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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Haar nach hinten gekämmt. Es dauerte ein paar Momente, bis er von den ersten Zuschauern erkannt wurde.
    Da sich das Urteil bereits bis zu der Menge draußen herumgesprochen hatte, befürchtete Neal, dass sie zu spät kamen. »Entschuldigen Sie, Euer Ehren!«, rief er, als der Richter sicherheben wollte. »Silas Hepburn ist nicht bei der Explosion der Ophelia ums Leben gekommen!«
    Im überfüllten Saal brach Tumult aus.
    »Ruhe!«, rief Richter Gleeson und schwang erneut den Hammer. »Ich fürchte, die Beweisaufnahme ist bereits abgeschlossen, Sir«, sagte er zu Neal, sichtlich verärgert. »Jede weitere Störung wird als Missachtung des Gerichts gewertet und mit Arrest bestraft.«
    »Mein Name ist Neal Mason, Euer Ehren. Ich bin der Mann, dem Monty Radcliffe das Leben nehmen wollte.«
    »Ich weiß, wer Sie sind.«
    »Dann sind Sie gewiss einer Meinung mit mir, Sir, dass ich der Letzte wäre, der dem Gericht entlastendes Beweismaterial vorlegen würde.« Neal warf einen kurzen Blick auf Francescas tränenüberströmtes Gesicht und hatte keine Zweifel mehr, das Richtige zu tun. Ihr Glück bedeutete ihm alles.
    »Was soll das heißen? Können Sie etwa beweisen, dass Mr Hepburn zum Zeitpunkt der Explosion nicht an Bord der Ophelia gewesen ist?« Da im Wasser und im näheren Umkreis weder eine Leiche noch irgendwelche Überreste gefunden worden waren, konnte der Richter einen möglichen Gegenbeweis nicht ignorieren.
    »Ich habe sowohl einen Zeugen als auch einen Beweis, Euer Ehren«, entgegnete Neal.
    »Treten Sie bitte vors Gericht, Sir, zusammen mit Ihrem Zeugen.«
    Neal trat mit Jock vor den Richter. »Das ist Jock McCree, Euer Ehren.«
    Der Richter musterte Jock kurz. »Das kann nicht Ihr Ernst sein, Mr Mason«, erwiderte er. Da Jock bereits viele Male wegen kleinerer Vergehen wie Trunkenheit und ungebührlichen Benehmens vor Gericht gestanden hatte, kannte Richter Gleeson ihn.
    »Es ist mein voller Ernst, Euer Ehren«, betonte Neal.
    »Also gut.« Richter Gleeson blickte auf den Gerichtsdiener. »Führen Sie Mr McCree in den Zeugenstand, und nehmen Sie ihm den Eid ab.«
    Nachdem Jock den Eid abgelegt hatte und der Richter Ruhe im Saal befohlen hatte, wies er William Randall an, mit der Befragung zu beginnen.
    Neal beugte sich kurz zu William und raunte ihm etwas zu.
    »Schildern Sie uns bitte, was an dem Abend geschehen ist, als die Ophelia explodiert ist, Mr McCree«, begann William.
    Jock räusperte sich. »Am Abend der Explosion, da war ich am Flussufer, wo ich mir ’nen klitzekleinen Schluck Rum gegönnt hab.«
    Im Saal wurde gekichert, und der Richter schwang erneut den Hammer und bedachte Neal mit einem Blick, der auszudrücken schien, dass er Jocks Berufung in den Zeugenstand für reine Zeitvergeudung hielt.
    »Ich hab gesehen, dass Mr Hepburn an Bord der Ophelia gestiegen ist und davor noch die Leinen losgemacht hat. Ich hab mich durch Rufen bemerkbar gemacht.«
    »Weshalb?«, fragte William.
    »Ich wollte ihn um eine klitzekleine Spende bitten«, antwortete Jock. »Um was in den Magen zu kriegen, verstehen Sie?«, fügte er hinzu, woraufhin wieder Gelächter erscholl. »Ich hab Mr Hepburn fluchen hören, und dann ist er raus an Deck gekommen. Er hat mich gefragt, ob ich mich mit Dampfschiffen auskenne. Ich hab gesagt, dass das der Fall ist. Ich war früher mal Kapitän, aber das ist lange her.«
    »Kommen Sie zum Punkt, Mr McCree«, mahnte Richter Gleeson ungeduldig.
    Jock machte ein finsteres Gesicht. »Was glauben Sie denn, was ich hier gerade mache?«
    »Dann machen Sie schneller«, gab der Richter zurück.
    Jock fuhr fort. »Mr Hepburn hat mich gebeten, das Ruder zu übernehmen und flussaufwärts zu fahren. Das hab ich getan. Während der Fahrt hat Mr Hepburn mir gesagt, ich soll auf das Unterdeck gehen. Er ist mir nachgegangen, hat mich plötzlich am Jackett gepackt und mich vor die Reling geschleudert. Im ersten Moment wusste ich gar nich’, wie mir geschah, aber dann is’ mir klar geworden, dass er mich über Bord werfen wollte, in den Fluss.«
    »Ist es ihm gelungen?«, fragte William.
    »Beinahe, aber ich konnte mich an seinem Jackett festklammern. Er war außer sich und schlug auf mich ein. Dann ist plötzlich die Reling durchgebrochen, sodass ich nach hinten gekippt bin, aber ich hab ihn mitgerissen.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Ja. Der Mistkerl ist neben mir ins Wasser geplumpst.«
    »Achten Sie bitte auf Ihre Ausdrucksweise, Mr McCree«, ermahnte der Richter ihn, was Jock allerdings

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