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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Francesca das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. »Es geht ihm doch gut ...?«
    Neds faltiges Gesicht nahm einen bekümmerten Ausdruck an. Wie sollte er Francesca beibringen, dass es Joe eine Zeit lang überhaupt nicht gut ergangen war? Er warf einen Blick auf die Kajüten. »Er ist an Bord, Frannie. Er hat sich hingelegt, weißt du ...«
    Er legte sich am frühen Nachmittag hin? Wieder blickte Francesca sich um. Ned bemerkte ihre Verwirrung. Er hatte versucht, an Bord zumindest halbwegs Ordnung zu halten, doch Joe hatte ihn schließlich davon abgebracht, weil er keinen Sinn mehr darin sah.
    »Das Schiff sieht aus, als hätte es seit Monaten keine Fahrt mehr gemacht, Ned. Was ist los?«
    Ned ließ den Kopf sinken. Mit welchem der vielen Probleme sollte er anfangen? »Der Kessel hat letzten Januar seinen Geist aufgegeben ...«
    Francesca war bestürzt. »Warum hat Dad mir nichts davon geschrieben? Seit Monaten habe ich keinen Brief von ihm bekommen.«
    Ned wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. »Nun ja, wir haben den Kessel repariert«, murmelte er, »aber trotzdem ...«
    In diesem Moment erschien Joe an Deck, da er Stimmen gehört hatte. Als er Francesca erblickte, riss er vor Überraschung die Augen auf, doch die herzliche Begrüßung, die sie erhofft hatte, blieb aus.
    Tränen stiegen Francesca in die Augen, als sie sah, in welcher Verfassung ihr Vater war. Sein Äußeres war ungepflegt, und eine Hälfte seines Gesichts war von einer hässlichen roten Narbe entstellt.
    »Was ist passiert, Dad?«, brachte Francesca im Flüsterton hervor und ging auf ihn zu.
    »Eins der Kesselrohre ist explodiert. Was machst du hier?«, fragte Joe in ungewollt schroffem Ton und wandte betreten das Gesicht ab.
    Francesca hatte das schreckliche Gefühl, unerwünscht zu sein, und erschrocken stellte sie fest, dass der Atem ihres Vaters nach Rum roch.
    »Ich habe dir doch geschrieben, Dad, wie unglücklich ich war. Ich konnte es bei den Kennedys nicht mehr aushalten und habe gekündigt.«
    »Du hast die Stelle bei den Kennedys gekündigt ...?«
    »Weil ich nur noch die Aufgabe hatte, Windeln zu wechseln, hinter den Kindern aufzuräumen und das Haus sauber zu halten. Und Ida erwartet schon wieder ein Baby. Ich hätte zu gern die Buchhaltung gemacht, aber man gab mir keine Gelegenheit.«
    »Aber es war eine feste Anstellung, Frannie, und ein Zuhause.«
    »Ich bin noch zu jung, um eine Horde Kinder zu bemuttern. Ich habe sie so sehr verwöhnt, dass sie mir keine ruhige Minute mehr ließen. Du hast meine Briefe doch bekommen, Dad?«
    Joe nickte. In ihren Briefen hatte Francesca sehr unglücklich geklungen, und sie kam ihm auch ein wenig blass und dünn vor. Dennoch waren ihre Sorgen nichts verglichen mit den seinen.
    »Warum hast du die Briefe denn nicht beantwortet?«
    Joe blickte zu Boden. »Ich ... ich hatte andere Dinge im Kopf.«
    Francesca fühlte sich verletzt, da diese »anderen Dinge« offenbar wichtiger waren als sie. »Ned hat mir gerade von euren Schwierigkeiten mit dem Kessel berichtet, aber das hättest du mir doch schreiben können. Du hättest mir mitteilen können, dass du einen Unfall hattest.«
    Joe drehte sich noch ein Stück weg und rieb sich das stoppelige Kinn. »Ich wollte dich nicht beunruhigen, Frannie«, entgegnete er schließlich leise. »Ich weiß, das ist keine Entschuldigung, aber mehr habe ich nicht zu bieten.«
    Ned sah Joe an. Ihm fiel ein, dass Joe in den letzten Monaten Frannies Briefe nur widerwillig geöffnet hatte. Manche hatte Ned sogar selbst aufgemacht und darauf bestanden, dass Joe sie ihm vorlas. Und er hatte auf ihn eingeredet, die Briefe zu beantworten, doch seine Worte waren auf taube Ohren gestoßen. Gern hätte Ned ihr selbst geschrieben, aber er konnte weder lesen noch schreiben. Und selbst wenn es anders gewesen wäre – er hätte nicht gewusst, was er Frannie hätte schreiben sollen. Dass ihre Situation kaum schlimmer sein könnte? Genau das war nämlich der Grund, dass Joe ihr nicht geschrieben hatte.
    »Ich kann nicht glauben, dass du eine so gute Anstellung aufgegeben hast, Frannie«, stieß Joe plötzlich wütend hervor. »Frank wird außer sich sein.« Joe hatte gar nicht so herzlos klingen wollen, und es ging ihm auch weniger um Frannies Kündigung: Es war ihm peinlich, dass sie sah, wie heruntergekommen er und sein Schiff waren.
    »Aber du hast doch gehört, was ich eben gesagt habe, Dad.Wenn du willst, schreibe ich ihnen einen Brief und entschuldige mich. Aber als Frank mich

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