Am Fluss des Schicksals Roman
komme soeben von Derby Downs, wo Ihre Mutter mir sagte, dass Sie den Mordversuch an Neal gestanden haben«, entgegnete Francesca.
Monty ließ den Kopf hängen.
»Warum, Monty? Was hat Sie zu einer so schrecklichen Tat getrieben?« Es schmerzte Francesca, dass es so weit gekommen war. Wäre die Wahrheit nicht verheimlicht worden, hätten sie und Monty einander wie Geschwister lieben können.
»Meine Liebe zu Ihnen ist alles, was ich zu meinerVerteidigung vorbringen kann, Francesca. Ich war krank vor Eifersucht, als Sie Neal Masons Frau wurden.«
»Ich sagte Ihnen doch schon, dass es für Sie und mich keine Zukunft gibt. Daran hätte auch Neals Tod nichts geändert.«
»Vielleicht doch.«
»Nein, Monty.«
»Wenn Sie mir eine echte Chance gegeben hätten ...«
»Hören Sie auf, Monty. Zwischen uns wird es niemals etwas geben.«
Montys Gesichtsausdruck bestätigte Francescas Vermutung, dass seine Hoffnung nie erloschen war. »Es wäre viel Leid vermieden worden«, sagte sie vorwurfsvoll.
»Wie kann ein Mann vermeiden, sich in eine Frau zu verlieben?«
Francesca beschloss, Monty die Wahrheit zu sagen, darüber, weshalb sie seine Gefühle nicht erwidern konnte.
»Monty, all diese Unglücke hätten sich vermeiden lassen, wenn man Ihnen gesagt hätte, wer ich wirklich bin ...«
»Wer Sie wirklich sind? Was soll das heißen, Francesca?«
Sie holte tief Luft. »Ich bin deine Halbschwester.«
Monty wurde schlagartig blass, schüttelte aber entschieden den Kopf. »Nie und nimmer! Wie kommen Sie auf so einen Unsinn?«
»Es ist kein Unsinn, Monty. Es ist die Wahrheit. Als ich es erfahren habe, war ich genauso schockiert wie du.«
Monty starrte Francesca entgeistert an. Sein Verstand sträubte sich gegen das, was er hörte, doch er sah, dass Francesca es ernst meinte.
»Ich habe ein unverkennbares Muttermal am Oberschenkel. Es sieht aus wie ein Stern. An dem Wochenende, an dem ich auf Derby Downs eingeladen war, hat deine Mutter es zufällig gesehen und sofort erkannt.«
»Meine Mutter ... hat es erkannt? Wie das?«
»Wenn du dich erinnerst, hat sie sich damals in ihrem Zimmer eingeschlossen und sich geweigert, herauszukommen. Sie stand unter Schock. Damals habe ich das nicht gewusst, aber etwas später hat sie mir dann die Wahrheit gesagt.«
»Wahrheit? Welche Wahrheit?« Monty begriff immer noch nicht völlig, was er zu hören bekam.
»Dass Regina nicht nur deine Mutter ist, sondern auch meine.«
»Das ergibt überhaupt keinen Sinn, Francesca. Warum sollte sie mir das verschweigen und Ihnen nicht?« Monty sprang auf und stellte sich an die Gittertür.
»Wir brauchen jetzt nicht mehr so förmlich miteinander umzugehen, Monty. Deine Mutter hatte Angst, dass du und dein Vater, dass ihr euch von ihr abwendet, wenn sie euch gestehen würde, dass ich ihre Tochter bin. Mehr will ich darüber gar nicht sagen. Das ist Reginas Aufgabe. Sie wird sicher bald herkommen. Jedenfalls ... nachdem ich erfahren habe, dass wir Geschwister sind, musste ich unsere Verbindung lösen.«
Ein gequälter Ausdruck erschien auf Montys Gesicht. »O Gott«, stieß er hervor und sank gegen die Gitterstäbe.
»Tut mir Leid, Monty, dass ich dir so viel Kummer bereitet habe, doch am meisten bedaure ich, dir nicht eher die Wahrheit gesagt zu haben. Dann wärst du jetzt nicht hier.«
»Wahrscheinlich werde ich für meine Wahnsinnstat hingerichtet«, sagte er. »Gott möge mir vergeben.«
Francescas Augen füllten sich mit Tränen. »Vielleicht stimmt es den Richter milde, wenn er die genauen Umstände erfährt. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.«
Monty, der sich nach wie vor gegen die Gitterstäbe lehnte, hob den Kopf und blickte sie so schmerzerfüllt an, dass es Francesca beinahe das Herz brach. Er war nur noch ein Schatten jenes Mannes, den sie vor ein paar Monaten kennen gelernt hatte. Damals hatte er Warmherzigkeit undLebensfreude besessen, und eine strahlende Zukunft lag vor ihm. Frannie konnte nicht verhindern, dass sie sich an seinem Untergang mitschuldig fühlte.
»Eigentlich müsste ich hinter Gittern sitzen, und nicht du, Monty«, erklang plötzlich eine betrübte Stimme hinter ihnen.
Francesca wandte sich um und sah Regina. Mit tränenüberströmtem Gesicht blickte sie ihren Sohn an.
Als Monty seine Mutter sah, kauerte er sich wieder auf die Bank und ließ den Kopf hängen.
Regina warf einen Blick auf Francesca, während sie versuchte, sich zu sammeln, um ihrem Sohn zu gestehen, dass sie seinen Vater vor vielen
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