herablächelte.
Silas’ Gesicht war zu einer steinernen Maske gefroren.»Wo haben Sie so viel Geld aufgetrieben?«, brachte er mit krächzender Stimme hervor. Er fragte sich unwillkürlich, ob Joe das Geld in der Mühle gefunden hatte.
»Ich will es mal so ausdrücken: Das Glück war mit mir«, sagte Joe.
»Sie haben es aus der Mühle gestohlen!«, tobte Silas. »Sie haben mir mein Geld gestohlen und danach meine Mühle angesteckt!«
Joe erkannte, dass Lizzie Recht gehabt hatte. Offenbar hatte Silas in der Mühle tatsächlich sein Geld und seine Wertsachen versteckt gehabt. Dieser Gedanke ließ ihn lächeln, denn das setzte dem Ganzen die Krone auf. »Um die Wahrheit zu sagen – mir wurde von einem entfernten Cousin Geld vermacht. Ich komme gerade aus Moama vom Notar. Aber ich höre mit Bedauern, dass in Ihrer Mühle Geld verbrannt ist. Das nennt man Pech.«
Silas’ Fassungslosigkeit schlug in Zorn um, als das Publikum Joe jubelnd beklatschte.
»Ich weiß, dass Sie die Curlew versenkt haben
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