Am Fluss des Schicksals Roman
Nutzen. Die Anklage verzichtete tatsächlich darauf, da Monty nicht bestritt, was ihm zur Last gelegt wurde. Stattdessen gestand er, aus Eifersucht gehandelt zu haben, um Francesca das Martyrium eines richterlichen Verhörs zu ersparen, obwohl seinVerteidiger ihm dringend geraten hatte, dies nicht zu tun. Als Monty in Fußketten und Handschellen in einen Vorraum abgeführt wurde, konnte Regina nicht mehr an sich halten.
»Ich werde dem Gericht mitteilen, dass Francesca meine Tochter ist und dass ich dir die Wahrheit verschwiegen habe«, sagte sie zu Monty. »Wenn der Richter die näheren Umstände berücksichtigt, lässt er vielleicht Milde walten. Ich sage William, er soll mich als Zeugin aufrufen.«
»Das ist nicht nötig, Mutter«, entgegnete Monty niedergeschlagen.
»Doch, das werde ich tun«, widersprach Regina. »Ich kann nicht untätig der Verhandlung beiwohnen, ohne dir zu helfen.«
»Ich habe eine schreckliche Tat begangen, Mutter, und ich lasse nicht zu, dass du dafür büßen musst ... oder Francescas Vater. Francesca hat entschieden, Joe zu verschweigen, dass du ihre leibliche Mutter bist, und das sollten wir respektieren.«
»Aber nicht auf deine Kosten, Monty«, sagte Regina verzweifelt. Sie warf Francesca einen flehentlichen Blick zu.
Auch wenn Francesca der seelische Zustand ihres Vaters sehr am Herzen lag, war Montys Tod ein viel zu hoher Preis dafür. »Das rettet dir das Leben, Monty. Ich werde Dad die Wahrheit sagen«, beschied sie ihm. »Du hast es nicht verdient, wegen einer Kurzschlusshandlung gehängt zu werden.«
»Ich danke dir für deine Großmut, Francesca. Ich habe viel darüber nachgedacht, was ich getan habe. Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist. Es war, als hätte ich mich in einen anderen Menschen verwandelt. Trotzdem muss ich die Verantwortung für meine Tat übernehmen. Ihr sollt nicht für meine Unbesonnenheit büßen. Ich habe mich mit meinem Schicksal abgefunden, deshalb bitte ich euch beide: Lasst mich das Richtige tun, und zwar mit Würde.«
»Nein, Monty, ich will dich nicht verlieren«, stieß Regina hervor und sank weinend auf die Knie.
Francesca bemerkte, dass Montys mühsam aufrechterhaltene Fassade zu bröckeln begann, als er sah, wie seine Mutter sich quälte. Er starrte an die Decke, um nicht die Fassung zu verlieren. Ihm war deutlich anzusehen, dass er versuchte, um ihretwillen Stärke zu bewahren, doch Francesca erkannte, dass er schreckliche Angst vor dem Galgen hatte. Nach wie vor trug er Handschellen, aber er beugte sich dennoch vor und half Regina wieder hoch.
»Ich muss wieder in den Gerichtssaal, Mutter. Bitte, gib dir keine Schuld an dem, was ich getan habe. Ich bin ein erwachsener Mann und für meine Taten alleine verantwortlich. Aber ich bin froh, dass Vater meine Schande nicht mehr erleben muss. Ich bitte dich, denk stets an die guten Zeiten, die wir hatten, und vergiss nicht, dass ich dich liebe.« Er rang sich ein Lächeln ab, doch seine Augen waren feucht, und seine Lippen bebten. Er blickte Francesca an. »Leb wohl, kleine Schwester«, flüsterte er.
»Oh, Monty«, sagte Francesca und umarmte ihn. »Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch«, erwiderte er mit leiser Stimme. »Bitte ...« Er rang innerlich mit sich selbst, bevor er weitersprechen konnte. »Gib auf Regina Acht, sie wird dich brauchen.« Er sah kurz auf seine Mutter. »Und versprecht mir, immer füreinander da zu sein.«
Während der Wachmann Monty zurück in den Saal führte, brach Regina weinend an Francescas Schulter zusammen.
Als Monty in den Zeugenstand gerufen wurde, gab er eine kurze, nüchterne Schilderung seiner Tat zu Protokoll. Regina und Francesca waren bewegt, weil er sich so tapfer hielt, und zugleich bekümmert darüber, dass er gewillt war, seine Strafe anzunehmen – ohne jeden Versuch, das Gericht mildezu stimmen. Hätte ihre Tochter nicht neben ihr gesessen, hätte Regina vielleicht die Wahrheit hinausgeschrien. Fran versuchte sie zu trösten, war vor Angst aber selbst wie betäubt.
Mit Würde und Gefasstheit erklärte Monty dem Gericht, dass seine Eifersucht ihn in einen anderen Menschen verwandelt habe, dem jede Vernunft abhanden gekommen sei. Er beschrieb, wie er den Anschlag auf die Ophelia geplant hatte. Dann erklärte er, dass er keine persönliche Abneigung gegen Neal Mason hege, den er im Gegenteil für einen anständigen Mann hielte. Er gestand, dass es ihm allein um Francesca gegangen sei. Er sagte aus, dass er bereits bei ihrer ersten
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