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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Tee. Neal hatte gesehen, dass Jock sich auf das Brot und den Käse gestürzt hatte, als hätte er seit Tagen nichts mehr in den Magen bekommen.
    Als die Wanne gefüllt war, rief Neal ihn zu sich. »Wirf deine Kleidung einfach auf den Boden«, sagte er. »Ich leg dir was Sauberes zum Anziehen bereit, wenn du fertig bist.«
    Während Neal seine Kleidung und ein paar alte Anziehsachen durchsah, die Teddy ihm hinterlassen hatte, hörte er Jock selig seufzen, als dieser seinen halb erfrorenen Körper in das dampfende Wasser gleiten ließ.
    Neal musste lächeln, zufrieden, dass der alte Mann seine klapprigen Knochen wärmte. Er suchte ein Hemd, eine Hose, eines seiner Jacketts und einen Pullover von Teddy heraus.
    »Was hast du für eine Schuhgröße?«, rief er zu Jock hinüber.
    »Keine Ahnung, Kumpel«, entgegnete Jock. »Ich hab klitzekleine Füße, aber wenn mir deine Schuhe zu groß sind, kann ich sie ja mit Zeitungspapier ausstopfen.«
    Neal schüttelte den Kopf. Er betrat wieder das Bad und hob mit spitzen Fingern Jocks zerschlissene Kleider vom Boden auf, um sie in einen Beutel fallen zu lassen.
    »Warte, Kumpel«, sagte Jock. Er griff nach dem Jackett und räumte die Taschen leer.
    »Sind das deine Wertsachen, Jock?«, fragte Neal kichernd.
    »Das sind meine Glücksbringer, Kumpel«, erwiderte Jock. »Ohne die wäre ich längst ein toter Mann.«
    »Was sind das für Glücksbringer?«, fragte Neal, verwundert, dass ein alter Mann so viele Talismane mit sich herumtrug.
    Daraufhin streckte Jock ihm eine übel riechende Hasenpfote und einen grünen Gegenstand entgegen, der mit Dreck verschmiert war. Neal rümpfte angewidert die Nase, fragte Jock jedoch, was es mit dem grünen Gegenstand auf sich habe, der wie eine Anstecknadel aussah. Jock tauchte sie kurz unter Wasser, um den Schmutz abzuwaschen. Als Neal die Nadel genauer betrachtete, wurden seine Augen groß. »Wo hast du die gefunden, Jock?«, fragte er verwundert.
    »Ich hab sie nicht gefunden, Kumpel«, entgegnete Jock, der sich über Neals Reaktion wunderte.
    »Hat jemand sie dir gegeben?«
    »Ich habe sie nicht gestohlen, falls du das denkst. Sie hat mich vor dem Ertrinken bewahrt«, sagte Jock, der daran denken musste, dass der ursprüngliche Besitzer nicht so viel Glück gehabt hatte.
    »Vielleicht erzählst du mir, wie du darangekommen bist«, sagte Neal.

    Der Gerichtssaal, in dem der Prozess gegen Monty stattfand, war berstend voll. Die gesamte Gemeinde hatte sich um die Plätze gerangelt, und jene, die leer ausgegangen waren, warteten draußen das Urteil ab. Viele nahmen erstaunt zur Kenntnis, dass Francesca neben Regina saß – auch Joe, der von Lizzie und Ned begleitet wurde.
    Nach anderthalb Stunden, in denen die Zeugen angehört worden waren, ordnete Richter Gleeson eine kurze Unterbrechung an. Montys Verteidiger hatte die Erlaubnis erwirkt, dass Regina und Francesca einige Minuten lang mitMonty sprechen durften, bevor er in den Zeugenstand gerufen wurde. Mehrere Zeugen hatten bereits ausgesagt, darunter Sol Baxter, Gelegenheitsarbeiter in einer Mine, der Monty gegen gute Bezahlung eine Stange Dynamit besorgt hatte. Harry Marshall hatte erklärt, Monty habe ihn bestochen, um Neal die Fuhre zwischen Echuca und Moama zu geben. Drei Farmer hatten übereinstimmend ausgesagt, dass Monty sich auf ihren Grundstücken in Ufernähe herumgetrieben habe. Alle drei gaben an, Monty habe die Ophelia beobachtet, doch William Randall, Montys Verteidiger, erhob Einspruch mit der Begründung, dies seien Mutmaßungen.
    Überdies wurden sechs Gemeindemitglieder im Zeugenstand über Montys Verhalten in den Tagen vor der Explosion befragt. Zwei waren Pächter von Geschäften, die im Besitz der Radcliffes waren. Sie sagten aus, dass Monty geschäftliche Termine nicht wahrgenommen und offenbar große private Sorgen gehabt habe. Wieder erhob Verteidiger Randall mit der Begründung Einspruch, dass es sich um bloße Mutmaßungen handle.
    Dann berichteten mehrere Stammgäste des Hotels über Montys sonderbares Verhalten: übermäßiger Alkoholkonsum, Streitlust, Launenhaftigkeit. Einigen fiel es sichtlich schwer, gegen Monty auszusagen, weil er allgemein beliebt war und großen Respekt genoss. Nichtsdestotrotz lag es auf der Hand, dass Monty jede Hoffnung auf Verständnis seitens des Richters begraben konnte.
    Francesca stand ebenfalls auf der Zeugenliste, doch sie hatte auf Befangenheit plädiert, mit der Begründung, ihre Aussage sei für die Anklagevertretung nicht von

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