Am Fluss des Schicksals Roman
Jahren mit Silas Hepburn betrogen hatte.
»Ich musste ihm erklären, weshalb ich seine Gefühle nicht erwidern kann. Den Rest überlasse ich dir«, raunte Francesca ihr zu.
Dann ließ sie die beiden alleine. Regina tat ihr Leid, doch ihr Mitleid mit Monty war größer.
»Montgomery Radcliffe wurde verhaftet«, berichtete Francesca ihrem Vater, Ned und Neal nach ihrer Rückkehr. Sie bemerkte Neals erschrockenes Gesicht. »Er hat sich schuldig bekannt, ein Scheit von dem Brennholz, das du aufgeladen hast, mit Sprengstoff präpariert zu haben.«
»Warum sollte er so etwas tun?«, fragte Neal.
»Er konnte sich nicht damit abfinden, dass ich dich geheiratet habe.«
»Woher weißt du das?«, fragte Joe.
»Ich habe zufällig gesehen, dass er in Handschellen zur Wache gebracht worden ist, also habe ich Regina aufgesucht. Sie hat zwar eingeräumt, dass ihr Montys sonderbares Verhalten in letzter Zeit aufgefallen war, aber sie war gar nicht auf die Idee gekommen, er könnte jemandem Schaden zufügen.«
Neal sah, wie aufgewühlt Francesca war. »Dann hat der Anschlag den Dieb meines Schiffes das Leben gekostet, obwohl es mich treffen sollte?«
Francesca kniete sich neben seinen Schlafplatz und legte den Kopf an seine Schulter. »Ja. Es ist eine schreckliche Geschichte, Neal, und ich danke Gott, dass ich dich noch habe.«
Schweigend hörte Monty Regina zu, als diese ihm erklärte, dass sie sich vor Jahren aus Einsamkeit auf eine Affäre eingelassen, Francesca am Flussufer zur Welt gebracht und sie dann in einer Wanne auf dem Wasser ausgesetzt hatte. Sie hatte Mühe, Monty ihre damalige Verzweiflung und Angst begreiflich zu machen, da sie im Grunde wusste, dass er niemals Verständnis dafür aufbringen würde. Allerdings hatte sie eine völlig andere Reaktion erwartet.
»Ich kann nicht glauben, dass du dein eigenes Kind ausgesetzt hast. Andererseits weiß ich, dass ich keine bessere Mutter haben könnte als dich«, sagte er. »Ich verzeihe dir, weil ich dich liebe, und ich weiß, Vater hätte dir ebenfalls verziehen. Vielleicht hätte es einige Zeit gedauert, aber er hat dich angebetet, und wir wissen ja beide, wie sehr er Francesca ins Herz geschlossen hatte.« Montys Mundwinkel zuckten. »Dann hätte ich eine Schwester gehabt«, fuhr er fort. »Das hätte mir so sehr gefallen ...«
Weinend umklammerte Regina die Gitterstäbe. »Ich war sicher, dass Frederick mir niemals verzeihen würde. Sonst hätte ich ihm die Wahrheit gesagt. Du und dein Vater, ihr habt mir alles bedeutet. Ich hatte solche Angst, euch beide zu verlieren.«
Monty wirkte bekümmert und erschöpft. »Wer ist Francescas Vater?«, fragte er.
»Das spielt keine Rolle.«
»Für mich vielleicht nicht, aber weiß es Francesca?«
»Ja, aber sie will nichts mit dem Mann zu tun haben. Sie betrachtet Joe Callaghan als ihren Vater, und das ist gut so ...«
Ned entdeckte Francesca in der Abenddämmerung am Flussufer, wo sie alleine spazieren ging. Neal schlief, Joe und Lizzie saßen am Heck und angelten.
»Alles in Ordnung, Frannie?«, fragte er, als er sie eingeholt hatte. Er spürte, dass sie jemanden zum Reden brauchte.
»Es wird schon wieder, Ned. Ich mache mir große Sorgen um den armen Monty.« Die Vorstellung, er könnte gehenkt werden, erfüllte sie mit Entsetzen.
Ned hatte sich ebenfalls Gedanken gemacht. Er wusste, dass Francesca nach all den Ereignissen noch unter Schock stand, spürte aber, dass irgendetwas anderes sie zusätzlich belastete. »Ist Regina deine leibliche Mutter, Frannie?«
Francesca erschrak, weil Ned die Wahrheit erraten hatte, aber sie nickte.
»Und hätte Monty das gewusst«, fuhr Ned leise fort, »hätte er nicht versucht, Neal umzubringen ...«
»Oh, Ned«, stieß Francesca hervor und ließ sich in seine Arme fallen.
Ihr Kummer schmerzte Ned. Sie war noch so jung und hatte in der kurzen Zeit, seit sie wieder zu Hause war, Schlimmes durchmachen müssen. Es war ihm ein Rätsel, wie sie das durchstand.
»Das wird schon wieder, Frannie. Auch wenn du Mitleid mit Monty hast – Eifersucht ist keine Entschuldigung für das, was er getan hat. Daran ändert auch nichts, dass Regina deine leibliche Mutter ist.«
»Ich weiß, Ned. Aber hätte Monty die Wahrheit früher erfahren ...«
»Hat Regina dir gesagt, wer dein Vater ist?«, fragte Ned dazwischen.
Francesca sah, dass er Angst vor der Antwort hatte. »Erwar ihr ehemaliger Liebhaber«, entgegnete sie bloß, denn die Wahrheit war zu grausam, um sie zu offenbaren. »Es
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